2728 – Die Gravo-Architekten
unerschütterlich wie eine Festung.
»Es ist keine Zeit mehr, Toufec. Ich muss helfen, den Mentalreplikator zu bilden. NATHAN wartet schon.«
»Ich weiß. Trotzdem ist es dieses Mal etwas Besonderes. Eine spezielle Aufgabe.«
»Weil so viele Leben davon abhängen?«
»Auch. Aber ...« Toufec zögerte. War er egoistisch? »Es geht um uns beide. Ein Teil von mir wird auf dich übergehen.«
»Es ist eine Mentalkopie. Ich stehle dir nichts.«
»Das weiß ich.« Der Gedanke, dass Pazuzu in Zukunft seine Mentalkopie enthalten würde, beunruhigte Toufec. Letztlich war doch jeder einzigartig, oder? Dabei konnte Pazuzu jetzt schon Menschen nachbilden, wenn er wollte. Aber er bildete sie eben bloß nach. Es waren Projektionen. »Wirst du ich sein?«
»Nein. Es ist ein Fragment, das zusammen mit der Sonde auf dem Neutronenstern bleiben wird. Gestrandet für immer. Mach dir keine Sorgen.«
Toufec berührte gedankenverloren die Tischplatte und strich über das glatte Perlmutt. Eben das fiel ihm schwer.
*
Shanda Sarmotte drückte Toufecs Hand. Dieses Mal waren sie in einem anderen Gebäude der Werft, in einem Raum, in dem üblicherweise Projektbesprechungen von Angestellten stattfanden. Pri Sipiera, Kanzler Hannacoy und zwei Geniferen waren anwesend. Außerdem medizinisches Personal, sowohl onryonisches als auch zwei Mediker aus Luna City. Sie hielten sich im Hintergrund nahe einer Arbeitskonsole, an der Fionn Kemeny vor einem Holo stand. Das Holo zeigte im Miniformat genau das Gleiche, was Shanda sah.
Mitten im Raum befand sich ein unscheinbarer silberner Stuhl. Über ihm, getragen von einem Traktorfeld, hing ein feiner Schimmer in der Luft, der die helle Farbe wiedergab. Es war kaum zu glauben, dass dieser Hauch aus Nichts, dünner als Spinnenseide, ein technisches Gerät sein sollte.
Der Mentalreplikator ähnelte einem Haarnetz, zu fein, es mit den Fingern zu greifen. Er wog wenige Milligramm, bestand aus Nanogenten und von Nanogenten manipulierten tt-Progenitoren. Auf einer unvorstellbar kleinen Ebene hatte Pazuzu etwas Großartiges geleistet.
Der Anblick war erhaben. Für Shanda hatte das Gerät Ähnlichkeiten mit einer Krone, die über einem Thron schwebte. »Viel Glück.«
Toufec ließ ihre Hand los, ging zu dem schlichten Stuhl und setzte sich.
Gespannte Stille lag im Raum.
Fionn Kemenys Holosphäre zeigte nun den Kernbereich NATHANS. Der Rechenvorgang, um Toufecs Bewusstsein in den Mentalreplikator einzuspeisen, war so komplex, dass nur der Großrechner ihn leisten konnte.
Toufec war anzusehen, dass er sich unwohl fühlte. Wie viel würde er über sich preisgeben? Konnten die Onryonen später über NATHAN in diese Kopie einsehen? Und was geschah, falls etwas schiefging? Würde es Auswirkungen auf Toufecs Gehirnzellen haben?
Nervös beobachtete Shanda, wie das Traktorfeld zum Leben erwachte. Der feine Schimmer senkte sich auf Toufecs Kopf. Wie genau der Mentalreplikator Toufecs Bewusstsein einfing, verstand Shanda nicht. Sie wusste allerdings, dass Pazuzu bereits eine Menge Nanogenten in Toufecs Gehirn abgelagert hatte. Deshalb war es ihr unmöglich, Toufecs Gedanken zu lesen, wenn er dagegen war.
Würde die Transmission der Bewusstseinskopie unter der Regie NATHANS gelingen?
Falls ja, würde ein Teil der Nanogenten im zweiten Schritt in die winzige Sonde überwechseln. Pazuzu würde sich teilen müssen, aber das hatte die Nanogentenmaschine schon oft getan. Vor wenigen Wochen hatte sogar ein weitaus größerer Part Pazuzus Perry Rhodan vom Mond zurück Richtung Terra begleitet. Wirklichen Schaden hatte Pazuzu dadurch nicht genommen.
Kemeny ging zu Toufec. »Fühlst du dich gut?«
»Ja. Es kann losgehen.«
»Es kann sein, dass du müde wirst. Das ist unbedenklich. Wenn du spürst, dass du einschläfst, ist das in Ordnung. Eine natürliche Reaktion. Ein Haltefeld ist aktiviert.«
Toufec nickte schwach. »Das haben mir die Mediker schon gesagt.«
»Gut.« Kemeny trat zurück und widmete sich der Holosphäre.
Shanda schloss die Augen. Sie sperrte den Raum samt dem Personal aus und konzentrierte sich ganz auf Toufec. Zu ihrer Überraschung empfing sie sofort ein Gedankenbild. Toufec ließ sie teilhaben. Seine Gefühle waren wie dahinfließendes Wasser, das sie umschmeichelte, kühl und klar. Etwas, das wie eine gelbe Blüte aussah, entfaltete sich in ihm. Es war ein sehr friedvoller Prozess, was Shanda überraschte.
Sie spürte, wie Toufecs Gedanken und Gefühle, die Essenzen seines Seins,
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