28 Minuten
das weiche, runde Gesicht um seine blassblauen Augen ausgelöst durch die Ereignisse des Tages einzufallen. Er bedeutete Resnick mit einem knappen Winken, zu ihm ins Büro zu kommen.
Nachdem Resnick ihm gegenüber Platz genommen hatte, fragte Hadley ihn, wo er gewesen war, und seine Stimme versprühte einen Hauch Gereiztheit.
»Ich habe Viktor Petrenkos Aussage aufgenommen.«
»Walt ist schon seit über zwei Stunden zurück.«
»Petrenko ist nicht immer leicht zu finden.«
»Nur falls es Ihnen entfallen sein sollte, wir haben einen Banküberfall mit zwei Toten, und ein weiteres Opfer liegt mit einem Bauchschuss auf der Intensivstation. Ich brauche Sie hier und nicht irgendwo da draußen bei einer privaten Vendetta.«
Resnick zuckte mit den Achseln. »Wir brauchten Petrenkos Aussage.«
»Das hätte warten können.« Er machte eine Pause. »Sie haben doch nichts getan, was Sie oder die Abteilung in Schwierigkeiten bringen könnte, oder?«
»Ich? Natürlich nicht. Ich war sehr getroffen von seinem Verlust und habe ihm deutlich erklärt, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, um die ihm entwendeten Gegenstände wiederzubeschaffen.«
Hadley stieß die Luft mit einem leisen Zischen aus. »Was hat er dazu gesagt?«, fragte er.
»Unter anderem, dass seine Schließfächer zum Zeitpunkt des Überfalls leer waren.«
»Er will uns also nicht sagen, was drin war.«
»Und wahrscheinlich aus gutem Grund.« Resnick rutschte auf seinem Stuhl nach vorn. »Die Sache hat Petrenko mitgenommen. Er ist verzweifelt. Gott allein weiß, wie viel er verloren hat. Was für ihn aber wahrscheinlich noch schlimmer ist: Er kann es sich nicht leisten, dass wir in die Hände bekommen, was in diesen Schließfächern war. Wir sollten ihn und seine Leute ein paar Tage im Auge behalten, mal sehen, wohin uns das führt.«
Hadley blinzelte ein paarmal, während er seinen Detective entgeistert anstarrte. »Keine Chance. Wir haben zu wenig Leute. Alle Männer, die ich kriegen kann, arbeiten an diesem Banküberfall, bis er gelöst ist.«
»Sie haben keine Fantasie, Ken.«
»Vielleicht nicht, dafür habe ich sie alle im Nacken, bis wir diesen Mist geklärt haben.«
Resnick nickte ausdruckslos, ihm war klar, wie sinnlos es war zu streiten. »Wir sollten den Filialleiter im Auge behalten. Es sei denn, Sie hätten gern noch eine Leiche.«
»Glauben Sie, er hängt mit drin?«
»Ich glaube, dass Petrenko das glauben wird.«
»Und was denken Sie?«
»Ich weiß es nicht. Die Typen, die das durchgezogen haben, kannten Petrenkos Schließfachnummern entweder von Petrenko selbst oder von jemandem aus der Bank. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand nahe genug an Petrenko herankommt, um diese Informationen von ihm zu erhalten. Außerdem muss auf jeden Fall jemand in der Bank die Alarmanlage ausgeschaltet haben, bevor der Überfall stieg, und danach wieder eingeschaltet.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Steckt der Filialleiter dahinter?«
»Logisch betrachtet sieht es so aus, als wäre er unser Mann, aber ich weiß es nicht. Ich konnte mir keinen richtigen Eindruck von ihm verschaffen. Tom und Phil waren noch bei ihm, als ich gegangen bin. Haben Sie schon mit denen geredet?«
»Sie sind noch in der Bank.« Hadley schüttelte langsam den Kopf, er schaute schmerzerfüllt. »Maguire sieht die Aufnahmen der Überwachungskameras durch. Wieso leisten Sie ihm nicht Gesellschaft? Und morgen nehmen Sie sich noch mal den Filialleiter vor. Ich muss wissen, ob er dahintersteckt. Wir müssen diesen Kram klären, bevor ich noch mehr Magengeschwüre kriege.«
»Und soll jemand Brown im Auge behalten?«
»Ich denke darüber nach.«
Resnick stand auf. »Die Leiche, die wir hinter der Bank gefunden haben – wissen wir schon, wer das ist?«
»Noch nicht.«
Resnick nickte und ließ Hadley trübe dreinschauend zurück. Er fand seinen Partner allein im Videozimmer – ein fensterloser Raum von zweifünfzig mal drei Metern mit einem Videorekorder und einem Monitor, das war alles, was sich die Abteilung leisten konnte. Ein Stapel Videokassetten lag vor Maguire, der Resnick kurz mit einem säuerlichen Lächeln bedachte, bevor er sich wieder dem Bildschirm zuwandte.
»Bist du fertig mit deinen Besorgungen? Stelle ich mir nett vor.«
»Ich habe keine Besorgungen gemacht. Ich habe Petrenko gesucht, wegen einer Aussage.«
»Ach? Und wie hat der Sack die Neuigkeiten verdaut?«
»Nicht gut.«
»Verdammt, du hättest mich ruhig mitnehmen
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