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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch das aus den Spuren lesen?“
    „Nein, wenigstens jetzt noch nicht, da ihre Fährte sich von hier aus mit derjenigen der Takaleh vereinigt hat. Gehen wir weiter!“
    Wir nahmen unsere Kamele bei den Halftern und führten sie; die beiden anderen waren im Sattel geblieben und folgten uns. Nach einiger Zeit erweiterte sich die Spur zu einer breiten, sehr zertretenen Stelle, um dann in der bisherigen Schmalheit und Weise wieder fortzugehen.
    „Hier haben die Dschellabi die Takaleh eingeholt“, erklärte ich, „und die letzteren sind eine Weile halten geblieben, um die ersteren zu empfangen und auszufragen. Vielleicht erzählt uns diese breite Stelle noch mehr. Ich will sie einmal genauer untersuchen.“
    Mir schien nämlich, als ob die Mehrzahl der Takaleh nicht halten geblieben, sondern ohne Unterbrechung fortgeritten sei. Ich zählte und verglich die einzelnen Eindrücke, fand sogar die Spuren mehrerer menschlicher Füße und erklärte dann den anderen:
    „Es sind nur fünf Takaleh halten geblieben; die anderen ritten weiter. Diese fünf sprachen längere Zeit mit den Dschellaba, wobei die letzteren von ihren Eseln gestiegen sind. Dann ritt man in Gemeinschaft den Vorausgegangenen nach. Diesen Halt hier nahm man vor, um sich gegenseitig zu begrüßen und auszufragen.“
    „Werden die Dschellaba nicht von den Takaleh feindlich behandelt werden?“ fragte Ben Nil.
    „Bis jetzt gibt es noch keinen Anhaltspunkt, welcher uns veranlassen könnte, auf Feindseligkeit zu schließen; aber die Takaleh befinden sich jedenfalls in keiner guten Stimmung, und so haben die Händler, wenn es nicht noch andere Gründe geben sollte, wenigstens deshalb wohl Ursache, vorsichtig zu sein. Gehen wir noch ein Stück weiter, ehe wir aufsteigen.“
    Eben wandte ich mich wieder vorwärts, als Ben Nil, mit der Hand nach derselben Richtung deutend, sagte:
    „Schau, Effendi, da vorne, seitwärts von der Fährte, sitzt eine Hyäne.“
    „Und daneben haben zwei andere sich in den Sand gelegt“, fügte Hafid Sichar hinzu.
    Ich beschattete die Augen mit der Hand, um besser sehen zu können, und rief, ein Unglück ahnend, im nächsten Augenblick:
    „Das sind keine Hyänen, sondern Menschen. Die fünf Takaleh werden doch nicht über die Händler hergefallen sein! Kommt schnell fort von hier und mit hin!“
    Wir eilten weiter, die beiden Reiter im Schritt und wir zwei Fußgänger im Trab. Derjenige, welchen Ben Nil von weitem für eine sitzende Hyäne gehalten hatte, kehrte uns den Rücken zu. Es war kein Wunder, daß mein junger Begleiter sich aus einer solchen Entfernung hatte täuschen können, denn der Mann hatte die Ellbogen auf die Knie gestemmt und den Kopf in die beiden Hände gelegt, als ob er Kopfschmerzen habe. Als er das Geräusch, welches wir bei unserer Annäherung verursachten, hörte, wandte er das Haupt nach uns um. Uns sehend, machte er eine Anstrengung, sich zu erheben, was ihm aber nicht gelang. Sein Auge fiel, da die beiden Reiter uns um einige Schritte voran waren, zunächst auf den Baqquara; da nahm sein Gesicht den Ausdruck des Schreckens an, und er rief:
    „Ich bin verloren! Das ist ja Amr el Makaschef, der Scheik der Baqquara!“
    Ich hatte diesen Namen schon einige Male gehört. Es war derjenige eines Baqquarahäuptlings, welcher als außerordentlich kriegerisch und gewalttätig bezeichnet wurde. Damals spielte er seine Rolle noch innerhalb engerer Grenzen, später aber trat er aus denselben heraus. Er war ein Verwandter des Mahdi, und am 6. April 1882 sandte der Mudir von Sennaar an den Vizegouverneur eine Depesche, welche lautete: ‚Der Baqquara-Scheik Amr el Makaschef, ein Vetter des Mahdi, nähert sich mit mehreren tausend Baqquarakriegern meiner Stadt, um dieselbe für den Mahdi einzunehmen. Sende mir so schnell wie möglich Hilfe!‘ Dieser Mann war also jetzt mein Gefangener. Es mußte mich stutzig machen, daß ein Häuptling sich zu Botendiensten hergegeben hatte. Sein Verhältnis zu Ibn Asl konnte nicht eine bloße Bekanntschaft, sondern mußte ein festeres, tieferes sein. Dies bestätigte sich durch die Antwort, welche er gab; denn kaum hatte er die Worte des Mannes gehört, so rief er in abwehrendem Ton aus:
    „Du irrst. Ich gehöre zwar zu den Baqquara, bin aber nicht der Scheik derselben.“
    „Warum verleugnest du dich?“ fragte der Händler. „Wie oft bin ich bei euch, bei dir gewesen! Du kennst mich und weißt, daß auch ich dich sehr genau kenne.“
    „Schweig! Du redest irre. Ich sehe, daß

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