2727 – Am Gravo-Abgrund
als Pazuzus Nanoschatten.«
Acht bunt lackierte Schwebesonden tauchten über der Abbruchkante auf. Shanda wollte nicht warten, bis eine davon mit ihnen kollidierte. Die Sonden konnten sie nicht anmessen, aber ganz und gar in eine andere Dimension hatte Pazuzu sie nicht versetzt. Zumindest hoffte Shanda das.
»Los!« Sie kroch voran, dicht am Boden. Der Durchgang erschien ihr kleiner als beim Hinweg.
Toufec stützte den Oberkörper über ihre Füße und Unterschenkel.
Die Würfel vibrierten. Ein klirrender Ton erklang – wie von Eis, das gegen Glas stieß.
Vorsichtig bewegte sich Shanda, darauf bedacht, Toufec nicht ins Gesicht zu treten und keines der Strebengebilde zu berühren. Schweißtröpfchen bildeten sich auf ihrer Stirn.
Sie hatten die Hälfte der Strecke zurückgelegt, da entstand hinter ihnen Bewegung. Die Technowürfel rollten wild durcheinander.
Einer der Würfel neben Shanda zuckte und warf sich wie ein Tier auf sie. Shanda schrie. Ihr gemeinsamer Schutzschirm flammte auf und zertrennte die fingerdicken Streben. Der Würfel zerfiel in zwei ungleich große Teile. Eine Ecke blieb im Innern des Schutzschirms zurück.
Shanda sah es mit Entsetzen.
Vor ihnen verschloss sich der Weg.
»Pazuzu! Zerschneide die Würfel vor uns und verdampf die Teile im Innern!«, rief Toufec.
Gräuliche Schwaden flirrten um Shandas Beine und verdampften mehrere Bruchstücke.
»Toufec!« Ein nadeldickes Stück aus Technodraht zuckte auf den Handschuhen über ihren Fingern. Es bewegte sich wie etwas Lebendiges.
Pazuzu bildete in einer Wolke Schneidgeräte aus und hielt den Weg vor ihnen frei.
Shanda starrte mit angehaltenem Atem auf das zehn Zentimeter lange Stück des Technowürfels, das sich mit hoher Geschwindigkeit wie ein Wurm aufwölbte und über den Handrücken auf den Ärmel ihres SERUNS kroch. Sie griff danach, doch der Wurm entwand sich ihren Fingern. »Toufec!« Shanda blieb liegen und rollte sich auf den Rücken.
»Was ist?«, fragte er hinter ihr.
Shanda ärgerte sich über ihre Dummheit. Er konnte nicht erkennen, was ihr Angst machte. »Da ist noch ein Stück! Es greift mich an!«
Immer mehr Würfel warfen sich gegen den Schutzschirm. Der metallische Wurm kroch weiter, schob sich auf ihre Schulter. Shanda stellte sich vor, wie er ihr Gesicht erreichte, den Helm durchstieß und sich in ihr Auge fraß.
Erneut griff Shanda nach dem Geflechtfaden. Sie spürte deutlich, wie er sich zwischen ihren Fingern wand und plötzlich davonglitt wie Sirup.
»Mach etwas, verdammt!«
Toufec kroch vor, packte sie und benutzte das Gravopak. Sie flogen aus dem wild tanzenden Würfelfeld.
Das Metallstück schnitt ein Loch in Shandas Helm.
Toufec legte sie ab und beugte sich über sie. Seine Lippen bewegten sich lautlos.
Panisch griff Shanda nach dem Falthelm. Der Wurm kroch bereits auf der Innenseite der Scheibe. Er ließ sich auf ihre Oberlippe fallen. Die Kühle des Metalls war ein Schock.
Shanda öffnete den Helm. Sie griff mit zitternden Fingern nach der dünnen Nadel und bekam sie nicht zu fassen.
Eine kleine Wolke brachte sie zum Blinzeln. Ehe der Wurm in ihre Nase kriechen konnte, packte ihn ein kleiner Teil Pazuzus und zog ihn von ihrem Gesicht fort. Ein scharfer Schmerz durchfuhr Shandas Haut bis zur Oberlippe. Sie schmeckte Blut. Die dünne Klinge hatte ihr einen Kratzer gerissen.
Winzige Schneidmaschinen zerlegten den Wurm. Das Metall verdampfte. Pazuzus Nanogenten würden das Loch im Helm abdichten, bis die Selbstreparaturmechanismen des SERUNS wieder funktionierten.
Shanda atmete auf. Sie brauchte einen Moment, bis sie ihre Ruhe wiederfand.
Toufec zog sie von dem Würfelfeld fort, das nun vollends aufriss und Platz für mehrere Gleiter machte, die hindurchrasten.
An die Wand gepresst warteten sie, bis der letzte Gleiter sie passiert hatte.
Ein grünes Leuchten blinkte auf. Shandas Spannung löste sich ein wenig. »Mein SERUN ist wieder einsatzbereit.«
»Dann nichts wie weg.«
Im Schutz des Nanoschattens verließen sie den Abschnitt hinter der Tunnelwand und erreichten den sublunaren Stadtteil, in dem in einem Wohnturm das Fest mit dem Thesdergh stattgefunden hatte.
Sie fanden ein leer stehendes Gebäude. Toufec brachte Shanda hinein. Er lächelte aufmunternd. »Ruhen wir uns einen Moment aus. Ich schicke Sonden. Pazuzu wird schon einen Weg finden, auf dem wir entkommen können.«
*
Pri Sipiera beobachtete die Werteskala, die YLA ihr übermittelte. Nachdem Pri ohnehin mit den
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