2720 – Im Stern von Apsuma

»Falk«, »Bob und Ben« und andere. Die Piccolos wurden eine verlegerische Erfolgsstory der 1950er- Jahre. Lehning verkaufte Millionen Hefte für jeweils zwei Groschen. Sein Hauptzeichner Wäscher arbeitete zeitweise an vier Serien gleichzeitig, zeichnete noch Titelbilder für andere Serien und machte nebenbei Übersetzungen aus dem Italienischen. Jeden Montag erschien er im Lehning-Verlag und lieferte sein Wochenpensum ab.
    Im Oktober 1957 versetzte ein piepsender Kurzwellensender die Welt in Aufregung. Die Sowjetunion hatte den künstlichen Flugkörper Sputnik 1 in eine Erdumlaufbahn gebracht. Und während man im Westen vom »Sputnik-Schock« sprach (weil es die Russen waren, die das piepsende Ding ins All geschossen hatten und nicht die Amerikaner), konnte man diese Entwicklung auch ganz anders betrachten: Die Menschheit hatte den ersten Schritt in den Weltraum gemacht. Das Raumfahrtzeitalter war angebrochen! Walter Lehning, der das Ereignis am Freitag im Fernsehen verfolgt hatte, stürmte am nächsten Montag auf seinen Zeichner Hansrudi Wäscher zu: »Haben Sie das mit dem Sputnik gehört? Wir müssen unbedingt eine Weltraumserie machen. Bringen Sie nächsten Montag das erste Heft mit!« Wäscher zögerte nicht lange, und er hatte auch schon den Titel parat: »Sputnik? ... NICK!«

     
    Die Original-Piccolo-Serie: »Nick, der Weltraumfahrer«
    Ende Januar 1958 erschien unter dem Haupttitel »Nick, der Weltraumfahrer« das erste »Nick«-Piccolo-Heft mit dem Titel »Sputnik explodiert!«. Die Handlung beginnt fünfzig Jahre in der Zukunft, am 2. Februar 2008. Ein Vorspanntext informiert uns darüber, dass, nachdem im Jahr 1971 bei einem Unfall mit einer Atombombe die Stadt London vernichtet wurde, der Irrsinn des atomaren Rüstungswettlaufs erkannt und eine Weltregierung gebildet wurde. Die Menschheit lebt in Wohlstand und Frieden, hat eine Mondbasis errichtet und baut die Erz- und Nickelvorkommen des Trabanten ab. Nur die Sterne hat sie noch nicht erobert.
     
    Zu Beginn der Handlung sind Raumpilot Nick, ein kräftiger Bursche mit kurzem Bürstenhaarschnitt, und sein bester Freund, der blonde Brillenträger und Biologe Tom Brucks, unterwegs in der Wüste Nevadas. Sie fahren einen schnittigen Turbowagen, eine Art Mischung aus Cadillac und Luke Skywalkers Landgleiter. Sie sind unterwegs zu einer geheimen Forschungsanlage der WFZ (Weltforschungszentrale), wo Professor Raskin an einem atomgetriebenen Raumschiffsantrieb arbeitet, mit dem Reisen zu anderen Planeten möglich werden. Sein Ziel ist die Venus, wo er reiche Uranlager zu finden hofft. Doch auch eine private Interessengruppe aus Australien ist an Raskins Raketenplänen interessiert. Schon springt ein Spion über dem Forschungsgelände ab und dringt in den Tresorraum ein ... So endet das erste Heft. Die Fortsetzung folgte in der Woche danach unter dem atemlosen Titel »Fünf Minuten zu spät«.
    Bis September 1960 erschienen genau 139 »Nick«-Piccolos, jede Woche eines. Wer Glück hatte, fand auch das eine oder andere Heft in den begehrten »Wundertüten« mit Überraschungsinhalt, der aus remittierten Piccolos bestand. Schon ein Blick über die bunten Titelbilder der 139 Heftchen macht Spaß: Da schwimmt Nick auf eine venusianische Unterwasserkuppel zu (Heft Nr. 9, »Angriff auf Koralia«), gerät in ein verschachteltes Labyrinth (Nr. 41, »Im Irrgarten der Zukunft«), entdeckt in verfallenen Ruinen ein Sternentor (Nr. 96, »Der geheimnisvolle Bogen«), ist in kugelförmigen Raumschiffen unterwegs (Nr. 117, »Flucht ins All«) oder in einer ringförmigen orbitalen Raumstation, während sein stromlinienförmiges »Nick-Raumschiff« gerade explodiert (Nr. 139, »Kampf in der Weltraumstation«). Wir können es den Jungs der 1950er nachempfinden, dass sie unbedingt wissen wollten, welche abenteuerlichen Geschichten sich dahinter verbergen mochten, und in der Hose nach den letzten zwei Groschen Taschengeld kramten.
    Wäscher entwickelte die Geschichte Woche um Woche weiter: Zuerst geht es zu unserem Nachbarplaneten Venus, wohin Nick mit Professor Raskins neuem Raketenantrieb aufbricht. Nick und seine Begleiter Tom, Raskin und der Astronom Bentley schlagen sich im Venusdschungel mit Rieseninsekten herum, treffen die Venusbewohner, die in einer Unterwasserwelt leben und telepathisch kommunizieren, und kämpfen gegen eine konkurrierende Expedition der skrupellosen Australier, die Professor Raskins Raketenpläne gestohlen haben. Glücklich in letzter Minute von der