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273 - Die Wandlung

273 - Die Wandlung

Titel: 273 - Die Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Brüllen, das sie noch oft im Traum verfolgen würde. Die Gewalt dahinter gab ihr neue Kraft. Weg, nur weg. Sie stolperte davon, so schnell sie ihre kleinen Beine trugen. Sie verlor jegliches Gefühl für die Zeit. Irgendwann brach sie mitten im Laufen zusammen. Es war der eine Schritt, der ihr zu viel geworden war. Eine tiefe Ohnmacht hüllte ihren Körper ein wie ein schwerer Mantel.
    Als sie erwachte, sah sie in helle graublaue Augen. Sofort erwachte die Angst in ihr und sie begann vor Schmerz und Furcht zu weinen.
    »Keine Sorge, Jänta(Mädchen; angelehnt an die schwedische Sprache, die auch im Sprachdialekt der 13 Inseln vorkommt)«, sagte eine beschwichtigende Stimme. »Du bist in Sicherheit. Kau das.« Die Frau schob ihr ein Kraut in den Mund. Wenig später verschwamm die Welt wieder. Sie sah noch, dass die Fremde sich zu ihrem blutigen Armstumpf beugte und sich an dem Gürtel zu schaffen machte.
    »Wo ist… Tumaara?«, stammelte Ludmeela noch, dann sank sie in einen erschöpften Schlaf.
    ***
    Am nächsten Morgen kam Matt mit einem ordentlichen Muskelkater zu sich. Wider Erwarten war es in der Nacht zu keinem Angriff durch Grao'sil'aana gekommen, trotzdem hatte er kaum geschlafen. Er musste jederzeit mit dem Auftauchen des Daa'muren rechnen.
    Nach einer flüchtigen Schneewäsche und einem kargen Frühstück brachen sie auf. Bahafaa war schweigsam und in sich gekehrt, Tumaara und die beiden Kriegerinnen warfen ihnen immer wieder neugierige Blicke zu. Matt fragte sich, wie viel sie von der gestrigen Unterhaltung mitbekommen hatten, und was sie dazu dachten. Dykestraa und Arjeela wussten durchaus, was Daa'muren waren. Schließlich hatte das Volk der Dreizehn Inseln damals im Kampf gegen die Daa'muren mitgewirkt.
    Matt konnte noch immer nicht fassen, dass Grao ausgerechnet hier aufgetaucht war. Welchen anderen Grund als Rache an ihm und Aruula sollte es dafür geben? Ein Zufall war es sicher nicht. Ich kann nicht daran glauben, dass Grao sich geändert haben soll.
    Sie überquerten eine schmale Bergbrücke aus schwankenden Brettern. Inzwischen hatten sie den Gletscher erreicht und es war empfindlich kalt geworden. Die Frauen hatten sich Umhänge aus Robbenfell umgelegt und Matt fragte sich unweigerlich, ob sie die Umhänge von Hermon - oder besser Grao - gekauft hatten.
    Matt und Aruula hatten die schwankende Brücke gründlich in Augenschein genommen, aber keine angeschnittenen Seile oder angesägten Planken gefunden.
    Matt sah sich wachsam um, während er einen steilen Abstieg hinunter in ein Tal stieg. Vor ihm lag eine der idyllischsten Landschaften, die er seit langem gesehen hatte. Ein riesiger Bergsee breitete sich aus, der von mehreren Hütten und Weilern umgeben war, aus deren Schornsteinen Rauch in den blauen Mittagshimmel quoll. Nadelbäume und Berge umgaben den See wie schützende Wächter. Alles grünte und blühte. Der Sommer war mit seiner ganzen verschwenderischen Pracht über den Ort gekommen und zeigte seine zahllosen Gesichter in Form mannigfaltiger Blüten und bunter Kräuter.
    Sie ließen Schnee und Eis hinter sich und kamen immer tiefer, während die Hütten langsam näher rückten. Aruula seufzte leise. »Die Landschaft erinnert mich an Schottland.«
    Matt nickte. Im Grunde gefiel ihm das wilde Sommerpanorama vor ihnen noch besser. Die Berge in Schottland waren steiniger und rauer. Trotzdem freute er sich darauf, auf dem weiteren Weg nach Irland in Schottland Zwischenstation zu machen und Rulfan wiederzusehen. Aber erst musste er die Sache mit Grao aus der Welt schaffen - oder, noch besser: Grao'sil'aana selbst aus der Welt schaffen. Er glaubte nicht daran, dass der Daa'mure auf seine Rache für Daa'tan verzichten würde.
    Ein seltenes Gefühl von Zorn überkam Matt, als er daran dachte, wie viel mehr Zeit Grao mit seinem Sohn verbracht hatte, als er selbst. Die Daa'muren hatten Daa'tan geraubt und ihn zu seinem Feind gemacht. Ein Teil von ihm wollte Grao für diesen Verlust bluten sehen, aber der andere, vernünftigere Teil wusste, dass er damit nichts gewinnen würde.
    Er schloss die Augen, öffnete sie wieder und versuchte sich ganz auf den Weg und das blühende Tal unter ihnen zu konzentrieren.
    Dykestraa und Arjeela stimmten ein Lied an und packten ihre dicken Umhänge in ihr Reisegepäck. Noch immer trugen beide die Lanzen bei sich, die extra für die Jagd auf Izeekepirs angefertigt worden waren. Eine davon wollten sie im Bergdorf gegen Schneeschuhe und Lebensmittel eintauschen.
    Eine

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