278 - Der Gott der Mar'osianer
den Verhandlungen fernzubleiben.«
»Das ist wohl besser so.« Quart'ol schwamm neben ihm her. Er sah zu der gewölbten bionetischen Schale hin, in der Gilam'esh saß, wenn er Pilger empfing. Es war eine von dreien. Die Anführer der Pilger konnten sich ihm direkt gegenübersetzen, wenn sie das wollten. Quart'ol war bereits bei einigen der Empfänge, die Gilam'esh alle zwei Zyklen gab, dabei gewesen. Er wusste, dass die wenigsten Pilger die Sitzgelegenheiten nutzten, sondern ehrerbietig unterhalb von Gilam'eshs Position verharrten.
Der Prophet sah nachdenklich aus. Sein Scheitelkamm pulsierte leicht. Interessanterweise bekam der türkisblaue Kamm allmählich violette Spitzen. Mit der Ausreifung des Klonkörpers zeigten sich letzte Veränderungen.
»E'fah hat mich vor eine Entscheidung gestellt«, sagte Gilam'esh. »Sie möchte als meine Gefährtin mit mir leben.«
»Ihr seid einander sehr nah gekommen.«
»Sie ist einmalig. Aber ich liebe sie nicht. Ich schrecke vor ihrer dunklen Seite zurück. Es gibt einen Wesenszug an ihr, den sie nur mühsam verbirgt und der hervortritt, seitdem wir in Hykton sind.«
»Du redest von ihrem Streben nach Macht?«
»Ja. Selbst wenn ich mit E'fah leben würde, wüsste ich nicht, ob ich ihr geben könnte, wonach sie sich sehnt. Ich war Erster Hochrat von Tarb'lhasot. Ich kenne viele Höhen und Tiefen, und ich habe eine Wahl getroffen: Ich möchte kein prunkvolles Leben als Herrscher und strebe auch nicht nach einem Sitz innerhalb der Städtebünde. Einer Hydritin wie E'fah kann ich nicht ehrgeizig genug sein. Sie wird an mir verzweifeln.«
»Außerdem empfindest du für sie nicht so, wie sie für dich.« Quart'ol hielt inne. »Ich weiß nicht, ob sie damit umgehen kann. Ihr Klonkörper ist noch lange nicht so beherrscht wie deiner. Du bist ein Geistmeister und du gibst dir große Mühe. Bei ihr ist das anders.«
»Ich weiß. Ihre Gefühle sind intensiver als meine. E'fah verlangt meine Entscheidung nach den Verhandlungen. Was rätst du mir?«
»Du musst ehrlich zu ihr sein.«
»Ich möchte sie nicht verletzen. Sie ist mir wichtig und wir haben viele Gemeinsamkeiten. Besonders die Zeit, als wir auf der Reise nach Gilam'esh'gad einen Körper teilten, war sehr intensiv.«
»Es wird nötig sein, sie zu verletzen«, meinte Quart'ol. »Ihr falsche Gefühle vorzuspielen macht die Lage dauerhaft nicht besser.«
»Ich werde das Problem so bald wie möglich angehen…«
Ein lautes Klacken durchdrang das Wasser, als sich das große Tor am Ausgang des Saales öffnete. Ein Hydrit in der braunschwarzen Panzerung der Ordnungswächter Hyktons schwamm auf sie zu. Er wartete, bis Gilam'esh eine Geste mit der Hand machte, und sprach erst dann.
»Gilam'esh, Ihr batet um Nachricht, wenn sich die Prozession von Sar'kir nähert. Sie ist jetzt innerhalb der Stadtkuppeln und mit zwanzig Kriegern auf dem Weg zum Palast.«
»Habt Dank.« Der Prophet wandte sich Quart'ol zu. »Lass uns nachsehen, ob im Empfangssaal alles vorbereitet ist.«
***
Wenige Minuten zuvor
E'fah wollte gerade durch einen Muschelvorhang in den Saal schwimmen, als sie Gilam'eshs Stimme hörte. Er sprach mit Quart'ol und es war nicht schwer zu verstehen, worüber: über sie.
Sie hielt inne und lauschte dem Gespräch, das ihren Mut sinken ließ. Ihr Herzschlag fühlte sich verlangsamt an, die Kiemen filterten das Wasser wie zähflüssigen Schlamm.
»Sie ist einmalig. Aber ich liebe sie nicht…«
E'fah wich zurück. Sie hörte auch die weiteren Worte, aber sie waren ohne Bedeutung. Über ihr stürzte eine Welt ein. Gilam'esh hatte sich längst entschieden. Gegen sie. Sie hatte geglaubt, das Warten auf seine Entscheidung wäre quälend. Aber dieses Warten war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, der sie nun überwältigte. Sie hatte vergessen, wie weh Liebe tun konnte.
Ich bin so dumm. Das ist dieser junge Körper. Eine erste Liebe, und meine Hormone spielen verrückt.
Sie versuchte sich einzureden, dass es nicht schlimm sei, dass sie damit gerechnet hätte. Aber es war schlimm, und sie hatte es trotz aller Anzeichen nicht kommen sehen. Im Grunde ihres Herzens hatte sie geglaubt, dass Gilam'esh und sie füreinander bestimmt waren.
Mit schwerfälligen Bewegungen zog sie sich vor den Palast zurück.
Gilam'esh entschied sich für ein Leben ohne sie. Was sollte nun aus ihr werden? Wie sollte sie jemals wieder glücklich sein?
Sie erreichte den Platz hinter den Jindra-Algen und betrachtete die androgyne Statue dort.
Ich
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