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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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existierte. Nur Auserwählte wussten von ihm. Situation Room wurde er genannt, und er diente, wie sein Pendant im Westflügel des Weißen Hauses, als Austragungsort geheimer Konferenzen. Er war abhörsicher und bestückt mit der jeweils neusten Technik.
    Was hatte dieser Raum nicht schon alles erlebt! Wie viele Entscheidungen waren in seinen verschwiegenen Wänden getroffen worden, wie viele Katastrophen waren ihnen gefolgt. General Westmoreland hatte hier einst mit Präsident Johnson um die Entsendung weiterer hunderttausend Soldaten nach Vietnam gerungen - und sich durchgesetzt. Obama und sein abtrünniger Afghanistan-General McChrystal hatten hier klare Worte gefunden - und der Krieg am Hindukusch ging weiter.
    Jetzt saß General Garrett am Kopfende des runden Tisches.
    Soeben war der letzte Funkspruch seiner Luftabwehr verhallt. »Wir versuchen zu entkommen!… Sind getroffen! Die Maschine bricht aus -« Damit endete ein zehnminütiges Fiasko, das Garrett und seine Offiziere live mitgehört hatten.
    Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Natürlich weinte niemand - schließlich handelte es sich bei den Anwesenden um Hohes Militär. Doch der eine oder andere wirkte schon betroffen und man hörte ein gelegentliches Räuspern aus enger Kehle.
    Der General dagegen schäumte vor Wut: Es war völlig inakzeptabel, dass ein mysteriöser Tentakelmann sämtliche Gleiter zerstört hatte. Eine ganze Staffel! Das schrie nicht nur nach Rache, es brüllte förmlich danach. Garrett befahl seinem Stellvertreter, den Führungsrat zu informieren, ließ seinen Jeep vorfahren und machte sich auf den Weg zum Weißen Haus.
    Präsidentin Alexandra Cross war geschockt, als sie vom Verlust der Soldaten erfuhr. Es war ihre Anweisung gewesen, die Gleiter mit maximaler Besatzung nach Spooky Pines zu entsenden, und nun mischte sich in ihre Trauer um die Gefallenen das Gefühl persönlicher Schuld. Sie und niemand sonst war verantwortlich für den Tod jedes der Männer.
    »Was ist mit Miki Takeo?«, fragte sie tonlos.
    Der General schüttelte den Kopf. »Keine Nachricht von ihm«, sagte er. »Und wenn der Android es schon nicht geschafft hat…« Er ließ den Rest des Satzes offen.
    Alexandra Cross stützte sich mit den Fäusten auf der Schreibtischplatte ab und starrte schweigend und düster auf die Holzmaserung.
    Garrett versuchte sie für seine Interessen zu gewinnen. Es sei zwingend notwendig, das Tentakelmonster zu eliminieren; allein schon der getöteten Soldaten wegen. Aus diesem Grund müsse die Armee unverzüglich mobilisiert und das Fremdgebiet unter schweren Beschuss genommen werden.
    »Kommt nicht in Frage!« Präsidentin Cross winkte energisch ab. »Wir haben schon die Gleiter verloren, da werde ich nicht auch noch meine Bodentruppen aufs Spiel setzen.«
    »Aber Madam President!« Garrett ballte die Hände zu Fäusten. »Wir können diese… diese Kreatur doch nicht einfach weiterwüten lassen!«
    Sie lächelte ihn traurig an. »Ich verstehe Ihren Zorn, General! Aber jetzt hat der Schutz der Zivilbevölkerung Vorrang! Das Militär bleibt in der Stadt!«
    Garrett wollte diesen Entschluss nicht hinnehmen. Er folgte der unruhig im Oval Office auf und ab wandernden Präsidentin wie ein Schatten, argumentierte unentwegt - doch es half nichts. Alexandra Cross blieb hart.
    »Morgen früh berufe ich den Führungsstab ein«, sagte sie. »Wir müssen festlegen, wie wir die Stadt am besten schützen können. Ich weiß nicht, ob uns das Tentakelwesen angreift, aber wenn , dann müssen wir gewappnet sein! Lassen Sie in den nächsten Stunden doppelte Patrouillen fahren, und verstärken Sie die Außenposten! Ich will, dass Waashton ruhig schlafen kann heute Nacht.«
    ***
    Wetterleuchten flammte über den Appalachen. Es war zu weit entfernt von Spooky Pines, um Abkühlung zu bringen, oder gar Regen. Nur der unangenehm warme Nachtwind frischte auf. Wenn er durch den Dschungel von Hollow Creek fuhr, erfüllte ein Rauschen die Luft wie Brandung. Dann öffneten sich hier und da glühende Augenpaare in der Dunkelheit und auf dem Gleiterfriedhof klapperten lose Metallteile.
    Eine düstere Atmosphäre umgab die gespenstische Trümmerlandschaft mit ihren zahllosen Felsbrocken und den stillen, furchtbar zugerichteten Soldaten. Manchmal sah man im Wetterleuchten fremdartige Kreaturen auf den Leichen hocken. Es waren Aasfresser. Und sie hatten viel zu tun.
    Eins dieser Wesen - Golloks wurden sie genannt - hielt plötzlich inne und hob den Kopf. Der Wind

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