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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einer letzten Bewegung, die vier Pranken weit von sich. Er war tot und ohne daß es der Bestätigung durch eine lange Untersuchung bedurfte, ersah ich aus diesem Erfolg, daß die beiden Kugeln da saßen, wohin ich sie bestimmt hatte, nämlich die erste durch das Auge in das Hirn und die zweite von unten herauf in das Herz. Dennoch wagte ich es noch nicht, das Tier zu berühren, denn es ist vorgekommen, daß ein scheinbar toter Löwe mit mehreren Kugeln im Kopf wieder aufgesprungen ist. Ich hob mein Gewehr wieder auf, lud es und stieß den Löwen dann mit den Läufen an. Hätte er noch Leben verraten, so konnte ich ihm auf diese Weise noch zwei Kugeln geben, ehe er aufzuspringen vermochte; er zuckte nicht; er war wirklich tot.
    Das war alles so schnell gegangen, daß der Fakir el Fukara noch am Boden kniete und der Fessarah noch immer schreiend an seinem Busch stand. Die Asaker hatten ihr Heulen eingestellt, da sie sich nicht mehr bedroht sahen. Ich ging auf den ersteren zu, faßte ihn am Arm, um ihn aufzurichten, und sagte:
    „Was kniest und betest du noch? Der Menschenfresser ist tot.“
    „Tot?“ ahmte er wie geistesabwesend das letzte Wort in meinem Ton nach.
    „Ja, tot. Du hast nichts mehr zu befürchten.“
    „Hamdullillah!“
    Dieses eine Wort sprach er noch aus; dann stand er auf und ging fort, ohne sich um den Löwen zu bekümmern, in den Wald hinein, eine für mich gewiß sehr sonderbare Weise, sich mit dem Lebensretter abzufinden. Der Fessarah hatte meine Worte gehört und fragte:
    „Ist es wirklich gewiß, daß er tot ist?“
    „Ganz gewiß.“
    „So kann man ihn besehen und befühlen?“
    „Natürlich!“
    „So werde ich die Asaker rufen, damit sie unsere Triumphe preisen mögen.“
    ‚Unsere‘ Triumphe hatte er gesagt. Nun, ich war neugierig, den von ihm erlegten Löwen zu sehen! Zunächst wurde der meinige in Augenschein genommen; aber nicht eilig und in stürmischer Freude kamen die Gefährten herbei, sondern zögernd und still. Die Dimensionen des Löwenkörpers waren selbst noch im Tod so achtungsgebietend, daß es meiner mehrmals wiederholten Versicherung bedurfte, ehe ein Askari es wagte, den Kopf der Tierleiche zu fassen und von einer Seite auf die andere zu legen. Als man sich auf diese Weise überzeugt hatte, daß allerdings keine Gefahr mehr vorhanden sei, verwandelte sich die zaghafte Stille in eine Szene übermütiger Lebhaftigkeit. Der Fessarah-Führer machte den Anfang dazu, indem er sich zum Redner aufwarf, den Körper des Löwen als Tribüne bestieg und folgendermaßen begann:
    „Preis sei Allah und Heil dem Propheten! Dieser Tag ist ein Tag des Triumphes. Bestätigtes, ihr Gläubigen!“
    „Ja, Heil, Preis, Triumph!“ schrien die Asaker, welche alle herbeigekommen waren. Nur Ben Nil, der pflichtbewußte, befand sich bei den Gefangenen, um dieselben zu überwachen.
    „Ihr hörtet“, fuhr der Sprecher fort, „von dem Löwen von El Teitel, welcher sein Maul aufsperrte und in jeder Woche einen Anhänger des Propheten verschlang. Bestätigt es, ihr Freunde und Gefährten der beiden Helden dieses Tages!“
    „Wir bestätigen es!“ erklang die Antwort.
    Unter den beiden Helden waren jedenfalls ich und er gemeint. Er sprach weiter:
    „Im Bauch des ‚Herrn mit dem dicken Kopf‘ liegen viele hundert Moslemin begraben. Vielleicht hat er auch zuweilen einen Ungläubigen verschluckt, was ihm wohl Beschwerden der Verdauung bereitete. Heute kam er nach diesem Brunnen, um seine Verbrechen fortzusetzen; da aber entbrannte der Zorn der Kämpfer und der Grimm der berühmtesten Recken in Afrika. Sie, nämlich der Effendi und ich, machten sich auf, dem Fresser entgegen. Ruft ihnen Heil und Ruhm zu, ihr Zeugen ihrer Taten!“
    „Heil, Ruhm, Heil!“ ertönte es rundum.
    „Der Würger der Lebendigen kam nicht allein, sondern er brachte sich einen gottlosen Gefährten seiner Schandtaten mit. Dieser Gefährte, dessen Seele Allah in den Körper eines lahmen Hundes fahren lassen möge, hatte die Verwegenheit, sich mir gegenüber aufzustellen. Mich überkam die tapfere Begierde der Vertilgung dieses Ungeheuers, und ich vertrieb es aus dem Land der Lebenden, denn ich legte meine Visionsflinte an und schoß es über den Haufen. Es liegt dort am Rand des Gebüsches, umleuchtet von den Strahlen meines Heldentums, und ich werde es euch nachher zeigen, damit ihr rufen könnt: Schmach und Schande über ihn! Mich aber, den Sieger, preiset mit einem dreimaligen Triumphgeschrei!“
    Seiner

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