273 - Die Wandlung
nein, ich handele mit Retrologen.« Er lachte. »Ich handele mit jedem, der handeln will.«
»Was tust du auf dieser Insel?«, fragte Aruula schroff. Matt wünschte sich, sie würde ein klein wenig diplomatischer vorgehen, aber das war nicht ihre Stärke.
Hermon ließ sich von ihrer direkten Art nicht aus der Ruhe bringen. Er macht eine weite Geste über den Festplatz hin zur Siedlung mit ihren zahllosen Hütten. »Ich bin an diesem Ort nicht nur von schlagkräftigen Kriegerinnen und Kriegern umgeben, die meine Ware schützen können, ich kann darüber hinaus eine Menge interessanter Güter hier eintauschen.« Er deutete auf ihr Schwert. »Zeig mir einmal deine Klinge.«
Aruula zögerte. Sie warf Matt einen kurzen Blick zu, zog dann aber das schartige Schwert, das sie vor Ewigkeiten auf einem ägyptischen Bazar erstanden hatte, weil es ihrem verlorenen alten Schwert ähnlich sah.
Der Händler nahm es ihr ab und wog es prüfend in der Hand. »Das ist keine Waffe, das ist ein Zustand! Zufälligerweise lebt auf dieser Insel ein Ehepaar, das die besten Waffen Eurees fertigt. Ihr solltet die Zeit nutzen, ihre Schmiede aufzusuchen.«
Aruula entriss ihm das Schwert mit einem beleidigten Blick. »Diese Waffe ist viel in Gebrauch.«
»Eben«, sagte der Händler lächelnd. »Und was braucht diese Welt nötiger als gelungene Schwerter und Messer? Ihr seht also, ich bin auf dieser Insel goldrichtig und habe zudem die Liebe meines Lebens gefunden.« Er wies auf Bahafaa, die zurückwich und zur Seite sah.
Matt betrachtete sie befremdet. Hatten die beiden sich gestritten? Nun, das war ihre Sache. Er zumindest konnte an Hermon nichts Verdächtiges finden. Der Mann verstand sein Geschäft. »Ich werde morgen früh in deinen Laden kommen und mir deine Güter ansehen«, sagte er.
Hermons Gesicht wurde von einem breiten Lächeln gespalten. »Ich freue mich auf dich, Maddrax.«
Aruula sah ihn zornig an und folgte ihm zurück zu ihrem Lagerplatz, das Schwert noch immer blank gezogen. »Ich traue ihm nicht, Maddrax. Warum willst du zu ihm gehen?«
»Warum traust du ihm nicht?«, stellte er eine Gegenfrage.
Sie strich mit der Hand über die Schwertfläche und zögerte. »Ich… ich kann ihn nicht belauschen .«
»Nicht belauschen ?« Königin Lusaana trat mit einem angeheiterten Glanz in den Augen auf sie zu. »Sprecht ihr etwa von Hermon?«
Aruula nickte. Sie schaute erstaunt.
»Hermon ist als Kind auf den Kopf gefallen, wie er sagt.« Die Königin kicherte, wurde aber gleich darauf wieder ernst. »Vergebt mir, es ist so eine herrliche Nacht, trotzdem hätte ich weniger vom Brand trinken sollen.«
Matt winkte ab. »Hermon«, erinnerte er.
»Richtig.« Die Königin nickte. »Er hatte als Kind eine schwere Kopfverletzung, deshalb kann ihn niemand belauschen .«
»Vertraut ihr ihm?« Er hoffte Aruulas Besorgnis zu beruhigen. Wenn Lusaana dem Händler vertraute, konnte es Aruula sicher auch.
»Am Anfang gab es Streit seinetwegen«, sagte die Königin, die wieder nüchterner wirkte. »Aber inzwischen hat er sich gut integriert und auch Bahafaa geholfen. Früher konnte sie sich einfach nicht in unsere Gemeinschaft einfügen, aber nun hat sie viele Freundinnen gefunden.«
Aruula spielte mit dem Schwert in ihrer Hand. Die Königin zog eine Augenbraue hoch, als ihr Blick auf die Klinge fiel.
»Du solltest mit diesem Ding zu Kaalir und Toora gehen. Das ist kein Schwert, das ist ein Zustand. Am besten frage ich Toora nachher, ob sie dir nicht ein Neues schmieden können, während du bei Brabuura bist.«
Aruula öffnete erbost den Mund, aber ehe sie etwas sagen konnte, hatte sich Lusaana bereits Juuneda zugewandt und unterhielt sich mit ihr über die Freuden der Liebe mit Barbaren vom Festland.
Matt konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Es scheint doch alles in Ordnung zu sein mit diesem Hermon. Auf mich wirkt er normal.«
»Ja«, sagte Aruula missmutig. Aber ihr Gesichtsausdruck sagte etwas anderes. Mit einer unzufriedenen Miene schob sie das Schwert zurück in die Rückenkralle.
***
Aruula öffnete die Augen und sah das hölzerne Dach der Hütte über sich. Ein Lächeln wärmte sie. Sie war zu Hause. Wohlig richtete sie sich auf und sah, dass Maddrax schon wach war. Er hatte sich auf der breiten, mit Stroh und Sand gefüllten Matratze auf den Ellbogen aufgestützt und sah sie unverwandt aus blaugrünen Augen an. Sie berührte seine Wange. »Wie lange beobachtest du mich schon?«
»Eine Weile.« Er hielt ihre Hand fest
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