2728 – Die Gravo-Architekten
angeln.
Medoroboter flitzen herbei, dicht gefolgt von einem Mediker.
Noch immer schrillte der Alarm. Der Transmitter vor ihnen war schwer beschädigt. Dort, wo der Strukturfeld-Stabilisator gewesen war, klaffte ein Loch. Ohne Pazuzus eigenmächtige Hilfe wären sie beide tot.
Die Angst um Shanda machte Toufec so wütend, dass er sich kaum beherrschen konnte. »Khelay, was sollte das? Warum wolltest du uns umbringen?«
Khelay hielt die Strahlermündung auf Raphal Shilo gerichtet, der vom Kontrollpanel zurückgewichen war. »Euer Mann wollte dich entführen, nicht ich.«
»Und du hast versucht, mich zu töten!«
»Nein. Ich wollte lediglich einen Terroristen aufhalten.«
»Wenn Shanda stirbt, wirst du erfahren, was ein Terrorist ist! Ich werde dein Schatten sein!«
»Toufec.« Pris kühle Stimme war wie ein eiskalter Wasserstrahl in den Nacken. »Reiß dich zusammen.«
Toufec fuhr herum. Er wollte seine Sorge hinausschreien, doch neben Pri stand Kanzler Hannacoy. Etwas an der würdevollen Art des onryonischen Ryotar stoppte Toufecs Zorn. Er wandte sich ab und beobachtete die Medoroboter, die unverzüglich einen sterilen Bereich um Shanda schufen, geschützt durch ein energetisches Feld, und mit einer Operation begannen. Der menschliche Mediker wirkte dabei auf seltsame Weise wie ein Statist, dirigiert von Maschinen. Eine Puppe in weißer Gewandung, die hoffentlich wusste, was sie tat.
Hannacoy winkte einer Gruppe von sechs onryonischen Wachleuten, die die Halle betreten hatten. »Führt Raphal Shilo hinaus und bewacht ihn. Du gehst auch, Khelay.«
Der oberste Kommandant sah aus, als wolle er widersprechen, doch dann fügte er sich, die Ohren abgeknickt, und eilte aus dem Raum.
Menthennar Zariy rieb sich mit den Handflächen die Halsseiten. »Was sollte das überhaupt? Warum wollte Shilo Toufec entführen?«
Pris Gesicht blieb eine Maske. »Überlass das mir. Ich finde es heraus und kümmere mich darum.«
Kemeny hockte bleich auf dem Boden. Sein Blick ging zu Shanda, dann zu der übergroßen Holosphäre, in der nach wie vor der Chi in seinem Tesserakt abgebildet war, eingefroren in der Bewegung. »Was ... was machen wir jetzt? Shanda war unsere letzte Hoffnung.«
»Die Arbeit muss weitergehen«, sagte Hannacoy.
Ein kratziges, verzweifeltes Lachen kam von Kemeny. »Und wie? Ohne Telepathie? Funk ist wirkungslos. Eure Genifere mögen ja auf das Technogeflecht Einfluss nehmen können und vielleicht sogar auf die tt-Progenitoren-Substanz in der Sonde – wenn sie sie vor der Nase haben!«
Toufec ließ den Kopf hängen. Er verfluchte Raphal Shilo und Bonthonner Khelay. »Shanda ist die Einzige, die diese Entfernung überbrücken kann. Ohne sie ist es vorbei.«
*
Unscharfe Formen, verschwommene Linien. Beige, Silber. Es roch nach Desinfektionsmittel. Unweit von ihr flimmerte es. Ein Schutzschirm?
Shanda blinzelte. Wo war sie?
Toufec beugte sich zu ihr. Er sah besorgt aus. »Shanda?«
»Wo ...« Sie hielt inne und begriff. Das war noch immer die Werfthalle, in der NATHAN die Darstellung des Gravotauchers in einer beeindruckend großen Holosphäre zeigte.
Sie, Toufec und ein Medoroboter waren im Inneren einer Schutzsphäre, die sie vor neugierigen Blicken verbarg. Hinter dem Flimmern erkannte sie die Umrisse von Kemeny, Hannacoy und Pri sowie einigen anderen, die dort saßen oder standen. Sie selbst lag in einem Medo-Bett mit eigener Mikropositronik. »War ich bewusstlos?«
»Du wurdest am Herzen operiert und zwei Stunden lang medizinisch behandelt.«
Zaghaft streckte Shanda die Hand aus, um die verletzte Stelle zu berühren, doch ein dicker Verband hinderte sie daran. »Ich fühle mich ziemlich gut ... dafür, wie es mich erwischt hat.«
»Die Mediker haben dir einen ziemlich üblen Cocktail verpasst, damit du aufwachst und keine Schmerzen hast. Am besten bewegst du dich so wenig wie möglich.«
»Ich verstehe. Wir sind noch näher gekommen, oder?«
»Vielleicht fünfzehn Millionen Kilometer. Durch die stärkere Anziehung bewegt sich der Mond schneller. Die Zeit läuft uns davon. Du musst noch einmal versuchen, mit dem Chi-Wesen zu sprechen.«
»Der Kustos.« Sie nickte. Lunas Vernichtung musste aufgehalten werden.
Shanda schloss die Augen. Sie konzentrierte sich. Irgendwo ganz weit fort war ein goldenes Glimmen. Es zog sie an wie ein Magnet. Mit einem tiefen Atemzug löste sich Shanda aus der Werft und vom Mond. Sie tauchte in die Sonde, weit fort auf dem Neutronenstern, und fand
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