2728 – Die Gravo-Architekten
mächtiger, gravomechanischer Pressstrahl. Er hat Luna sanft abgefangen und mit einem Absorberfeld umgeben. Von der kritischen Distanz waren wir zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Millionen Kilometer entfernt.«
Sie wussten alle, wie knapp es gewesen war. Für Kemeny grenzte es an ein Wunder, dass der Chi ihnen wirklich hatte helfen können. Umso erstaunlicher war es, dass bisher niemand auf Terra und in der ihm bekannten Milchstraße von dieser außergewöhnlich mächtigen Kultur wusste.
»Soweit mir Menthennar Zariy mitgeteilt hat, hat der Repulsorwall Schaden genommen. Welcher Art genau, darüber schweigt sie sich aus. Unklar ist auch, wie viel Zeit Luna im hyperphysikalischen Chaos des Sternengevierts verloren hat. Die Berechnungen sind ungenau und eher als Schätzungen zu betrachten. Sie reichen von wenigen Wochen bis zu zehn Jahren.«
Eine der Abgeordneten schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. Der Rest nahm es gelassener, aber kalt ließ diese Botschaft keinen. Erst vor wenigen Wochen hatte ein Teil der Lunarer erfahren, dass sie im Schacht Jahrzehnte länger verbracht hatten, als auf Terra vergangen waren. Noch immer hatte die Administration die Standardzeit nicht angepasst.
Kemeny fragte sich, ob und wann es ihnen gelingen würde, dieses System zu verlassen.
Er fuhr mit seinem Abschlussbericht fort.
»Es ist unmöglich, nach draußen zu orten. Inzwischen befinden wir uns knapp innerhalb der Plasmawolke, wie ihr auf der Darstellung seht. Luna ist auf einer stabilen Umlaufbahn um alle vier Neutronensterne. Wir werden also nicht noch mehr Zeit verlieren. Ob und wann wir in den uns bekannten Teil der Milchstraße zurückkehren können, bleibt abzuwarten. Ich bin sicher, wenn das Transpositornetz vollständig repariert ist, werden die Onryonen eine Lösung finden. So viel von meiner Seite. Kanzler Hannacoy, möchtest du noch etwas sagen?«
Das Emot des Ryotar verfärbte sich ablehnend.
Zehn bewaffnete Onryonen betraten den Saal. Sie trugen weite Gewänder in ineinanderfließenden Blautönen. Ihre Gesichter waren grimmig.
Kemenys Beinmuskulatur fühlte sich an wie nach einem Sprint. Adrenalin durchpulste ihn.
Pri stand auf. »War es das, Hannacoy? Bekennst du endlich Flagge?«
Khelay stellte sich ihr entgegen. »Ihr habt das Chaos über Luna gebracht. Ihr solltet in Gewahrsam genommen werden. Wenn es nach mir ginge, würdet ihr die Lichttürme Luna Citys nie wiedersehen.«
Er sprach leise und schnell, sodass Kanzler Hannacoy, der ein Stück entfernt auf die Beine kam, ihn nicht hören konnte.
»Sie bringen euch hinaus«, sagte Fheyrbasd Hannacoy. »Wenn du möchtest, Pri, darfst du dich von deinem Vater verabschieden. Danach werdet ihr das Flip verlassen. Ihr erhaltet freies Geleit.«
Ein erleichtertes Lächeln hob Kemenys Mundwinkel. Gleichzeitig fühlte er sich traurig. So endete es also. Die Zusammenarbeit zwischen ihm, den Onryonen und vor allem mit dem Tolocesten, der ihm ans Herz gewachsen war.
Er warf Mit dem Gammablitz einen Blick zu. Das ungewöhnliche Wesen schien weder betrübt zu sein noch sonst in irgendeiner Form Anteil zu nehmen.
Kemeny hatte in der Zeit der Zusammenarbeit einiges gelernt. Er begriff längst nicht alles, was mit dem Triebwerk und dem Transpositornetz zusammenhing, doch das Prinzip der tt-Progenitoren und den materieprojektiven Hintergrund verstand er zumindest.
Mit einer einfachen Bewegung schaltete er die Holosphäre aus. Das Bild Dhalaams erlosch. Das rote Wabern wich einer weißen Hintergrundwand.
»Danke, Ryotar Hannacoy, für die Zusammenarbeit.«
Der Kanzler nickte in einer menschlichen Geste mit dem Kopf. Das war mehr Respekt, als Kemeny erwartet hatte.
»Ich bin zufrieden. Die Teamarbeit hat mir gefallen. Wer weiß, was die Zukunft bringen mag.«
Neben ihm verfärbte Khelay sein Emot und wandte sich ab. Es roch nach Feuer.
Auch Pri zeigte mit verschränkten Armen vor der Brust und ihrem abweisenden Gesichtsausdruck deutlich, dass sie keinen Wert auf eine Wiederholung der Zusammenarbeit legte.
Kemeny ging von der Bühne und blieb vor Mit dem Gammablitz stehen. »Mach es gut.«
Der Toloceste hob den Kopf. Aus dem Amulett aus seiner Brust kam die leicht nachhallende Stimme. »Subsummarisches Resümee in digitaler Perfektion.« Er watschelte zu seiner Technikklause und stieg hinein.
»Ja. Finde ich auch.«
Gemeinsam mit Kemeny, Toufec und Pri rollte Mit dem Gammablitz den langen Gang entlang, hinaus aus dem Flip und davon in die Stadt. Sicher
Weitere Kostenlose Bücher