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273 - Die Wandlung

273 - Die Wandlung

Titel: 273 - Die Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet und sie beugte sich noch näher an die Alte.
    »Brabuura, was ist mit dir?«
    Die Alte zitterte immer stärker. Ihre blinden Augen starrten ins Nichts, während ihre Lippen bebten. Matt erschien es, als würde sie etwas sehen, was ihr Angst machte.
    »Es ist der Fluch«, keuchte sie. »Der Fluch, der euch folgt. Ihr zieht das Böse zu euch.«
    Aruula schüttelte ihr dunkles Haar. »Das ist nicht wahr«, sagte sie entschieden.
    Matt dachte sofort an Grao. Brachten sie die Menschen in Gefahr, indem sie Grao hierher lockten? Würde der Daa'mure das Dorf verwüsten und so Rache üben?
    »Ich kann es sehen«, flüsterte Brabuura, als habe sie Aruulas Einwand gar nicht gehört. »Ich sehe das Strahlen. Es umgibt euch.«
    »Das Strahlen?«, echote Matt. Dann fiel es ihm ein: Sie waren durch den Zeitstrahl der Hydree gereist. Bereits der Energieseher Yann Haggard, der an einem Hirntumor litt, hatte das Zeitfeld wahrnehmen können - bis die Hydriten ihn geheilt hatten. War auch die alte Frau vom Krebs befallen und konnte deshalb die Tachyonen wahrnehmen, die Aruula und ihn umgaben wie ein Mantel, der die Zeit von ihnen fernhielt?
    »Es ist ein Glanz, schön von den Farben her, blaugrün und schillernd - und doch bringt er den Tod.« Brabuuras Zittern wurde immer stärker. »Ihr müsst gehen. Bleibt nicht länger, als ihr es müsst. Bitte.«
    Obwohl die Alte gebrechlich war, zerquetschten ihre Finger Matts Hand nahezu.
    »Beruhige dich.« Aruula streichelte Brabuuras schneeweißes Haar. »Wir werden bald weiterreisen. Es tut mir leid, dass wir dich so ängstigen.« Sie sah ihn hilfesuchend an.
    »Wir haben eine Strahlung an uns, das ist richtig«, versuchte Matt nun ebenfalls die Alte zu beruhigen, »aber sie ist nicht gefährlich. Es wird nichts Böses kommen.«
    »Es ist schon auf dem Weg«, flüsterte Brabuura mit weißen Lippen. »Das Böse hat seine Segel… hat…«, sie verstummte und beruhigte sich mit einem Mal. »Was ist, geschieht«, sagte sie tonlos. Sie ließ Matt los und griff erstaunlich zielsicher nach Aruulas zweiter Hand. »Du bist gekommen, weil ich dich rief, darum sei gesegnet.« Sie schloss die Augen. »Möge Wudan über dich wachen und dein Elnak seine schützenden Hände über dich halten, denn du bist eine Königin unseres Volkes, wie deine Mutter.«
    Aruula verharrte ganz still und Matt zog sich lautlos zurück. Er hatte das Gefühl, die beiden einen Moment allein lassen zu müssen, und trat an das flackernde Feuer. Die Flammen tanzten über dem Holz. Er dachte an die Warnung.
    Brabuura konnte offensichtlich die Tachyonenschicht als bläulichen Glanz wahrnehmen - aber welche Gefahr sollte davon ausgehen? Plötzlich kamen ihm die Geschehnisse auf dem Mars in Erinnerung. Als die zum Leben erweckte Blaupause ihn angegriffen hatte - als würde etwas sie anlocken. [7] Schon damals hatte er überlegt, ob es vielleicht die Tachyonen gewesen waren. Aber die Blaupause war vernichtet, konnte ihm unmöglich hierher gefolgt sein…
    Ihm war, als stünde er kurz davor, ein Rätsel zu lösen, das schon lange an ihm nagte. Als sei alles in ihm bereit dazu - aber etwas fehlte noch. Er schüttelte den Kopf. Vielleicht maß er dem Vorfall zu viel Bedeutung bei. Brabuura war nur eine alte, abergläubische Frau, die Energieströme sehen konnte und sich eine Geschichte ausdachte.
    »Lebt wohl«, sagte Brabuura erstaunlich fest in seine Gedanken hinein. Sie hatte sich offenbar beruhigt.
    »Lebe auch wohl«, antwortete Aruula leise. »Möge Krahac dich sicher in die Hallen Wudans geleiten.«
    Sie stand auf und trat zu Matt. Schweigend verließen beide die stickige Hütte.
    ***
    Grao war Ludmeela in sicherem Abstand gefolgt und hatte so die Spur der Reisegruppe wiedergefunden. Sie saßen nicht weit von ihm in einem Weiler und er konnte ihre lauten, vergnügten Stimmen an einem Feuer hören. Um sie besser beobachten zu können, war Grao auf eine hohe Tanne geklettert. Er sah über die Palisade hinweg. Hätte er einen Bogen und einen Pfeil gehabt, hätte er Mefju'drex bereits jetzt töten können. Stattdessen hockte er auf dem Baum wie die Karikatur eines Engels, der beschlossen hatte, Bahafaa zu beschützen.
    Die quälende Frage, was er war, tauchte wieder in seinem Innersten auf. Was war aus ihm geworden? War er tatsächlich hier, um Bahafaa und Tumaara vor Ludmeela zu schützen?
    Das war seine Zeit zu handeln! Das war der Moment seiner Rache!
    Ich warte, bis es Nacht wird. In der

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