2720 – Im Stern von Apsuma
Ansprache. »Sie reagiert erst jetzt darauf, dass Luna vor zwei Tagen aus dem Erdorbit verschwunden ist. Sie muss dringend gegen die Befürchtung ankämpfen, dass ein grünes Monstrum mitten im Helitas-System auftaucht. Sonst käme auch hier eine Auswanderungswelle in Gang, bevor der Mond über ihren Köpfen schwebt.«
Die Ministerin versicherte nun eindringlich, dass Tamaron Vetris bereits geeignete Schritte angeordnet hatte, um das System vor dem Techno-Mond zu schützen. »Im Gegensatz zu Terra haben wir keine Bedenken, Luna zu beschädigen oder notfalls sogar zu vernichten, wenn der Mond als Bedrohung gegen unsere Heimat eingesetzt wird. Der 1. September wird ein Tag des Triumphs für uns und ein schreckliches Debakel für die Onryonen werden!«
»Schalt ab, Lebbovitz«, sagte Blumencron. »Jetzt folgt das übliche politische Geschwätz. ›Ein Tag des Triumphs!‹ Wie schön für das Tamanium.«
Seufzend trank der kompakte Händler einen kleinen Schluck aus dem Reservoirglas. Er erhob sich mit einem mühsamen Schwung von der Couch und ging zur Tür.
»Ich habe zu tun. Gador-Athinas kommt gleich zur Maßanprobe für sein Verlassenheitsgewand.«
*
Gador-Athinas trug einen genauso eleganten Anzug wie bei seinem ersten Besuch in der FRANCESCO DATINI und wirkte genauso ernst und steif.
Blumencron empfing ihn in Ghousseps Atelier. Ein Roboter hatte seinen Kunden dorthin geführt, und während die beiden im Schiff unterwegs waren, hatte der Händler immer wieder Bilder der Überwachungskameras an Bord eingespielt.
Auch wenn er keinen genauen Grund dafür nennen konnte, kam Gador-Athinas ihm nicht ganz geheuer vor. Der Tefroder verschwieg irgendetwas, und wenn es nur der Grund war, weshalb er ein Verlassenheitsgewand bestellt hatte.
Aber der zurückhaltend wirkende Tefroder hatte nichts unternommen, was ihn in irgendeiner Hinsicht verdächtig machte. Stumm folgte er dem Roboter durch die Gänge des Schiffs und versuchte nicht einmal, eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
Was bei einem Roboter sowieso sinnlos gewesen wäre.
Blumencron begrüßte ihn genauso steif, wie Gador-Athinas sich gab, und präsentierte mit großem Aufwand das Trauergewand. Der Tefroder hatte sich für ein Modell aus parasymbiotischem Careflex entschieden. Der stumme Diener projizierte einen kundengesteuerten zirkumpolaren Schwarzholo-Sichtschutz, und Gador-Athinas legte es darin an.
Es saß perfekt.
»Ausgezeichnet!«, sagte Blumencron zufrieden. »Wozu benötigst du das Gewand?«
Diesmal reagierte Gador-Athinas ungehaltener, als der Händler es erwartet hatte. »Für eine Beisetzung. Wofür sonst?«, fragte er zornig.
»Siehst du, es funktioniert«, sagte Blumencron schnell. »Du hast meine Frage als ungebührlich empfunden und entsprechend reagiert. Das Gewand wird deine Emotionen während der Trauerfeier genauso verstärken, wie es das auch jetzt tut. Du wirst wahre Trauer erleben. Unvergessliche, einzigartige Trauer. Da du das Verlassenheitsgewand nur einmal anlegst, wirst du etwas Ähnliches nie wieder wahrnehmen.«
Aber das war nur ein Teil der Wahrheit. Blumencron hatte die Frage aus allgemeiner Neugier gestellt, doch sein Kunde war verschwiegener, als er gedacht hatte. Nicht einmal unter dem Einfluss des parasymbiotischen Careflex verriet er, was er nicht verraten wollte.
Zumindest schien Gador-Athinas beeindruckt von Blumencrons Auswahl des Stoffes zu sein. Offensichtlich betroffen fuhr er mit der Hand durch sein dunkelbraunes, gelocktes Haar. »Ja.« Er klang nachdenklich. »Du hast nicht zu viel versprochen. Ich bin sehr zufrieden mit dir.«
Blumencron war ebenfalls zufrieden. Nicht nur wegen des üppigen Honorars, das er einstrich.
Ein zufriedener Kunde würde den Händler seines Vertrauens in seinem Bekanntenkreis loben, auf Terra genau wie auf Tefor. Vielleicht galt das auch für den zurückhaltenden Gador-Athinas. Und eine solche Mundpropaganda konnte Blumencron nur zugutekommen.
»Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«, fragte er mit einem zurückhaltenden Lächeln.
5.
Aunna
11. August 1514 NGZ
Halit-Bakud persönlich überprüfte im Vorraum des Zellentrakts Schechters Ghyrd.
Er ließ es sich nicht nehmen, die Bänder der Zwangsjacke besonders fest anzuziehen, um zu verhindern, dass Schechter sie aus eigener Kraft lösen und sich befreien konnte. Zufrieden mit seinem Werk, ging er um Schechter herum, zerrte an dem Verschluss auf dem Rücken, stieß den Gefangenen unsanft an und beobachtete
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