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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sache zu meiner Zufriedenheit, so werde ich dich nicht nur nicht verraten, sondern dir noch extra ein Geschenk geben. Man hat uns alles gelassen, was sich in unsern Taschen befindet. Das ist für uns kein gutes Zeichen, sondern ein Beweis, daß man uns ganz sicher zu haben glaubt. Im letzten Augenblick, wenn ich überzeugt bin, daß die Flucht glückt, werde ich, ehe wir vom Schiff gehen, dir deine Belohnung an eine Stelle legen, welche du mir jetzt bezeichnen magst.“
    „Wenn du mir etwas schenken willst, Effendi, so gibt es keinen bessern Ort, als dort unter der Stiege. Dort liegen einige alte Palmenmatten, unter welche du es stecken kannst.“
    „So hole es sofort, wenn wir fort sind, damit es nicht etwa ein anderer zufällig findet!“
    „Wie aber weiß ich denn, daß ihr fort seid? Es darf ja kein Mensch eure Entfernung hören oder sehen.“
    „Ich werde dir ein Zeichen geben. Es gibt in den hiesigen Wäldern kleine Meerkatzen. Hast du einmal das zornige Kreischen eines solchen Affen, wenn er von einem andern in seiner Nachtruhe gestört wird, gehört?“
    „Sehr oft.“
    „Gut! Das ist ein Geräusch, welches nicht auffallen kann. Damit du aber weißt, daß ich es bin, der es verursacht, und nicht ein wirklicher Affe, werde ich es dreimal wiederholen, erst mit einer längeren und dann mit einer sehr kurzen Pause. Sobald du das gehört hast, gehst du an Bord, wo du unter den Matten das Geschenk finden wirst.“
    „Effendi, ich wünsche von ganzem Herzen, daß ich es finde, einesteils um es zu bekommen und andernteils weil es die Gewißheit gibt, daß eure Flucht geglückt ist. Was habe ich noch zu tun?“
    „Ich möchte sehr gern wissen, was der Kamelreiter euch zu berichten hat; es ist aber für uns unmöglich, es zu erfahren, weil wir, wenn das Gespräch mit ihm zu Ende ist, schon fort sein müssen.“
    „Vielleicht könnte ich euch wenigstens etwas davon sagen.“
    „Auf welche Weise denn und wo?“
    „Hier unten.“
    „In Gegenwart des Wächters?“
    „Ja, denn ich werde tun, als ob ich es diesem erzählen will. Ihr könnt doch nicht sogleich fort, wenn wir ans Land legen; Oram aber wird sofort erzählen. Ich höre zu. Euer Wächter kann diese Neuigkeit nicht hören, weil er sich im Schiff befindet, und so gehe ich zu ihm, um sie ihm zu bringen. Ihr hört, was ich mit ihm spreche, und wißt also, woran ihr seid.“
    „Das ist ein wirklich vortrefflicher Gedanke! Mein Geschenk wird um so größer sein, je mehr ich mit dir zufrieden bin. Jetzt habe ich dir nichts mehr zu sagen. Ich weiß genug und will mit dem übrigen dein Gewissen nicht in Unruhe versetzen.“
    Das Gespräch war zu Ende, und unser Verbündeter holte mir das Messer. Es war scharf und spitz, so wie ich es brauchte, scharf zum Durchschneiden der Stricke und spitz, um es als Stichwaffe zu gebrauchen. Denn ich war fest entschlossen, jeden, der sich uns entgegenstellen sollte, zu töten, und glaubte, mir kein Gewissen daraus machen zu müssen.
    Welch ein Glück, daß dieser Mann eine solche Angst hatte, von mir verraten zu werden! Ich war beinahe überzeugt, daß wir um Mittemacht frei sein würden. Er hatte eine Stunde Wache zu halten und wurde dann abgelöst. Im Laufe des Nachmittages kam mir der Gedanke, einmal nachzusehen, ob nur die Innenwände unseres Gefängnisses Ritzen und Lücken besaßen. Dazu mußte ich mich aufrichten, was mir nach einiger Mühe auch gelang.
    Ich hatte alle Ursache, mit dieser Untersuchung zufrieden zu sein. Das Schiff ging, da es nicht beladen war, nicht tief im Wasser. Die Gegend der äußeren Wand, welche gewöhnlich unter dem Wasser, jetzt aber über demselben lag, war von den Sonnenstrahlen ausgetrocknet worden; das Pech war aus den Plankenritzen gelaufen, und indem ich den Griff des Messers zwischen die Zähne nahm, konnte ich mit der Spitze desselben so viel Werg nach außen stoßen, daß an einigen Stellen Öffnungen entstanden, welche groß genug waren, dem Auge einen Blick ins Freie zu gestatten. Das konnte besonders am Abend von großem Vorteil für uns sein. Jetzt sah ich das Boot noch immer vorgespannt. Man hatte auf demselben sogar, um die Ruderer zu unterstützen, einen kleinen Mast errichtet, welcher ein Segel trug. Dies war allerdings nur durch den steifen Luftzug, welcher wehte, ermöglicht worden, sonst hätte das Boot, da es am Schlepptau zog, leicht kentern können.
    Gegen Abend kam Ibn Asl abermals, um nach meinen Fesseln zu sehen. Er schien nur mich für gefährlich zu halten, da

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