2720 – Im Stern von Apsuma
Bruderschaft aufzunehmen, weil sie ihn dazu zwingen wollten.
»Was ist mit Coin geschehen?«, fragte Obürn. »Du weißt ja, er hat zu uns gehört. Du bist mit ihm aneinandergeraten, und deshalb seid ihr auf das Picknick geschickt worden. Hast du ihn getötet?«
Schechter schwieg. Früher oder später würden sie herausfinden, dass ein Dornwurm Coin erwischt hatte. Bis dahin aber konnte er den Ruf eines Mannes pflegen, der keine Gnade kannte.
Genau wie Holosker.
»Na schön«, sagte Helliz. »Wir lassen dir eine Nacht Zeit. Entweder du wirst endlich Mitglied der Schlafteiler, oder wir werden dich für Coins Tod bestrafen. Wir werden dich töten, aber nicht, ohne vorher unseren Spaß mit dir gehabt zu haben.«
Schechter drehte sich einfach um und ging los, um sich einen anderen Schlafplatz zu suchen. Einen in der Mitte des Raums.
Seine Lage hatte sich nicht gebessert. Die Situation eskalierte immer mehr.
Es konnte nicht mehr lange gut gehen. Früher oder später würden sie ihn im Schlaf töten.
Wenn sie klug waren.
Wenn sie ihren Spaß haben wollten und ihn angriffen, wenn er wach war, würden sie eine Überraschung erleben.
Und er würde sein nächstes Picknick antreten.
So oder so, es gab keinen Ausweg, sosehr Schechter sich bemühte, einen zu finden.
Er war so gut wie tot.
Die einzige Frage lautete: ein scharf geschliffenes Knochenmesser oder die Kälte der Eiswüste?
6.
Pector
15. August 1514 NGZ
Gador-Athinas hatte innerlich lange in der Gewissheit geruht, ein ausgefülltes Berufsleben zu führen. Er brachte Konzentration für etwas auf, auf das man sich nicht konzentrieren musste, genau wie es von ihm verlangt wurde. Doch wenn er nun die Holos betrachtete, die die Abläufe in seiner Arbeitsstätte zeigten, verspürte er jene Leere, die er ebenfalls empfand, wenn er an seinen Sohn dachte.
Und an seine Frau.
Das war nicht immer so gewesen.
Der Tefroder arbeitete in einer Variofabrik auf Pector, dem größeren Mond von Tefor. Auf seinen Schultern lastete eine beträchtliche Verantwortung. Er überwachte die Produktion der Paratronwerfer und ihrer Hypertron-Sonnenzapfer. Etwas anderes wurde in den Variofabriken nicht mehr produziert. Die Befehle des Hohen Tamrats hatten ihnen keine Wahl gelassen. Die Vielfalt der Produktionsabläufe war einem monotonen Gleichklang gewichen.
Fast gelangweilt warf er einen Blick auf die gigantische Fertigungsstraße, in der die Paratronwerfer zusammengebaut wurden.
Sie wurden nicht zur Gänze hier hergestellt, dafür reichten die Kapazitäten der Anlage nicht aus, obwohl sie hochmodern und weitgehend autonom war. Sie arbeitete rund um die Uhr als eine von vielen, die nun die Sicherheit des Systems garantieren sollten, doch manche Einzelteile mussten zugeliefert werden.
Es gab Hochöfen, in denen Stahl und Kunststoffe zu Metallplastik verbunden wurden, deren genaue Legierungen Staatsgeheimnisse der höchsten Priorität waren. Nie wurden sie von eines Tefroders Fuß betreten, die Temperatur in ihnen wurde immer gleich gehalten.
Es gab die Positroniklabors, in denen unter Schwerelosigkeit im Vakuum die positronischen Schaltstellen der Geräte hergestellt wurden.
Und es gab die endlosen Fertigungsstraßen, in denen die Millionen von einzelnen Teilen zusammengesetzt wurden.
Gador-Athinas hatte durchaus Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen. Er war in dem gewaltigen Industriekomplex das einzige Lebewesen. Sollte er irgendwo eine Unregelmäßigkeit bemerken, einen eigentlich undenkbaren Fehler im Herstellungsprozess, musste er den betreffenden Sektor stilllegen und Alarm geben. Aber das war bislang erst zweimal vorgekommen.
Er musste eigentlich gar nicht aufmerksam sein. Bei einem Zwischenfall würden Sensoren Alarm schlagen. Genau genommen brauchte man ihn nicht einmal vor Ort.
Also hatte er während seiner Kontrolltätigkeit genug Zeit, an seinen Sohn zu denken. Aber diese Gedanken wurden immer inhaltsleerer, verblassten immer mehr, genau wie die Produktionsabläufe und sein Interesse daran.
Er rief andere Holos auf. Die Paratronwerfer wurden von automatischen Shuttles abgeholt und abtransportiert. Das Muster, nach dem sie im Raum verteilt wurden, kannte er nicht. Aber die Shuttles trafen regelmäßig ein, fast im Halbstundentakt. Das nächste näherte sich bereits.
Nein, dachte Gador-Athinas, ich habe volles Vertrauen in die Entscheidungen des Verteidigungsministeriums.
Zumindest sagte er sich das immer wieder. Er wagte es nur selten, über diese
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