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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kamen, nieder und schrie:
    „Dort ist er, dort! O Allah, o Gnädiger, o Barmherziger! Ich bleibe mutig hier. Lauft fort, um euch zu retten!“
    Ja, wir sollten weitergehen, um vom Löwen gesehen und angesprungen zu werden, während er ‚mutig‘ hinter dem Strauch versteckt lag!
    Auch ich hatte die Bewegung, durch welche er so in Schrecken versetzt worden war, bemerkt, doch konnte sie unmöglich von dem Löwen verursacht worden sein; darum rief ich dem Feigling zu:
    „Komm nur weiter mit, sonst ist deine Flinte verloren! Du mußt doch tun, was ich tue!“
    „Nein, nein; ich bleibe hier und schieße ihn über den Haufen. Lauft nur, lauft! Und schreit recht laut, damit er Angst vor euch bekommt!“
    Er forderte uns jedenfalls nur aus dem Grunde zum Schreien auf, daß wir die Aufmerksamkeit des Löwen auf uns ziehen sollten. Dieser aber konnte noch nicht da sein. Als er zum erstenmal brüllte, war er gewiß zwei englische Meilen entfernt gewesen. Darum hatte ich mir zu meinen ironischen Aufforderungen an die beiden Begleiter Zeit genommen. Jetzt mochte das Tier vielleicht drei Vierteile dieser Entfernung zurückgelegt haben.
    Da das Gebrüll aus Westen erklungen war, hatte ich mich natürlich nach dem dorthin liegenden Rand der Lichtung gewendet und blieb da stehen, um mir eine gute Position auszusuchen. Es war vorauszusehen, daß der anschleichende Löwe, um kein Geräusch zu machen, das Unterholz meiden werde. Da es nun hier auf dieser Seite nur eine von Büschen freie Stelle gab, so war vorauszusehen, daß er aus derselben hervorbrechen werde. Ich hatte mich also in die Nähe derselben zu postieren.
    Es gab da zwei starke Thalhabäume, deren Stämme dicht nebeneinander standen; ein üppiges Sunutgesträuch hielt den Schein der Feuer ab und warf einen tiefen Schatten auf die Stelle.
    „Hier legen wir uns nieder“, sagte ich. „Das ist der beste Platz.“
    „Warum hier?“ fragte der Fakir, indem er sich zu mir niederkauerte.
    „Weil der Löwe da, ungefähr zehn Schritte von uns, durchbrechen wird.“
    „Allah kerihm! Warum so nahe! Wir müssen mehr zurück! Vielleicht auf fünfzig oder sechzig Schritte.“
    „Nein. Je näher, desto besser und sicherer der Schuß.“
    „Effendi, du hast den Verstand verloren.“
    „Nein, aber ich habe mehr Mut als du. Ich höre deine Zähne klappern.“
    „Kann ich dafür? Mein Kinn ist plötzlich ganz locker geworden.“
    „Zittert auch deine Hand?“
    „Ja; es geht eine große Kälte durch meine Arme.“
    „So schieß ja nicht, wenn er kommt, sondern überlaß ihn mir! Du würdest schlecht oder gar nicht treffen und dadurch die Gefahr für uns verzehnfachen.“
    „Wollte doch Allah, ich wäre nicht mitgegangen! Ich bin unverzagt, aber die Aufmerksamkeit des Menschwürgers absichtlich auf sich zu lenken, das ist denn doch zu verwegen. Sprechen wir ja nicht mehr! Er könnte es hören.“
    „Wir flüstern ja nur. Übrigens ist er noch gar nicht da.“
    Der Fakir el Fukara hatte eine schreckliche Angst. Ich hörte ganz deutlich seine Zähne aufeinander schlagen, und als ich ihm jetzt die Hand auf den Arm legte, um zu fühlen, ob dieser auch so bebe, stieß er einen lauten Schreckensruf aus. Er hatte meine leichte Hand für die schwere und tödliche Tatze des Löwen gehalten.
    Der Fessarah schien indessen irgend etwas vorzuhaben. Ich sah ihn deutlich hinter seinem Strauch kauern. Von mir aus waren es vierzig Schritte bis zu ihm, achtzig bis zum Brunnen, bis wohin ich also, falls der Löwe einbrach, einen sichern Treffer senden konnte. Er hatte erst am Boden gelegen; jetzt kauerte er und machte sich mit seiner Visionsflinte zu schaffen. Dabei legte er den Kopf zur Seite, um hinter dem Busch hervorzulugen. Nun hob er das Gewehr und richtete den Lauf nach der Stelle, an welcher wir vorhin die Bewegung bemerkt hatten. Was hatte er vor? Wollte er etwa schießen? Durfte ich ihn durch einen lauten Zuruf daran hindern? Wenn ich dies auch hätte wagen wollen, es wäre zu spät gewesen, denn schon drückte er ab. Das Visionsrohr krachte wie eine alte Donnerbüchse und schlug ihn mit dem Kolben so hart an den Kopf, daß er niederstürzte. Er fuhr aber schnell wieder und zwar ganz empor und schrie, indem er mit beiden Armen freudig um sich windmühlte, in jubilierendem Ton:
    „Hamdullillah – Allah sei Preis und Dank! Ich habe ihn, ich habe ihn! Ich habe ihn geschossen und getroffen! Dort stürzte er zusammen; dort liegt er in seinem Blut, der Fresser, der Mörder, der

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