2720 – Im Stern von Apsuma
zerstört.
»Weißt du noch, was du gesagt hast, als Ooda-Setre starb?«
Gador-Athinas zuckte unwillkürlich zusammen. Er wusste es ganz genau. Er würde niemals vergessen, was er in diesem unbedachten Moment gesagt hatte, und er bedauerte es zutiefst.
Er trank einen Schluck Tee und glaubte, die See zu schmecken, das endlose Wasser zwischen den Kontinenten, zwischen Aen, Costor und Thorunis. Aber der Forgo schmeckte diesmal bitterer und salziger als sonst.
Kein Wunder. Forgotee verstärkte die Stimmungen seiner Konsumenten, genau wie das Trauergewand aus parasymbiotischem Careflex, das er bei diesem seltsamen Händler erstanden hatte, um sein Leid voll auszuleben.
Er hatte am Sarg seiner Frau gestanden, den schweren Duft der Kerzen gerochen, deren Flammen bald endgültig erlöschen würden, zu den anderen Trauergästen geschaut ... Und dann hatte er es Kelen-Setre zugeflüstert. Er hatte ihm ganz leise gesagt, wie sehr er Vetris dafür hasste. Und wie sehr er sich dafür hasste, dass er zu feige und zu unfähig war, um gegen Vetris vorzugehen.
Solche Äußerungen waren Verrat. Mittlerweile sogar Hochverrat, wie die Dinge sich entwickelt hatten. Vetris hatte seine Stellung gefestigt und ging mit Tefrodern, die öffentlich Zweifel an seiner Führung äußerten, nicht gerade zimperlich um.
»Deshalb bist du hier? Weil ich irgendwann einmal etwas gesagt habe, was dem Zorn und der Trauer entsprang? Was ich vielleicht nicht ernst gemeint habe?«
Kelen-Setre nickte. »Deshalb bin ich hier. Weil wir uns in diesem Augenblick einmal einig waren und verstanden haben. Weil wir seitdem unsere persönlichen Differenzen einem größeren Ziel untergeordnet haben.«
Er sagte die Wahrheit. Sie führten ein vergleichbares Gespräch nicht zum ersten Mal, und es verlief immer ähnlich. Gador-Athinas zierte sich, wollte nichts mehr davon wissen, was er gesagt hatte, und Kelen-Setre erzählte von Fortschritten, kleinen und großen, und davon, dass man etwas ändern konnte.
Was Gador-Athinas wiederum strikt abstritt. Was konnten sie schon gegen den Hohen Tamrat Vetris ausrichten?
Doch diesmal verlief das Gespräch anders. Diesmal verzichtete Kelen-Setre auf jedes Vorgeplänkel. »Ich und die anderen«, sagte er geradeheraus, »haben nun eine Waffe entdeckt, die für die Arbeit taugt.«
Die Arbeit.
Gador-Athinas wusste genau, was damit gemeint war. Das war ihre Umschreibung dafür, gegen Vetris vorzugehen, auf welche Art auch immer. »Was für eine Waffe?«
Kelen-Setre lehnte sich in seinem Pneumosessel zurück. »Nun ja«, sagte er, »die Waffe befindet sich seit einiger Zeit gewissermaßen in meiner Obhut und in der einiger weiterer Tefroder, die nun, aus durchaus verschiedenen Motiven, endlich an die Arbeit gehen wollen.«
»Damit gebe ich mich nicht zufrieden. Du kennst mich doch.«
»O ja, ich kenne dich. Du willst alles ganz genau wissen. Wie immer. Das habe ich nie an dir leiden können.«
Gador-Athinas ging über die kleine Spitze hinweg. »Gibt es einen Datenkristall mit den notwendigen Informationen?«
Kelen-Setre breitete die Arme aus. »Nein. Keinerlei belastendes Material. Deshalb bin ich persönlich gekommen.«
»Also, was ist das für eine Waffe?«
»Ein Tomopat.«
Fragend sah Gador-Athinas ihn an.
»Tomopaten sind ein humanoides Volk vom Planeten Tomot. Sie tragen meistens eine Art Zwangsjacke, den Ghyrd, und agieren normalerweise nur mit ihren äußerst gelenkigen Beinen. Sobald sie den Ghyrd ablegen, nehmen die Tomopaten ein aggressives und unberechenbares Verhalten an. Die Arme, die dann zum Vorschein kommen, sind furchtbare Waffen, und die Tomopaten verlieren die Kontrolle über sich und wollen nur noch töten. Sie sind die schlimmsten Mordmaschinen, die mir je untergekommen sind.«
»Und du hast einen Tomopaten von Tomot einfliegen lassen?«
»Nein. Ich habe einen in unserem System gefunden. Er heißt Schechter und vegetiert momentan in der Gefängnisstadt Holosker auf Aunna vor sich hin.«
»Und dieser Schechter ist einfach so bereit, sich von uns als Waffe einsetzen zu lassen?«
Kelen-Setre lächelte schwach. »Ganz so einfach ist es nicht. Drücken wir es so aus: Ich kümmere mich ein wenig um Schechter, bin gewissermaßen in Holosker sein Schutzengel. Ich halte das Schlimmste von ihm fern, sorge dafür, dass er am Leben bleibt. Und er wird mir dankbar sein, wenn ich das jetzt noch einmal tue. Denn er ist so gut wie tot.«
»Wie dankbar?«
»Sehr dankbar. So dankbar, dass er alles tun wird,
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