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28 Minuten

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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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beschränken.«
    »Ach, ich weiß auch nicht.« Er wedelte mit der Hand durch die Luft, als könnte er das Thema so verscheuchen. »Ich bin echt kaputt. Ich gehe hoch und lege mich hin.«
    Sie nickte ihm mit immer noch gerunzelter Stirn zu. »Das Abendessen ist bald fertig. Ich sage dir Bescheid, wenn es so weit ist. Oh, das hätte ich fast vergessen, Gordon hat angerufen.«
    Einen Augenblick hatte Dan das Gefühl, als wäre sein Herz in einen Mixer geraten. Er schaffte es kaum, Carol zu fragen, wann das gewesen war.
    »Heute Morgen, gleich nachdem du los bist.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    »Nur dass er mit dir reden wollte.«
    »Ich rufe ihn zurück, wenn ich ausgeschlafen habe«, sagte er.
    Als er die Treppe hochging, fühlte er sich völlig erschöpft. Er wollte sich bloß hinlegen und die Augen schließen. Sich an einem dunklen Ort verstecken. Im Schlafzimmer angekommen, zog er die Vorhänge zu, dann sackte er aufs Bett. Er dachte an all die Lügen, die er Carol erzählt hatte. Vor dieser Bankgeschichte hatte er sie nie angelogen. Nicht ein einziges Mal. Jetzt erzählte er ihr eine Lüge nach der anderen. Erst hatte er sich deswegen schuldig gefühlt, hatte sogar ein schlechtes Gewissen gehabt. Inzwischen fühlte er praktisch gar nichts mehr. Erstaunlich, wie leicht das Lügen wurde.
    Er dämmerte gerade weg, als das Licht anging. Er sah Carol auf sich zukommen, das Gesicht gerötet.
    »Du wirst nicht glauben, was im Fernsehen läuft«, sagte sie atemlos.
    Dan stemmte sich hoch und saß hilflos da, während Carol den Fernseher einschaltete. Die Hauptnachricht war natürlich der Banküberfall. Als sie das Schulfoto von Margaret Williams zeigten, wollte Dan sich bloß in eine dunkle Ecke verkriechen und sterben. Dem Bericht zufolge befand sich eine weitere Frau, die einen Bauchschuss erlitten hatte, auf der Intensivstation, und die Ärzte waren noch nicht sicher, ob sie durchkommen würde. »In achtundvierzig Stunden wissen wir mehr«, sagte einer von ihnen. Der Bericht schien ewig zu dauern. Dan saß da und fürchtete, was als Nächstes kommen könnte, er betete, dass sie kein Foto von Gordon zeigten. Als sie von einem Toten berichteten, der außerhalb der Bank gefunden worden war, hieß es, er sei Anfang sechzig und habe ein Grateful-Dead-T-Shirt und Shorts getragen. Die Polizei vermutete derzeit, dass die Bankräuber ihn entweder getötet hatten, weil sie seinen Wagen brauchten oder weil er etwas gesehen hatte. Statt eines Fotos von Gordons Leiche zeigten sie eine Polizeiskizze, die zeigen sollte, wie der Tote lebendig ausgesehen haben könnte. Sie riefen dazu auf, jegliche Hinweise auf den Mann der Polizei in Lynn zu melden. Carol sog den Atem ein, als sie die Zeichnung sah.
    »Weißt du, wie der aussieht?«, fragte sie.
    Dan spürte, wie er den Kopf schüttelte.
    »Ich schwöre, das könnte Gordon sein. Und dieses Grateful-Dead- T -Shirt ...«
    »Ach, nun komm schon«, hörte Dan sich halbherzig sagen, »eine Menge Männer tragen solche T -Shirts. Und der sieht überhaupt nicht aus wie Gordon. Meine Güte, das da auf der Zeichnung ist ein alter Mann.«
    »Für mich sieht er genau wie Gordon aus«, sagte sie. »Ruf ihn doch an, mal sehen, ob er zu Hause ist.«
    »Ich rufe ihn nachher an.«
    »Ich sage dir, das ist er. Wenn du nicht versuchst ihn anzurufen, dann mache ich es.«
    Dan griff nach dem Hörer und wählte die Nummer der Kinoansage. Er wartete die ersten paar Filme ab, dann tat er so, als hinterließe er eine Nachricht für Gordon und legte auf.
    Carol beobachtete ihn die ganze Zeit und zog dabei ängstlich an ihren Fingern.
    »Er ist gerade nicht zu Hause«, sagte Dan. »Aber das heißt gar nichts. Er ist immer unterwegs. Was weiß ich, vielleicht fährt er gerade nach Jersey ans Meer.«
    »Ich rufe die Polizei an«, sagte Carol. »Ich bin sicher, dass er es ist.«
    Dan stoppte sie, als sie nach dem Telefon greifen wollte. »Komm schon, du kennst doch Gordon. Wenn du ihm die Polizei auf den Hals hetzt, wird er sauer und wahrscheinlich nie wieder mit mir reden.«
    »Du sagst das, als wäre das etwas Schlimmes«, entgegnete Carol nur halb im Scherz.
    »Gordon ist nicht so ein schlechter Kerl.«
    »Er ist höchst eigenartig. Meistens, wenn er mit mir redet, weiß ich gar nicht, was er mir sagen will.« Carol schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, was er auf der Bank wollte.«
    »Wie kannst du so sicher sein, dass er es ist? Nur wegen dieser einen Zeichnung?«
    »Ich glaube wirklich, dass er das

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