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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schreck war mächtiger als die Energie, und es zeigte sich später, daß er ein Feigling war, der nur für den Verrat, nicht für den Kampf paßte und die Führung der vierzig Sklavenjäger nur übernommen hatte, weil er überzeugt war, bei uns keinen Widerstand zu finden.
    Acht Mann ließ ich stehen; zwei mußten mit mir den Scheik im Regenbett zurückführen, bis so weit, daß unsere Stimmen im Kessel nicht gehört werden konnten. Die beiden Asaker hielten ihn hüben und drüben fest. Ich hatte mein Messer in der Hand, ließ ihm die Spitze desselben auf der Brust fühlen und fragte ihn:
    „Kennst du mich?“
    „Ja. Du – du bist der – der Effendi“, stammelte er. „Warum behandelst du mich wie einen Feind? Du hast mir ja gesagt, daß du die Obrigkeit in mir achtest.“
    „Und du hast das geglaubt? O du größter und oberster aller Dummköpfe! Nur ein so hirnloser Mensch wie du durfte glauben, daß er mich täuschen könne. Aber während du überzeugt warst, mich zu übervorteilen, habe ich dir einen Fuß gestellt, über den du nun stürzt.“
    „Du bist nun im Irrtum, bei Allah, im Irrtum! Ich bin als dein Freund, als dein Gönner und Bewunderer gekommen.“
    „Und die vierzig Männer, welche du bei dir hast, sind sie auch meine Bewunderer, Gönner und Freunde?“
    „Ja. Ich habe sie in der Umgegend von Hegasi gesammelt und hierher geführt, um dir gegen deine Feinde beizustehen.“
    „Gegen meine Gefangenen, willst du sagen! Gegen sie brauche ich keine Hilfe. Und warum versteckt ihr euch hier?“
    „Nur um dich da zu erwarten. Ich weiß nicht, wie du auf den Gedanken kommst, diese Männer für Leute von Ibn Asl zu halten!“
    „Schweig!“ unterbrach ich ihn. „Dein Doppelspiel ist durchschaut. Mit dem heutigen Tag wird ihm ein Ende gemacht. Ich habe dich erkannt, sofort als ich dich sah. Du hattest keine Ahnung, daß ich dich täuschte. Du borgtest Ibn Asl dein Pferd; das hat dich verraten. Als ich mit Ben Nil im Boot zu dir kam, war ich schon vorher bei dem Raïs Effendina auf seinem Schiff gewesen und hatte dich angezeigt. Er war dann ebenso freundlich zu dir wie ich; wir taten das, um Ibn Asl durch dich hierher zu locken. Es ist uns gelungen, weil deine Dummheit fast noch größer ist als deine Schlechtigkeit. Jetzt ist Ibn Asl da, der Raïs Effendina aber auch. Dieser wird jenen ebenso nehmen, wie ich jetzt dich genommen habe. Wir schließen Ibn Asl mit seinen sechzig Männern gerade so auf dem Felsenweg ein, wie ihr mich einschließen wolltet. Ich habe gestern, ohne daß ihr es wußtet, mit bei euerm Feuer gesessen und alles gehört, deinen Bericht und auch das, was darauf besprochen wurde.“
    „Das ist unmöglich!“ entfuhr es ihm, ohne daß er daran dachte, daß in diesen Worten ein Geständnis enthalten sei.
    „Ich will es dir beweisen. Du kamst auf der gefärbten Kamelstute; sie legte sich nieder. Ibn Asl befahl einem der beiden Männer, die außer ihm, dir und den Offizieren mit dort saßen, sie aufstehen zu lassen und ihr die Vorderbeine zu fesseln, damit sie fressen könne. Ist sie dann nicht vermißt worden?“
    „Ja. Sie war fort; sie hat sich verlaufen.“
    „Nein, sie hat sich nicht verlaufen, denn ich habe sie mitgenommen. Das werde ich dir gleich auch beweisen.“
    Und mich an den einen der beiden Asaker wendend, fragte ich ihn:
    „Kannst du ein Kamel reiten?“
    „Ganz gut, Effendi“, antwortete er.
    „Im Norden von Maijeh lagern deine Kameraden mit den Gefangenen. Hole sie alle schnell herbei! Du gehst jetzt das Regenbett hinab, wendest dich links und wirst in einiger Entfernung auf die Wache treffen, welche ich bei den beiden Kamelen zurückgelassen habe. Findest du sie nicht gleich, so kannst du rufen. Du besteigst die Dschebel-Gerfeh-Stute des Sklavenhändlers und reitest gerade ostwärts, am Ende des Maijeh vorüber. Bis dahin ist es Tag geworden, und du wirst meine Spur sehen, welche dich genau nordwärts nach dem Lager führt. Spute dich, und treibe auch die andern zur größten Eile an!“
    Er ging. Ich fuhr zu dem Scheik fort:
    „Jetzt hast du gehört, wo unser Lager ist. Du wolltest es gestern erforschen, damit wir auf offener Steppe überfallen würden; ich aber ahnte das und schlug einen Umweg ein. Während du mich im Westen suchtest, war ich längst im Norden von hier. Daß der ehrliche Mann stets gescheiter ist und weiser handelt als der Verbrecher, das könnt und wollt ihr nicht eher glauben, als bis es euch zu eurem Schaden bewiesen wird. Jetzt hast

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