2728 – Die Gravo-Architekten
ihre Finger so fest um Toufecs Hand, dass es schmerzte. »Da!«
Während die anderen auf das Holo blickten, starrte sie hinaus aus dem Fenster. Einer der Gleiter wackelte auf seinen ausgefahrenen Stelzenbeinen. Der ellipsoide Plastmetallkörper schwankte. Er kippte von links nach rechts wie ein Betrunkener beim Gehen.
»Ruda«, flüsterte Toufec.
Alarm heulte auf, so schrill, dass es in Toufecs Ohren klingelte.
Die Stimme einer Positronik erklang: »Warnung. Starke Gravitation. Begebt euch unmittelbar in tiefer gelegene Bereiche. Der Notfall-Paratron ist aktiviert.«
Lunarer und Onryonen sprangen von ihren Sitzen. Nur Kanzler Hannacoy erhob sich mit Würde, den Blick auf das Holo gerichtet, das Toufec nun ebenfalls sah. Eine neue Darstellung zeigte sich. Eine Strukturzeichnung der energetischen Schleuse im Repulsorwall, flackernd rot wie ein Pulsar, die sich grell in seine Netzhäute brannte.
Draußen zerriss der Gleiter auf dem Parkplatz. Metallfetzen spritzten davon, krachten gegen die unsichtbare Barriere eines Energieschirms, der das Gebäude vor den gravitativen Kräften schützte. Einige der Bruchstücke fingen im Schirm Feuer, glühten auf, verflüssigten sich.
Auf der Geflechtplattform zuckte Aytosh Woytroms Körper, als stünde der Genifer unter Strom. Der Block aus Technogeflecht vor ihm vibrierte. Toufec hielt den Atem an. Kämpfte Woytrom um die Panzertroplonkuppel Luna Citys?
Auch Kemeny und der Toloceste schienen irgendetwas zu tun, doch Toufec fand keinen Weg, wie er ihnen mit Pazuzu helfen sollte. Er begriff nicht einmal, was sie machten.
»Toufec!« Shanda zog an seiner Hand.
Gemeinsam mit ihr rannte Toufec los, zum Antigrav, der in die Tiefen unter der Werft führte.
*
Satheki kauerte unter einer Brücke am River Mercer und starrte mit geweiteten Augen durch die Brille. Irgendwas ging da oben vor sich. Feine Risse zogen sich durch das smarte Panzertroplon.
Vier Meter weiter ragte eine der schlanken Säulen auf, die sich wie ein Faden in die Höhe zogen. Mit bloßem Auge erschien es, als würde sie oben immer dünner werden und sich ins Nichts verjüngen. Aber dank der Brille erkannte Satheki, dass es anders war. Die Stütze aus Geflecht wurde oben sogar breiter. Sie schwankte leicht wie ein Grashalm, an dem Wind zupfte.
In Luna City gab es kaum Wind. Woher kam die Bewegung?
»Hallo.«
Satheki fuhr erschrocken herum. Sie hatte so konzentriert die Säule und die Panzertroplonkuppel beobachtet, dass sie den Menschen gar nicht bemerkt hatte. »Du hast dich angeschlichen!«
Es sollte zornig klingen, aber selbst sie erkannte, dass es sich eher furchtsam anhörte.
Der Mann ging vor ihr in die Hocke. »Entschuldige. Ich habe mich beeilt, zu dir zu kommen. Du bist in Gefahr. Komm mit mir in eins der Häuser, da sind wir sicherer.« Er streckte ihr die Hand entgegen.
»Nein!«
Obwohl der Mann nett aussah, hatte Satheki Angst. Er trug keine Uniform, trotzdem erschien er ihr wie ein Wächter. Jemand, der nicht zufällig da war. Er hatte eine Brille im Gesicht wie sie. Ob er damit auch die Risse oben im Geflecht sehen konnte?
Der Mann machte keine Anstalten, sie zu zwingen, obwohl die Säule vier Schritte weiter bedrohlich schwankte.
»Ich will dir helfen.«
Satheki biss sich auf die Unterlippe. »Helfen? Bist du ein Hüter des Lichts?«
»Nein. Die gibt es nur in onryonischen Geschichten. Ich bin Lunarer, geboren in Luna City. Du kannst mich Nelson nennen. Ich bin ein Freund von Perry Rhodan. Zumindest im Geist.«
»Rhodan? Der Weltenbrändler? Warum willst du mir dann helfen?« Satheki war verwirrt. Sie verstand gar nichts mehr, und in ihrer Angst erhitzte sich ihr Emot. »Rhodan ist böse! Wie Bostich!«
»Rhodan kämpft gegen Mauern. Solche wie den Repulsorwall. Gegen Besatzungen und vor allem gegen Intoleranz. Für die Freiheit. So wie ich. Er hat das Universum schon geerbt, weil er seine Hände aufgemacht hat, statt sie zu Fäusten zu schließen.«
Das begriff Satheki nicht. Aber irgendwie erschien der Mann ihr nett. Seine Augen waren ganz klein. Und ganz freundlich. Anders als viele Augen. Vielleicht hatte er sie deswegen an einen Lichthüter aus den Märchen erinnert.
Ein fernes Knirschen lief durch die Panzertroplonkuppel. Es klang, als würde ein riesiges Tier die Zähne gegeneinanderreiben. Satheki schrie auf.
»Komm!«
Der Mann bot ihr erneut die Hand – und dieses Mal griff Satheki zu.
Sie rannten Seite an Seite über die Wiese, fort vom Fluss. Nelson war
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