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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Sklavenjägers bezeichnet hatte. Ich wußte nun mit Sicherheit, an welche Person ich mich wenden mußte. Die Worte Schedids bewiesen ein großes Selbstvertrauen; dies konnte mir nur lieb sein, denn je sicherer er sich fühlte, desto mehr arbeitete er mir in die Hände. Und doch ahnte ich jetzt noch nicht, was ich alles noch hören würde! Der Bote eiferte gegen dieses Selbstvertrauen, indem er warnte:
    „Fühle dich nicht so sicher! Meinst du, daß Ibn Asl mich zu dir gesandt hätte, wenn er nicht vollständig überzeugt wäre, daß dies notwendig sei? Jener christliche Effendi soll viel gefährlicher sein als der Raïs Effendina selbst!“
    Da stand Schedid auf, reckte seine mächtige Gestalt in die Länge und Breite und rief:
    „Schweig lieber davon, und schau mich einmal an! Sehe ich aus, als ob ich mich vor einem Menschen, noch dazu vor einem Christen, zu fürchten hätte? Ich schlage fünf oder zehn solche Hunde auf einmal nieder!“
    „Ja, du bist stark; das sagte mir Ibn Asl; aber er meinte dennoch, daß dieser Christ ebenso stark, vielleicht noch stärker sei als du.“
    „Als ich?! Wie kann Ibn Asl mich auf diese Weise beleidigen wollen! Ich bin noch von keinem Menschen besiegt worden!“
    „Er hat dich nicht beleidigen wollen, denn er meinte wohl nicht nur die Körperkraft, sondern auch diejenige Stärke oder denjenigen Vorteil, welchen ein listiger Mann vor seinem Gegner besitzt. Dieser Giaur soll nämlich ein Ausbund von Verschlagenheit sein. Er vermag alles, selbst das Geheimnisvollste, zu erraten, und stets ist derjenige, der ihm eine Falle stellte, selbst hineingefallen. Ibn Asl hat mir einiges erzählt. Er hatte nicht viel Zeit; aber das wenige, was er mir über den Christen berichtete, müßte dich zur größten Vorsicht bewegen.“
    „So erzähle einmal! Ich möchte mit meinen eigenen Ohren hören, warum ein gläubiger Moslem sich vor einem ungläubigen Hund fürchten soll.“
    Er setzte sich wieder nieder, und der Bote erzählte unsere Abenteuer. Obgleich dies nur in kurzen Umrissen geschah, meinte, als er geendet hatte, doch der Takaleh:
    „Dieser Hund scheint wirklich äußerst gefährlich zu sein. Man hat sich vor ihm in acht zu nehmen. Da er mich aber nicht kennt und auch ganz und gar nichts von mir weiß, so habe ich ihn nicht zu fürchten.“
    „Kannst du behaupten, daß er nichts von dir weiß? Er hat die Leute Ibn Asls gefangen. Wenn es ihm nun gelungen ist, einen dieser Leute zum Sprechen zu bewegen!“
    „Das ist wahr!“
    „Und selbst wenn er nichts von dir erfahren hätte, er würde dich doch anhalten, wenn du ihm mit deinen Reqiq begegnetest.“
    „Ich würde ihn besiegen!“
    „Vielleicht, ja, wenn es ihm einfiele, dich offen anzugreifen; aber du hast ja gehört, wie vorsichtig und listig er ist. Weiche ihm also aus, so sehr du kannst!“
    „Gut, ich werde dies tun, aber nicht, weil ich mich fürchte, sondern weil Ibn Asl es wünscht. Wo befindet sich dieser jetzt?“
    „Es war gestern mittag, als er auf seiner Kamelstute nach der Mischrah Omm Oschrin kam. Ich bin dann sofort aufgebrochen und jetzt hier angekommen. Da kannst du rechnen, daß er heute abend schon weit über Makhadat el Kelb hinaus ist.“
    „Will er ganz bis Faschodah reiten?“
    „Ja.“
    „Und, da alle seine Leute gefangen sind, wo will er neue Männer für den Sklavenfang hernehmen?“
    „Er will Schilluks und Nuehrs anwerben, vielleicht auch Dinkas, ganz wie er die Gelegenheit findet. Das muß aber bald geschehen, denn der Raïs Effendina ist hinter ihm her. Er muß sich in Faschodah verstecken, weil er auf dich warten will. Und da fällt mir ein, daß er mich beauftragt hat, dir besonders einen dieser Sklaven an das Herz zu legen. Ich soll dir sagen, es sei derjenige, den er vor sechs Monaten bei deiner letzten Reise bestellt hat.“
    „Also Hafid Sichar! Dort liegt er. Er ist der erste am Seil.“
    „Es war Ibn Asl ganz besonders darum zu tun, diesen Mann wieder zu bekommen. Du sollst ihn auf das strengste beaufsichtigen lassen.“
    „Ich werde auf ihn achten und nicht unvorsichtig sein. Aber gerade die Hauptsache hat Ibn Asl vergessen. Das, worauf es am meisten ankommt, hat er mir nicht sagen lassen. Wie tun, wenn ich diesem christlichen Effendi begegne?! Ich kenne ihn nicht und kann also sehr leicht, wenn nicht seiner Stärke, so doch seiner List verfallen. Ibn Asl hat ihn gesehen und sogar mit ihm gesprochen. Wie konnte er vergessen, mir durch dich eine Beschreibung dieses Hundes zu

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