2726 - Totentanz
zu, bis ...
»Halt!«, unterbrach er den Junker. »Wiederhol den letzten Namen.«
»Ghunras-Ghud? Ein alter, fast greiser Mann. Ehemaliger Raumsoldat in hoher Position, aber längst aus dem Dienst ausgeschieden. Jetzt Mitglied der Tamanischen Miliz.«
»Er ist es. Ich brauche alle Daten, die du über ihn besorgen kannst.«
»Hol sie in zwei Stunden bei Caus-Iver ab. Und hast du inzwischen Kontakt mit Boocor Vazur aufgenommen?«
Schechter dachte an den Attentäter der Gruppe Norec, der in einem Hotelzimmer schräg gegenüber seinem eigenen wohnte und es niemals verließ. Er gab nur die Kurzversion an den Junker weiter: »Bisher nicht.«
»Ich warne dich noch einmal eindringlich davor. Die Lage hat sich verschärft.«
»Inwiefern?«
»Der Geheimdienst hat herausgefunden, dass du von Aunna geflohen bist, und hält dich nun für den gefährlichsten potenziellen Attentäter.«
»Danke!«, sagte Schechter trocken.
»Um nicht auf die falschen Leute aufpassen zu müssen«, fuhr der Junker fort, »aber dennoch kein Risiko einzugehen, wird die Gläserne Insel alle bisherigen Verdächtigen festnehmen. Auch Boocor Vazur. Er steht bereits unter Beobachtung.«
»Wann erfolgt der Zugriff?«
»Morgen am Nachmittag. Den genauen Termin kenne ich nicht.«
»Danke für die Warnung.« Und die gute Nachricht, auch wenn du sie selbst nicht als solche erkennst.
Sie verabschiedeten sich. Schechter verließ den Kellerraum.
Wie versprochen wartete draußen Caus-Iver auf ihn. »Nun wird es also langsam ernst.«
»Das wird es«, bestätigte der Tomopat.
»Ich wünschte, ich könnte mehr tun, um zu helfen.«
»Das kannst du. Genau genommen spielst du sogar eine wichtige Rolle in meinem Plan.«
*
Noch in derselben Nacht suchte Schechter den Identitätsstifter Choffryd-Sirkeret auf.
»Du schon wieder? Willst du nicht gleich bei mir einziehen? Das erspart es dir, jedes Mal den Weg zu mir zurücklegen zu müssen.«
»Sehr lustig«, entgegnete der Tomopat.
»O ja, ich bin berühmt für meinen Humor.«
»Nicht so berühmt wie für deine Fertigkeiten. Erledige einen Eilauftrag für mich.«
»Ich höre.«
Schechter legte ihm die Daten über Ghunras-Ghud vor, die er gerade erst von Caus-Iver abgeholt hatte. Dann erklärte er Choffryd-Sirkeret, worum es ging.
Das Gesicht des Identitätsstifters wurde ernst. »Das ist nicht einfach, vor allem in der Kürze der Zeit.«
»Das heißt?«
»Dass es nicht billig wird.«
»Wann war es das jemals? Ich stimme zu.«
»Augenblick mal! Ich habe dir den Preis noch gar nicht genannt!«
»Was spielt das für eine Rolle? Ich stimme zu.«
Nun grinste Choffryd-Sirkeret wieder. »Solche Kunden lobe ich mir.«
»Wann ist es fertig?«
»Gib mir einen Tag dafür. Das dürfte reichen. 12. Oktober, neun Uhr? Wie klingt das für dich?«
Sehr knapp! Und weil du weißt, wer mein Ziel ist, weißt du auch, dass es knapp ist. »Perfekt«, sagte Schechter. »Wenn wir uns auf sieben Uhr einigen.«
»Lässt sich einrichten.«
»Gut. Das gibt mir genug Zeit, vorher noch ein paar andere Dinge zu erledigen.«
»Ach ja? Welche denn?«
»Ich besuche eine Führung der Sehenswürdigkeiten von Apsuma.«
Choffryd-Sirkeret lachte, hielt es vermutlich für einen Scherz. Aber das war es nicht.
*
Da er wusste, dass er sich im Augenblick um Boocor Vazur keine Sorgen machen musste, kehrte Schechter nicht in sein Zimmer im Hotel zurück, sondern in sein Versteck im Tamanischen Heilkunsthaus Amshor.
Er gönnte sich ein paar Stunden Schlaf, nahm ein ausgiebiges Frühstück zu sich, dessen wichtigster Bestandteil aus dem Tropfen bestand, den Choffry-Sirkeret ihm kürzlich verkauft hatte, und ließ sich zum krönenden Abschluss von Caus-Iver ein Abführmittel verabreichen.
Derart gerüstet machte er sich auf den Weg zum Stern von Apsuma.
Als er den künstlich angelegten Wasserpark am Südrand des Styrpas-Sees erreichte, hatten sich vor dem gigantischen Gebäude bereits Dutzende von Tefrodern, Terranern und Arkoniden versammelt. Die meisten würden am Abend vermutlich unter Genickstarre leiden, weil sie alle den Kopf in den Nacken legten und das Tamaghat mit staunenden Lauten betrachteten.
Schechter schloss sich der Gruppe an. Er war zuversichtlich, dass er wegen der vielen Besucher in seiner Biomaske und mit den Kunstarmen, die er inzwischen nahezu perfekt beherrschte, nicht auffiel. Außerdem war es ein guter, weitgehend ungefährlicher Testlauf für den nächsten Tag, den Tag des
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