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275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Gedanken ständig zu diesem gekreuzigten Gott, von dem du mir erzählt hast, und zu dessen Mutter Maria. Vor über tausend Jahren segelte er mit einem Mann namens Cristóbal Colón über den Ozean, in eine neue Welt namens Las Indias, wenn ich alles richtig verstanden habe.«
    »Das war fünfhundert Jahre vor ›Christopher-Floyd‹«, sagte Matt. »Das erklärt, warum sie so aussehen. Ihren Rüstungen nach sind einige von ihnen Conquistadores - spanische Soldaten, die auf die Goldschätze Meerakas aus waren.«
    »Und Leute wie dieser Bartolomé wollten die Heiden dort zum wahren Glauben bekehren«, sagte Aruula kraftlos. »Dabei hat er Schuld auf sich geladen, die ihn schwer belastet.«
    Matt Drax dachte unwillkürlich an die Ureinwohner seiner eigenen Heimat. Die hatte man in der Regel gar nicht erst zu bekehren versucht, sondern gleich ausgemerzt. Doch das war fast siebenhundert Jahre her. »Eine böse Geschichte, weiß Gott…« Grübelnd blickte er zur Südküste, wo man schon einen Streifen des Meeres erkennen konnte. »Aber wie gelangt eine Karavelle mit Spaniern nach tausend Jahren hierher zu den Dreizehn Inseln? Das kann nur mit dem Zeitstrahl zu tun haben…«
    »Genau so ist es«, nickte Aruula. »In seinen Gedanken habe ich den Strahl gesehen, in den das Schiff damals geriet.« Aruula griff nach der Wasserflasche und nahm einen kräftigen Schluck. Ihre Stimme klang kräftiger inzwischen. »Der Gottesmann und die anderen Schattenartigen waren an Bord, als ein Unglück geschah.«
    »Aber wie wurden sie zu Schattenwesen? Und warum sind sie ausgerechnet auf Tachyonen scharf?«, fragte Matt.
    Aruula runzelte die Stirn. »So ganz habe ich es nicht verstanden, aber…« Sie unterbrach sich, denn Grao'sil'aana kam zu ihnen und setzte sich neben sie ins Gras. Er hatte seine Daa'murengestalt angenommen. Aruula sah ihn fragend an.
    »Rede weiter«, sagte er knapp. »Wir werden zusammen kämpfen oder zusammen sterben. Also muss ich wissen, was du weißt.«
    Aruula zog die Brauen hoch und suchte Matts Blick. Der nickte nur.
    Aruula setzte neu an. »Ich habe es nicht ganz verstanden, aber sie scheinen im Zeitstrahl auf ein fremdes Wesen getroffen zu sein, das sie versklavt hat. Es nennt sich selbst Mutter . Der Gottesmann nennt es einen Dämon.«
    »Mutter?«, echote Matt. »Was ist das für ein Wesen?«
    »Eine Art… Stein«, sagte Aruula und zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls waren das die Gedanken des Mönchs. Ein roter, pulsierender Brocken, umgeben von Bernstein. Dieses Wesen ist es, das die Schatten am Leben erhält. Es braucht dafür die Lebensenergie der Menschen - oder die Strahlung aus dem Zeitstrahl.«
    »Es ernährt sich von Tachyonen…« Matt sagte es gedankenverloren vor sich hin. In seinem Kopf hatte es »Klick« gemacht. Er dachte an die Geschehnisse auf dem Mars, an die junge Frau, deren Blaupause ein Geistwanderer aus dem Strahl geholt hatte. Auch sie hatte sich von Lebenskraft ernährt, nur waren ihre Opfer nicht versteinert, sondern zu Mumien vertrocknet. [7] Der Unterschied musste dem Steinwesen geschuldet sein, ansonsten glichen sich die Vorgänge bis aufs Haar!
    Aber das bedeutete gleichzeitig…
    »… dann sind die Schatten vielleicht gar keine Zeitreisenden, sondern deren Blaupausen!«, brach es aus Matt hervor. »Deswegen sind sie nur halbstofflich! Dieses Steinwesen hat nicht genügend Energie übrig, sie endgültig in diese Welt zu holen!«
    »Bartolomé hasst dieses Wesen«, fuhr Aruula fort. »Fortwährend ruft er die Gottesmutter an, ihm beizustehen und ihn zu erlösen.«
    Der Mann aus der Vergangenheit war jetzt ganz Ohr. »Er hasst es? Würde er uns helfen, es zu vernichten? Weiß er, wie wir es vernichten könnten?«
    Aruula schaute zu Boden. »Ich habe versucht, die chaotischen Bilder in seinem Kopf zu sortieren, aber es waren zu viele. Bevor ich Näheres erkennen konnte, wurde ich ohnmächtig.«
    »Weißt du wenigstens, wo genau sich dieser… lebende Stein befindet?«, fragte Grao. »Vielleicht können wir ihn ja einfach zerstören und der Spuk hat ein Ende.«
    »Er steckt im Rumpf des Schiffes«, antwortete Aruula, »unterhalb der Wasserlinie im Kiel. Aber ich glaube nicht, dass er sich so einfach zerstören lässt. In Bartolomés Erinnerung ist er genauso durchlässig wie die Schatten. Ein Schwert würde glatt hindurchgehen.«
    »Wir könnten uns diesen Stein zumindest näher anschauen.« Matts Kampfgeist erwachte allmählich wieder. »Vielleicht finden wir ja einen

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