2720 – Im Stern von Apsuma
katapultieren! Dort sollt ihr zu Staub verwehen!«
Während Lebbovitz ohne Regung verfolgte, wie sich Blumencron von Satz zu Satz mehr die Haare raufte und zuletzt mit rollenden Augen zu ihm aufsah, schaltete er das Trivid ab. Die Beleuchtung in ihrer Wohnkabine hellte sich auf.
»Wer schickt die Frau mit solchen Sätzen vor die Kameras?«, lamentierte er. »Schlimmer ist jedoch, dass ihr viele glauben werden! Und noch schlimmer sind die Farben, die sie heute trägt. Scharlachrotes Band auf freundlichem Anthrazit! Das schmerzt mich schon professionell. Habe ich bereits erwähnt, dass ich diese Person nicht mag?«
Lebbovitz sah den Blick seines Lebenspartners auf sich ruhen, wusste jedoch, dass keine Antwort von ihm erwartet wurde. Resignierend schaltete er einen anderen Trividsender ein.
»Die Mühe kannst du dir sparen«, sagte Blumencron. »Alle Sender zeigen doch Bilder von den Solidaritätsdemonstrationen.« Dennoch blieb sein Blick auf dem neuen Bild haften.
Es zeigte den Sternhafen Izant-Rot. Und eine Horde jugendlicher Tefroder mit roten Schärpen um Brust und Bauch, die über die Landeflächen ausschwärmten und zu den wenigen dort verbliebenen Raumschiffen liefen.
*
»Sind die verrückt geworden?«, fragte Blumencron.
»Der Flugverkehr auf Izant-Rot ist unterbrochen«, sagte Lebbovitz lapidar. »Die Sternhafenverwaltung hat alles unter Kontrolle. Es finden eben keine Starts und Landungen statt, solange sich die Milizionäre hier herumtreiben. Hier ist doch sowieso nichts mehr los.«
Der Händler sparte sich die Frage, was die jungen Tefroder wollten. Er schaltete die Außenkameras der FRANCESCO DATINI ein. Deren Bilder wurden als Holo aufbereitet, das er neben die Trividbilder projizierte. Blumencron musste sich konzentrieren. Es war verwirrend, die Originalbilder zu sehen und sie mit den geschnittenen der Live-Trividsendung zu vergleichen, zumal die Milizionäre zahlreiche Gruppen bildeten und mehrere Raumschiffe gleichzeitig belagerten.
Blumencron entdeckte in den Originalbildern zahlreiche Kamerateams, die alle Schritte der Jugendlichen verfolgten. In den Livemitschnitten waren sie nicht zu sehen. Viele Schiffe hatten den Sternhafen schon verlassen, aber es waren genug Einheiten geblieben, die ein lohnendes Ziel für die Milizionäre waren, Raumschiffe der Unither, Springer, Aras und weiterer galaktischer Völker.
Die jugendlichen Tefroder schwenkten scharlachrote Schärpen und stimmten Gesänge an, in denen sie die Besatzungen aufforderten, ihre Schiffe zu verlassen und sich ihnen anzuschließen.
Im Trivid sah Blumencron plötzlich einige Topsider, die ihr Schiff verlassen hatten, die Schärpen nahmen und im Triumph über das Gelände des Sternhafens geführt wurden. Die Angehörigen der Miliz beklatschten sie begeistert, und ein Kamerateam eilte herbei und erstellte ein Interview mit den Echsenwesen.
Er rief immer neue Einblendungen des Holos auf, das das wahre Geschehen auf dem Sternhafen zeigte, entdeckte aber keinen einzigen Topsider. »Reine Propaganda«, murmelte er. »Das Sorgfaltsministerium schneidet die Szenen geschickt zusammen, das muss ich ihm lassen. Und es scheut sich nicht davor, passend zu machen, was nicht passt. Das Gespräch mit den Echsen, die mit glühenden Reden ihre Solidarität mit den Tefrodern bekunden, wurde irgendwo anders aufgenommen. Es würde mich nicht wundern, wenn das bezahlte Schauspieler sind.«
»Hast du etwas anderes erwartet?«, fragte Lebbovitz.
Blumencron atmete tief durch. Einige Jugendliche hatten sich die FRANCESCO DATINI als neues Ziel erkoren und kamen auf sein Schiff zu.
Er musste etwas unternehmen. Er konnte nicht einfach an Bord ausharren, sonst würden sie sein Schiff womöglich ewig belagern, und das musste er unbedingt verhindern.
11.
Gefängniswelt Aunna
29. August 1514 NGZ
»Sechs Tote«, sagte Halit-Bakud. »Und acht Verletzte, einer davon so schwer, dass er seinen schrecklichen Wunden inzwischen erlegen ist. Du hast ein Blutbad angerichtet, Schechter! Und das während meiner Schicht!«
Dieser letzte Vorwurf schien für den Tefroder der schlimmste zu sein. Wie hatte Schechter sich so etwas nur erlauben können? Während Halit-Bakuds Schicht?
Der Aufseher schaute durch den kahlen, gefliesten Vorraum des Zellentrakts. Die Schneekugeln warteten schon an der Schleuse, bereit, die Picknicker hinaus in ihr Verderben zu führen.
Dann wandte er sich den Schlafteilern zu, die in der anderen Ecke des Raums standen. In
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