2728 – Die Gravo-Architekten
sich in diesem gelben, organisch wirkenden Gebilde mehr und mehr ansammelten. Dann stieg das Gelb auf, vermengte sich mit den silbernen Spinnenfäden, die Shanda auch mit geschlossenen Augen auf Toufecs Kopf wahrnehmen konnte, sobald die Gedanken in sie flossen.
Es funktioniert!, dachte sie ehrfürchtig.
Toufec wurde müde. Mit jeder Sekunde erschöpfte er mehr. Sein mentales Muster glich dem eines uralten Mannes, der sich nach körperlicher Anstrengung ausruhen musste.
Shanda öffnete die Augen und sah das Netz vom Traktorfeld getragen wieder in die Höhe schweben. Es hinterließ keinen Abdruck auf Toufecs schwarzblauem Haar. Eine dunkle Rauchsäule strömte darauf zu, schloss es ein und vermengte sich damit.
Pazuzu absorbierte das Netz und integrierte es in die Gesamtheit seiner Nanogenten. Erst in ihm wurde die wirkliche Mentalkopie geboren.
Die Sonde schwebte im Traktorfeld, unsichtbar für die Augen.
Fasziniert esperte Shanda.
»Und?«, Kemeny klang heiser. »NATHAN hat den Prozess abgeschlossen. Pazuzu muss seine Nanogenten inzwischen in die Sonde gebracht haben. Nimmst du etwas wahr, Shanda?«
Kemenys Stimme kam aus weiter Ferne. Shanda trieb in dichtem Schwarz. Ein winziger goldener Punkt zog sie an. Ein Körnchen von dem gelben Blütengebilde, das sie in Toufec und dem Mentalreplikator wahrgenommen hatte.
»Da ist etwas!«, flüsterte sie. Sie näherte sich dem goldenen Korn. »Es ... es ist ein Rudiment. Kein vollständiges Abbild des Geistes von Toufec, sondern ...« Shandas Hals fühlte sich eng an. Sie atmete tief ein.
»Sondern?«, fragte Kemeny.
Shanda spürte Tränen über ihr Gesicht laufen. »Es ... es ist wie der Geist eines schlafenden Neugeborenen.«
Sie blinzelte. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht und in ihrem Inneren aus. Sie war zutiefst gerührt. Eine solche Geburt hatte noch kein Mensch jemals erlebt.
10.
Auf dem Neutronenstern
Shanda staunte, während sie in Begleitung von Toufec durch die ehemals fast leere Werfthalle zu der Arbeitsstation mit der onryonischen Genifer-Vorrichtung ging. Drei Käfigtransmitter standen im Raum, so hoch, dass sie beinahe die gut fünfzehn Meter entfernte Decke berührten. Obwohl Shanda wusste, dass Pri und der Widerstand auf den Transmittern beharrt hatten, überraschte sie der Anblick doch.
Fionn Kemeny und Pri Sipiera befanden sich bereits vor Ort, ebenso wie Ryotar Hannacoy und sein steter Schatten Bonthonner Khelay. Sie saßen zusammen auf einer meergrünen Sitzgruppe, jeder auf einem eigenen Pneumosessel. Vor Kemeny ragte eine Arbeitsstation auf.
Ein Pneumosessel und eine Art Liege waren noch frei. Shandas Herz schlug schneller, als ihr Blick auf die Vertiefungen an der Seite des Formschaumpolsters fiel und auf die metallisch glänzenden Handschuhe. Ausgerechnet Aytosh Woytrom, den sie hatte entführen wollen, hatte sie zur Verfügung gestellt.
Hinter ihnen betrat Raphal Shilo den Raum. Der Leibwächter hatte angekündigt, dass er an Pris Seite bleiben wollte, solange Onryonen in der Nähe waren.
Shanda ging zur Liege, setzte sich darauf und schlüpfte in die Handschuhe. Sie hatte erwartet, dass sie sich kalt anfühlten, doch das Material war erstaunlich warm. Mit den durch tt-Progenitoren sensibilisierten Fingerkuppen würde Shanda wie ein Genifer mit einem Datenauswertungssystem NATHANS verbunden sein. NATHAN würde die große Holosphäre mit Bildern beschicken, sobald die Sonde auf dem Neutronenstern ankam. Noch war die Sphäre desaktiviert, und es mutete sonderbar an, wie die kleine Gruppe aus Onryonen und Menschen gemeinsam in den leeren Raum blickte.
Toufec lächelte ihr aufmunternd zu.
»Gut.« Fionn Kemeny überprüfte mit einer nervösen Geste die Uhrzeit. »Pünktlich auf die Minute, Shanda. Hast du noch Fragen?«
Shanda schüttelte den Kopf. Während die Onryonen eine Startvorrichtung für die Sonde gebaut hatten, hatte sie genug Zeit gehabt, mit Kemeny sämtliche Details durchzugehen. Fast drei Tage waren vergangen, seit sie den Entschluss gefasst hatten, auf Dhalaam-Delta zu landen.
Menthennar Zariy betrat die Halle zuletzt. Ihr Emot flackerte merklich. Sie war die Hauptverantwortliche, was die Abschussvorrichtung betraf, und sichtlich nervös.
Kemeny aktivierte die Holosphäre und zeigte damit den röhrenartigen Beschleuniger, weniger als einen Millimeter im Durchmesser, aber wahnwitzig lang. Er zog sich wie ein metallener Faden mehrere Hundert Kilometer in die Höhe. Wie das Geflecht glänzte er matt
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