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276 - Die Genesis des Arthur Crow

276 - Die Genesis des Arthur Crow

Titel: 276 - Die Genesis des Arthur Crow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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wieder gut zu werden . Doch Ivees Verhalten hatte eine Befürchtung in ihm bestärkt, die er nicht mehr abschütteln konnte.
    Die Schatten warfen immer noch ihre Schatten - unsichtbar für das menschliche Auge…
    10.
    Kroow blieb einen Moment stehen, als er die Küste von Antarktika erreichte. Aus seiner Stirn löste sich ein bionetischer Faden, der scheinbar vom Wind bewegt wurde. In Wirklichkeit richtete Kroow ihn aus. Sein innerer Kompass justierte sich ein. Die Werte, die er ermittelte, waren in Gedankenschnelle mit dem Kartenmaterial abgeglichen, das er in sich trug - Daten von der Zieloptik des Flächenräumers, die nun ebenso in ihm hinterlegt waren wie die Informationscluster, die er sich aus den Gehirnen seiner Gesellschafter angeeignet hatte.
    In den hydritischen Karten war ein Ort auf dieser Welt von exponierter Bedeutung.
    Hykton.
    Die Schöpfer lebten in dieser Stadt am Meeresgrund.
    Dorthin hatte der Koordinator seine Statusberichte übermittelt, und dorthin zog es Kroow mit aller Macht. Er wollte denen gegenübertreten, die ihn über Jahrtausende alleingelassen hatten. Wollte erfahren, warum sie ihn dem Vergessen hatten anheimfallen lassen.
    Er musste sich ihnen ins Gedächtnis rufen… und alles wurde gut. Sie waren der Schlüssel zu seiner Zukunft. Und das Ende seiner Einsamkeit.
    Mit diesem Gedanken setzte Kroow seinen unterbrochenen Weg fort. Mit wuchtigen Schritten verließ er die wasserfreie Zone… und stieg hinab in den Ozean, der ihn binnen Sekunden verschlang. Da Kroow nicht atmete, konnte er auch nicht ertrinken. Und wegen seines enormen Gewichts bedurfte es keiner Schwimmbewegungen, um unter Wasser voranzukommen.
    Er marschierte einfach weiter.
    Das Land unter dem Meer war finster und kalt - aber die Sinne des organisch-bionetischen Organismus fanden sich hier ebenso sicher zurecht wie am hellen Tag oder unter wärmender Sonne.
    Dennoch war es eine ganz eigene Welt, in die Kroow eintrat.
    Dies war das Element seiner Schöpfer.
    Es machte ihn stolz, sich in ihrem Reich zu bewegen und nicht länger Teil einer Wand in einer entlegenen Station dieses Planeten zu sein.
    Er fühlte sich fast lebendig…
    Wieder schwoll irres Gelächter in ihm an, und er fragte sich, ob nicht doch etwas von dem überdauert hatte, was er eliminiert und absorbiert zu haben glaubte.
    Ein Menschlein namens Crow.
    Arthur Crow…
    ***
    Kroow hatte nicht gewusst, wie vielfältig das Leben in den Ozeanen dieser Welt war. Selbst die Katastrophe, die die Erde vor rund fünfhundert ihrer Sonnenumläufe ereilt hatte, war nicht imstande gewesen, daran etwas zu ändern.
    Obwohl er die Verhältnisse vor dem Einschlag nicht kannte, stand es für Kroow außer Zweifel, dass auch damals kaum mehr und verschiedenere Geschöpfe unter Wasser hatten beheimatet sein können.
    Die unterseeische Welt faszinierte ihn vom ersten Moment an.
    Tonnenschwer marschierte er über den mal felsigen, mal schlickigen Grund. Nachdem er quer durch Antarktika gewandert war, hatte er die Peilung für den kürzesten Weg nach Hykton vorgenommen. Sein Körper war dabei Instrument und Werkzeug zugleich.
    Die Stadt der Schöpfer, von der er aus den Datenbanken des Flächenräumers wusste, lag vor der Küste des Kontinents, den die Menschen »Amerika« nannten… oder einmal genannt hatten. Die Hydriten hatten dafür einen anderen Namen. Aber inzwischen dachte er beinahe öfter in den Maßstäben und Kategorien seiner Gesellschafter als in denen seiner Erschaffer.
    Dieser Wandel irritierte ihn - aber er erklärte ihn sich mit all den menschlichen Erinnerungen, die er in sich vereinte, und das waren nun einmal ausschließlich Menschen leben gewesen.
    Während er am Grund des Ozeans entlang marschierte, hatte er Zeit, viel Zeit, um über vieles nachzudenken. Im Grunde funktionierte die »Mechanik« seines Körpers fast von selbst, sodass er sich wirklich auf rein gar nichts anderes konzentrieren musste als auf seine Innenwelt, die im Gegensatz zur äußeren noch erschreckend labil anmutete.
    Am meisten verstörte und verunsicherte Kroow der Umstand, dass - er wagte es kaum zu denken, aber die Anzeichen häuften sich - Arthur Crow, der Mensch, der die biologische Komponente zu diesem einzigartigen Körperkonstrukt beigesteuert hatte, überlebt zu haben schien. Zumindest als Echo eines Bewusstseins, das immer wieder in Kroow zu rumoren begann.
    Er fürchtete dieses Relikt und Überbleibsel eines schon im Leben ohnmächtigen Mannes nicht. Aber es störte ihn.

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