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276 - Die Genesis des Arthur Crow

276 - Die Genesis des Arthur Crow

Titel: 276 - Die Genesis des Arthur Crow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Begegnung eingepflanzt hatten. [3] Oder nein, besser doch nicht. Die Dinger hatten sich entzündet und mussten wieder herausoperiert werden, was ihn fast das Leben gekostet hatte. Dann lieber immer wieder auftauchen und Luft holen. So lange, bis dieser verdammte lebende Stein gefunden war…
    4.
    Ich war… der Koordinator.
    Ich war… Arthur Crow.
    Ich bin…
    ... KROOW.
    Das Wesen erhob sich, noch unbeholfen und im steten Wandel begriffen.
    Sein Körper sah aus, als hätte ihn ein Wahnsinniger mit Waffen oder Werkzeugen malträtiert, bis nur noch ein Haufen Fleisch übrig geblieben war - halb verdautes, von einem Monstrum erst vertilgtes und dann wieder erbrochenes Fleisch, in dem unsichtbare Hände, Klauen, Zähne wühlten, es drehten und wendeten und zu etwas zu formen versuchten, das wieder Ähnlichkeit mit dem hatte, was es einmal gewesen war.
    Den Menschen nachzubilden, der unter der Flut bionetischer Masse regelrecht zerborsten war, erwies sich als heikle und kaum lösbare Aufgabe.
    Aber Kroow war die personifizierte Geduld. Zeit war für ihn nicht gleichbedeutend mit Vergänglichkeit. Zeit war auch der mächtigste Schöpfer von allen. Mächtiger noch als -
    Er erlaubte sich nicht, den Vergleich auszuformulieren.
    SIE waren heilig.
    Niemand durfte SIE beschmutzen.
    Er verehrte seine Erschaffer noch immer. Obwohl sie ihn schon so lange allein gelassen hatten im Ewigen Eis…
    Wie lange hatte er auf diesen Moment hingearbeitet, ohne sich selbst dessen bewusst zu sein? Im Nachhinein verstand er seine unterschwelligen Ambitionen, sich die Materie, an die SIE ihn einst gebunden hatten, Untertan zu machen.
    Aber war es wirklich möglich, sich aus dem Korsett zu befreien, das SIE ihm als Körper für die Ewigkeit zugewiesen hatten? Und war es nicht Frevel, sich IHREM Plan zu widersetzen?
    Der Widerstreit, in den ihn diese Frage stürzte, währte Stunden… Tage… während derer Kroow aber nie in seinen Anstrengungen nachließ, sich aus dem Flächenräumer, seinem uralten Gefängnis zu befreien.
    Einerseits erschreckte es ihn, seine Umgebung plötzlich nur noch als Kerker und Grab wahrzunehmen, andererseits labte er sich an den Gefühlen, die sein so vehement erwachtes Streben nach Freiheit in ihm entfachte.
    Und so modulierte er weiter. Pumpte er Materie von dort, wo er so lange gehaust hatte, in das neue Gefäß, das ihm fortan dienen sollte.
    Ein Körper, der beweglich war. Ein Vehikel, das ihn tragen konnte, wohin auch immer es ihn zog.
    Diesen Zug zu einem Ziel verspürte er mit jedem Tag stärker. Und es kam die Stunde… da gab er ihm nach.
    Kroow erhob sich von der Stelle, an der Arthur Crow gestorben war und doch immer noch existierte. Nichts von seiner physischen Existenz war verloren gegangen, alles war mit dem einstigen Koordinator, seiner bionetischen Struktur fusioniert.
    Sie waren eins geworden.
    Doch nur einer konnte Nutzen daraus ziehen.
    » Krrroooooww…! «
    Der Laut, aus den Tiefen der Kreatur kommend, hallte durch das Ganglabyrinth des Flächenräumers. Lebewesen, die sich noch darin aufhielten - niedere, geistlose Kreaturen; Tiere, einst von den Zeitblasen angespült - duckten sich ängstlich oder verkrochen sich in Nischen, Spalten und Ritzen.
    Indes richtete sich das Ding auf und lenkte seinen Blick zu der Wandstelle, wo eine gewaltige Lücke klaffte. Es versuchte zu verarbeiten, dass ihm die angestrebte Befreiung tatsächlich gelungen war.
    Schließlich akzeptierte es den Erfolg und machte erste tapsige Schritte, um sich an die errungene Mobilität zu gewöhnen.
    ***
    Warum ihn der erste Weg zum »Friedhof« führte, hätte Kroow selbst nicht zu sagen vermocht. Er begab sich ohne nachzudenken dorthin, in jenen Raum, der voller Leichen war.
    Hüllen, deren Besitzer ihm einmal Untertan gewesen waren. Wie zuletzt Arthur Crow, nur über einen viel längeren Zeitraum.
    Seine Gesellschafter , so hatte er sie für sich selbst genannt. Durch sie, die sich über die Jahrtausende durch jene Tore verirrt hatten, die der Flächenräumer bei jeder Spannungsspitze wie Löcher in die Zeit brannte , hatte der Koordinator Einblick erhalten in das Leben »draußen«. Nicht das Leben seiner Schöpfer, sondern einer ganz anderen Spezies, der Menschen .
    Obwohl die meisten primitiv anmuteten, war der Koordinator doch der Faszination erlegen, die ihre Gedankenwelten auf ihn ausübten. Welten, in die er sich hatte einloggen können, sobald er gelernt hatte, seine bionetischen Werkzeuge an ihre Nervensysteme

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