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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Männer drin, welche aus Leibeskräften ruderten und halbstündlich abgelöst wurden. Das geschah, um einen möglichst großen Vorsprung vor dem ‚Falken‘ des Raïs Effendina zu bekommen.
    Da die Fahrt nun glatt im Gang war, hatte Ibn Asl wieder Zeit, sich mit uns zu beschäftigen. Er kam mit seinen beiden Offizieren, von denen der eine Oberleutnant und der andere Leutnant genannt wurde, zu uns. Sie standen längere Zeit da, um uns, ohne ein Wort zu sprechen, mit höhnischen, triumphierenden Blicken zu betrachten; dann fragte er mich:
    „Wer war der Mann, welcher mich am Wadi el Berd verfolgte?“
    „Ich war es“, antwortete ich.
    „Du? Ah, du selbst! Hast du mich erwischt?“
    „Blähe dich nicht auf! Daß ich dich nicht einzuholen vermochte, das hast du nicht einem Vorzug von dir, sondern der Schnelligkeit deines Dschebel-Gerfeh-Kamels zu verdanken. Du hast nicht mich, sondern dein Tier hat das meinige besiegt.“
    „Meinst du, daß ich dich nicht auch besiegen würde, elender Wurm, der du bist!“
    „Sei ohne Fesseln, und nimm ein Messer in die Hand; mir aber binde die Hände hinten los und vorne zusammen, ohne daß ich ein Messer habe; dann wollen wir kämpfen. Da wird es sich zeigen, wer ein Wurm und elend ist, du oder ich!“
    „Schweig! Du hast Glück gehabt; das macht dich übermütig; aber dieser Übermut soll sich sehr bald in das Gegenteil verkehren. Ich habe mich bisher vergeblich gesehnt, dich in meine Gewalt zu bekommen; nun es endlich doch geschehen ist, sollst du erfahren, wie ein Gläubiger mit einem räudigen Christenhund verfährt. Dir wäre besser, wenn du nicht geboren wärest! Ich werde –“
    „Erspare dir die Drohungen! Ich weiß schon, was du mit mir tun willst.“
    „Nun, was?“
    „Zunächst die Zunge herausreißen, dann die Augen, die Ohren, die Nase und alle Glieder einzeln abschneiden.“
    „Wirklich, du weißt es! Wer hat es dir gesagt?“
    „Einer, welcher wiederholt erfahren hat, daß ich keine Furcht kenne und mich selbst aus der schlimmsten Lage zu retten weiß.“
    „Wer?“
    „Abd Asl, dein Vater.“
    „Ja, dem bist du schon einmal entgangen. Der Scheïtan hat dich beschützt. Aber das war er, nicht ich. Mir wirst du nicht entkommen. Eher fällt der Himmel ein, als daß ich dich aus den Händen lasse!“
    „Das bilde dir nicht ein! Wenn mir je ein Mensch Angst zu machen vermöchte, du aber ganz gewißlich nicht.“
    „Hund, du wirst schon in einigen Minuten mich um Gnade und Erbarmen anheulen!“
    „Versuche es!“
    „Meinst du, daß ich scherze?“
    „Nein; aber du drohst nur, doch hast du nicht den Mut, es auszuführen.“
    „Daß dich der Scheïtan fresse! Ich will dir zeigen, daß ich wohl den Mut habe. Herbei, ihr Männer! Ihr sollt sehen, wie dieser Christenhund im ersten Grad gemartert wird.“
    Die Menschen alle, welche nichts zu tun hatten, kamen herzu. Er trat in die Kajüte.
    „Effendi, was fällt dir ein!“ meinte Ben Nil. „Du reizt ihn. Ich kenne dich, den vorsichtigen Mann, nicht mehr. Du verschlimmerst unsere Lage!“
    „Nein. Ich will ihm nur zeigen, daß wohl ich ihn in Furcht zu setzen vermag, nicht aber er mich.“
    Jetzt kam Ibn Asl zurück. Er hatte eine Zange geholt, hielt dieselbe empor und rief:
    „Diesem Sohn einer verfluchten Hündin sollen jetzt zunächst die Nägel von den Fingern gerissen werden, zuerst an den Daumen. Wer will das tun?“
    „Ich, ich, ich, ich!“ schrien mehrere.
    Ein kräftiger Kerl drängte die andern zurück, langte nach der Zange und bat:
    „Gib sie mir, Herr! Du weißt, daß ich es verstehe. Es ist nicht das erste Mal, daß ich jemand dadurch zum Singen gebracht habe.“
    „Ja, tue es. Du hast Übung darin!“
    Der Mensch erhielt die Zange, stellte sich zähnefletschend vor mich hin und klappte sie abwechselnd auf und zu, um mir zunächst einen idealen Vorgeschmack der späteren Schmerzen zu geben. Dann bückte er sich über mich nieder, um mich umzuwenden, da ich die Hände auf dem Rücken hatte. Darauf hatte ich gewartet. Dieser Kerl rühmte sich, schon viele durch Schmerz zum ‚Singen‘ gebracht zu haben! Ihm konnte eine Lehre gar nichts schaden. Und wenn er daran starb, so war es um so besser. Ich zog also schnell meine Kniee an mich und schnellte ihm dann beide Füße so gegen den Leib, daß er empor- und kopfüber unter die andern flog, mehrere von ihnen niederriß und dann wie tot liegenblieb. Das Blut drang ihm aus dem Mund; ich nahm an, daß er sich durch den Fall in die Zunge

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