28 Minuten
Williams gelegen. Nachdem Williams erschossen worden war, begann O’Donnell zu kreischen. Sie verdrehte den Kopf, um den Schützen anzusehen. Für einen langen Moment stand der Mann wie erstarrt da, dann schrie er sie ebenfalls an. Er drehte sie mit dem Fuß auf den Rücken und schoss ihr, ohne zu zögern, in den Bauch. Während sie auf dem Boden lag und sich krümmte, schien er mit ihr zu reden. Resnick bemerkte, dass der Mann in dem Trainingsanzug aufgehört hatte zu lachen. Die Körpersprache des dritten Mannes deutete darauf hin, dass er aufgegeben hatte, die Situation unter Kontrolle bekommen zu wollen.
Resnick sah sich den Rest des Bandes an, sah die zwei übrigen Männer mit den Taschen in der Hand in die Lobby zurücklaufen. Er sah, wie vier der Männer aus der Bank flohen. Der Schütze blieb zurück. Fast wie in Trance stand er vor O’Donnell, den Arm mit der Pistole weiterhin durchgestreckt. Dann, als ihm klar wurde, dass er allein war, taumelte er aus der Bank.
Maguire seufzte müde. »Dieser Scheiß macht mich fertig. Ich brauche eine Pause und etwas zu essen. Willst du auch was?«
Resnick schüttelte den Kopf. »Welche hast du dir noch nicht angesehen?«
Maguire ging den Stapel durch und zog sechs Bänder hervor. »Die sind alle von den Kameras draußen.« Er stand auf, streckte sich und drückte eine Hand seitlich gegen seinen Kopf, woraufhin sein Hals knackte. »Ich bin in einer halben Stunde zurück.«
Resnick nahm seinen Platz ein und spulte im Schnellvorlauf durch vier der Bänder, ohne etwas Nützliches zu bemerken. Das fünfte Band zeigte die fünf Männer auf die Bank zulaufen, alle trugen bereits die Skimützen und Overalls. Er spulte vor bis zu der Stelle, wo sie aus der Bank flohen. Einer von ihnen blieb stehen, zog seine Mütze vom Kopf und schaute zurück, bevor er das Aufnahmefeld der Kamera verließ. Resnick spulte das Band zurück und stoppte die Wiedergabe an einer Stelle, an der man das Profil des Mannes deutlich erkennen konnte. Lange konnte Resnick bloß auf den Schirm starren, sein Herz raste. Dann stieß er einen langen Pfiff aus.
Joel hatte den Inhalt der Taschen auf den Boden gekippt und zählte jetzt zum zweiten Mal das Geld. Beim ersten Mal war er auf vierhundertdrei Geldbündel gekommen, jedes mit zwei Gummibändern umwickelt. Sie schienen alle gleich dick zu sein. Er hatte sich ein Dutzend herausgegriffen und in jedem fünfzig Hunderter gezählt. Das hieß, er besaß über zwei Millionen Dollar. Auch beim zweiten Durchgang kam er zum selben Ergebnis.
Abgesehen vom Geld hatten sie auch noch Fotos, Unterlagen, Videobänder und Disketten von Petrenko erbeutet. All diese Sachen suchte er heraus und packte sie in eine Kiste. Erst überlegte er, sie anonym der Polizei zu schicken. Und obwohl ihm die Vorstellung gefiel, dieses Kommunisten-Arschloch ein weiteres Mal dranzukriegen, entschied er sich, dass es sicherer wäre, die Sachen einfach zu vernichten. Vielleicht würde das FBI das Päckchen zu ihm zurückverfolgen können, egal, wie vorsichtig er vorging. Also lieber nichts riskieren. Einfach das Geld behalten und zufrieden sein. Ihn brauchte es sowieso nicht zu kümmern, ob Petrenko im Gefängnis endete oder nicht.
Außerdem waren da noch die sechs kleinen Seidensäckchen, deren Inhalt jetzt auf seinem Küchentisch lag. Diamanten. Neunzig Stück. Er nahm einen davon hoch. Der Diamant fühlte sich solide an, gewichtig, und glitzerte wie verrückt im Licht. Joel kniff die Augen zusammen, der Stein erschien ihm makellos, aber was verstand er schon davon? Zumindest hatte er einen Onkel im Diamantenviertel in New York. In ein paar Tagen würde er ihn besuchen und herauskriegen, was die Dinger wert waren.
Gestern hatte er bloß noch ein paar tausend Kröten besessen, heute saß er auf zwei Millionen. Als Dan ihm das erste Mal von dem Banküberfall erzählt hatte, war er davon ausgegangen, dass er bei der Sache mit etwas Glück fünfzig Riesen machen würde. Das musste man Dan lassen, der Kerl wusste, wovon er redete. Und abgesehen davon, dass Gordon in der Bank durchgedreht war, war wirklich alles wie geplant gelaufen. Er bereute es fast schon, Dan ausgebootet zu haben, aber er hatte ihn gewarnt, Gordon mitzubringen, er hatte ihm mehrfach gesagt, dass er ihn dafür verantwortlich machen würde, wenn der Irre durchdrehte, und Joel war ein Mann, der sein Wort hielt.
Was Gordon anging, bereute Joel gar nichts – außer dass er den Kerl nicht umgelegt hatte, bevor sie in die
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