281 - Bausteine des Lebens
Habseligkeiten gepackt und waren in die Materialhütte eingebrochen, aus der sie Spitzhacken und Schaufeln entwendeten. Das Werkzeug gehörte allen in Dorf, dementsprechend war der Schuppen weder bewacht noch verschlossen.
Und dann waren sie im Schutz der Dunkelheit auf den Dorfplatz geschlichen und hatten den Totempfahl samt Hüter ausgegraben!
Mecdoof hatte einen Handkarren organisiert, auf dem sie die schwere Last transportieren konnten, und ihn in einem Gebüsch vor dem Dorf platziert. Bis vor die Tore mussten sie den Hüter tragen - der Karren hätte zu viel Lärm gemacht.
Alles hatte reibungslos funktioniert, und jetzt waren sie munter und gesund, ohne die geringsten Anzeichen des Schwarzen Todes, auf dem Weg zurück zur Grünen Insel.
»Immer noch nichts von Teggar und seinen Leuten zu sehen!«, meldete Mecdoof, der immer mal wieder einen Baum bestieg und Ausschau hielt, um sicherzugehen, dass man ihnen nicht folgte.
»Seltsam«, meinte Ruuk. »Man sollte doch annehmen, meinem Bruder läge etwas an seinem Leben. An seiner Stelle hätte ich längst alle Clanmitglieder alarmiert und wäre -«
Ein halblauter Schrei des Erschreckens unterbrach ihn. Schoorn, einer der beiden Männer, die den Karren zogen, hatte den Deichselbalken unvermittelt fallen lassen. Sein Kamerad starrte ihn ungläubig an. »Was… o nein. Nein!«
Als sich Schoorn zu ihm herumdrehte, sah Ruuk es auch: Schwarze Schlieren flossen dem Mann aus den Augenwinkeln und aus der Nase.
Der Schwarze Tod! , durchzuckte es Ruuk. Wie kann das sein? Wir haben doch den Hüter bei uns!
Mecdoof eilte auf den Mann zu und starrte dem Unglücklichen ins Gesicht. »Das… das kann doch nicht sein!«, stammelte er panisch. Doch ohne Zweifel waren die Symptome echt. Und sie ließen ihm keine Wahl:
»Zurück zum Dorf!«, rief Ruuk. »Schnell, oder wir sind des Todes!«
Sie verfrachteten Schoorn mit auf den Handkarren und legten doppeltes Tempo vor, um den Weg, den sie gekommen waren, in der Gegenrichtung zu beschreiten. Dem Erkrankten ging es immer schlechter. Die anderen schienen Glück im Unglück zu haben - bei keinem von ihnen brach der Schwarze Tod aus. Sie waren gerade noch rechtzeitig umgekehrt.
Sie hatten die ersten zwei Meilen hinter sich, als plötzlich eine Stimme aus den Büschen am Straßenrand ertönte: »Sieh an, wer da des Weges kommt!«
Ruuk und seine Leute wirbelten herum. Die Sträucher teilten sich und Chiiftan Teggar, sein Vertrauter Mecloot und sechs weitere Krieger traten auf den Weg. Sie alle trugen Waffen in ihren Händen und hämische Mienen auf ihren Gesichtern.
»Na, Bruder? Überrascht, mich zu sehen?«, fragte Teggar und grinste kühl. Er deutete auf den Handkarren, auf dem der stöhnende Schoorn lag. »Ist einer deiner Leute krank geworden? Konnte euch der Hüter nicht beschützen?«
»Was weißt du darüber?«, brüllte Ruuk. Er ballte die Hände zu Fäusten und hätte sich auf seinen Bruder gestürzt, hätte Mecdoof ihn nicht zurückgehalten. »Welches Spiel treibst du mit uns?«
Teggar tat überrascht. »Ich? Seid ihr es nicht, die mit unserem Leben spielen wollten?« Seine Stimme wurde schärfer. »Habt ihr nicht die Knochen des Hüters gestohlen und uns dem Schwarzen Tod überantwortet? Doch wie ich sehe, hat es nicht funktioniert.« Er reckte den Hals, um einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der im Karren lag. »Sag mal, Ruuk, für wie blöd hältst du mich eigentlich?«
»Ich - dich?«, ereiferte sich Ruuk. »Die Frage ist wohl vielmehr, für wie blöd du mich…«
»Für ziemlich blöd!«, nahm Teggar die Antwort vorweg. »Glaubst du wirklich, ich lasse die wertvollen Gebeine des Hüters einfach so in der Dorfmitte baumeln, wenn du in der Nähe bist? Meinst du, ich wüsste nicht, dass du mir immer noch nach dem Leben trachtest, obwohl ich dir gegenüber freundlich und rücksichtsvoll war?« Der Chiiftan trat vor Ruuk, der schwer atmend versuchte, sich unter Kontrolle zu halten. »Ich kenne dich mein ganzes langes Leben, Bruder. Du kannst mich nicht mehr überraschen - obwohl mir das im Gegenzug mit dir immer wieder zu gelingen scheint.«
»Was willst du damit sagen?«
Teggar trat an den Handkarren mit dem Hüter-Totem, betrachtete es kurz - und riss mit bloßen Händen einen der Rippenknochen heraus. »Sehen echt aus, nicht wahr?«, fragte er und schleuderte ihn Ruuk vor die Füße. »Sind sie auch. Wakuda-Knochen! Zurechtgefeilt, mit Draht verbunden und im Dreck gewälzt! Und du fällst natürlich darauf
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