2729 – In eine neue Aera
Einverständnis dafür, dass der von der LFT entwickelte Antrieb in dein ... halbprivates – habe ich das richtig verstanden? – Raumschiff integriert werden darf?«
»Das ZbV-Schiff wird letztlich für das Wohl der Menschheit eingesetzt werden, von daher ist eine Schubladisierung in öffentlich und privat müßig. Ein noch zu kürendes Gremium wird irgendwann über den Einsatz des Schiffes bestimmen. Denkbare Einsätze des ZbV-Schiffes wären – und ich fabuliere jetzt einfach mal ein wenig vor mich hin – der Flug in die Heimatgalaxis eines seit Kurzem in der Milchstraße dominant auftretenden Volkes oder vielleicht auch eine Rettungsmission an einen Punkt im kosmischen Leerraum oder eine Exkursion zu einer weit entfernten Enklave der Menschheit.«
Sie blickte ihn sekundenlang prüfend an. »Und dies alles ohne öffentliche Gelder?«
»Ohne öffentliche Gelder«, bestätigte Adams.
»Aber hast du nicht zugegeben, dass du meine Zustimmung auch bezüglich Human- oder Materialressourcen benötigst?«
Der Zellaktivatorträger setzte ein freundliches Lächeln auf. »Es geht um zwei Personen, die ich für das Projekt benötige. Selbstverständlich werde ich deren Gehälter und andere Transaktionskosten zu hundert Prozent übernehmen.«
»Lass mich raten: Du benötigst Sichu Dorksteiger, damit sie dir die Pläne des Hypertrans-Progressors verrät.«
Nun war es an Homer G. Adams, die Solare Premier zu mustern. Einen Augenblick lang fürchtete Cheung, dass der Dreitausendjährige sie mit »Mein Kind« anreden würde, aber er schien sich nicht an ihrem kritischen Unterton zu stören.
»Ich benötige in der Tat Sichu Dorksteiger, nachdem Fionn Kemeny mit dem Mond verschwunden ist«, erklärte er mit ernster Stimme. »Da das Prinzip des Hypertrans-Antriebs rechtlich gesehen LFT-Eigentum ist, soll sie uns helfen, den Progressor für das ZbV-Schiff neu zu entwerfen.«
»Sichu ist aber die Chefwissenschaftlerin der LFT. Solltest du nicht Aruns Einverständnis einholen anstelle von meinem?«
»Ich will nicht allzu viele Wellen schlagen, bevor das Projekt auf gutem Wege ist. Daher habe ich beschlossen, die LFT noch nicht zu involvieren.«
»Oho«, machte Cai Cheung.
»Und da ich weiß, dass Sichu bis auf Weiteres nach Terra abkommandiert wurde, um die Linearraumtorpedos der Onryonen zu erforschen, gehe ich davon aus, dass du über genügend Kompetenzen verfügst, um Sichu am Projekt ZbV mitarbeiten zu lassen.«
»Das können wir in der Tat so in die Wege leiten«, erklärte sie nach kurzem Zögern, »falls sich Sichu weiterhin ihrem Grundauftrag widmen kann – und sie überhaupt bereit ist, bei deinem Projekt mitzuarbeiten.«
Adams lächelte unschuldig. »Es könnte sein, dass wir uns zufälligerweise kürzlich bei einem Qualitätszirkel der terranischen Großindustriellen getroffen haben und ich eine Bemerkung zu einem Fernraumer fallen ließ. Ich bin daher zuversichtlich, dass sie dem Projekt nicht ganz abgeneigt ist.«
Cheung grinste. »Geschickt gemacht, Earl Grey, geschickt gemacht ...«
»Danke!«, gab Adams ernst zurück. »Aber da gibt es noch eine personelle Vakanz, die ich in meinem Team füllen muss. Vielleicht hast du einen Tipp?«
»Ja?«
»Ich benötige noch einen Projektleiter. Jemand, der die Fäden in der Hand halten kann und sich in der Raumfahrt sehr gut auskennt.«
»Hmm«, machte die Solare Premier. »Die bestgeeignete Person ohne aktuelles Kommando wäre Jawna Togoya. Sie ist derzeit Gast im Solaren Haus. Nach der Vernichtung der JULES VERNE sucht sie eine neue Herausforderung.«
»Jawna stand auch bei mir in der Wunschliste weit oben«, sagte Adams. »Wäre es dir möglich, sie unter einem Vorwand nach Neo-Ganymed zu beordern?«
Cheung nickte. »Kein Problem. Benötigst du weitere Hilfe?«
Adams sah sie aus seinen blassgrauen Augen an. Einen Atemzug lang hatte sie das Gefühl, darin Jahrtausende verwehen zu sehen. »Du hast mir immer noch nicht klar gesagt, wie du dem Projekt als Ganzem gegenüberstehst; insbesondere, was die Verwendung des Hyperraum-Progressors anbelangt.«
Cai fuhr sich durch das struppige Haar. »Du hattest mich in der Tasche, als mir bewusst wurde, dass du ein Fernraumschiff bauen willst. Und ich verstehe, ja begrüße es sogar, dass du dieses ZbV-Schiff nicht in die Heimat- oder LFT-Flotte integrieren willst. Zu oft schon verzögerten sich Schiffseinsätze, weil zuerst die rechtliche Grundlage abgeklärt oder eine Parlamentssitzung einberufen werden musste.
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