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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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Ruuk je durchströmt hatte. Es bedeutete, dass der Hüter ihnen erneut seinen Segen gab und sie wieder am See willkommen hieß. Der Beschützer heilte sie, so wie er es seit ewigen Zeiten getan hatte.
    Ruuk hatte sich vor seiner ehemaligen Hütte in ihrem Dorf am See niedergelassen und spürte, wie es in seinem Körper rumorte, alles in ihm wieder in Ordnung gebracht wurde, was zuvor zerstört worden war.
    Ruuk betrachtete den blauen und geschwollenen Mittelfinger an seiner rechten Hand, den er sich vor zwei Tagen bei der Flucht zurück an den See gebrochen hatte. Nun konnte er im schwachen Licht des Mondes sehen, wie die Schwellung zurückging.
    Sie hatten es tatsächlich geschafft. Zwar unter Verlusten, aber immerhin waren drei von Ruuks Männern und zwei der Frauen des Clans nicht auf dem Weg von Irland hierher am Schwarzen Tod gestorben.
    Neben ihm war Mecdoof in die Knie gegangen und hustete sich die Seele aus dem Leib. Der Gefährte litt unter einer schweren Grippe, die ihn schon vor ihrer Abreise aus Ruukwood gebeutelt hatte und jetzt allmählich zurückging. Es war Ruuk unbegreiflich, wie man sich im Sommer den Rotz zuziehen konnte, aber Mecdoof hatte es tatsächlich erfolgreich geschafft. In den zwei Tagen, die sie durchmarschiert waren, war der sonst so kräftige Mann vor Fieber, im Zusammenspiel mit der hochsommerlichen Hitze, mehrmals ohnmächtig geworden. Abwechselnd hatten sie ihn stützen müssen.
    Ruukwood… Ruuk fühlte Bedauern, sein kleines Dorf an der Südküste der Grünen Insel jetzt wohl für immer verlassen zu müssen. Als die ersten Anzeichen des Schwarzen Todes aufgetreten waren, hatten etwa zwei Dutzend Männer und Frauen alles stehen und liegen gelassen und sich mit den Booten nach Britana aufgemacht. Dorthin, wo sie das »Verbotene Land« wussten und wo sie ihre Vergangenheit hatten ruhen lassen wollen.
    Ruukwood hatte alles gehabt, was sie sich immer gewünscht hatten. Nahe eines Waldes gelegen, direkt am Meer mit einer kleinen Bucht, aus der sie einen beschaulichen Hafen gemacht hatten. Der Seefisch schmeckte fantastisch und es gab ihn in Hülle und Fülle. Sie konnten auf saftigen Wiesen Wakudas halten und mit den umliegenden Dörfern Handel treiben. Und was noch viel wichtiger war: Es gab keinen Teggar! Keinen hochnäsigen Bruder, den man bekämpfen musste, um endlich Frieden zu haben!
    War ein solches Idyll es nicht wert, die Unsterblichkeit aufzugeben? Warum hatte der Hüter erneut den Fluch über sie gebracht und sie gezwungen, auf all das zu verziehen?
    Es war Teggars Schuld, kein Zweifel! Ruuk schnaubte verächtlich. Er und sein Clan mussten den Bewahrer mit endlosen Gebeten überredet haben, ihnen erneut die Unsterblichkeit zu schenken. Aus welchem Grund sonst sollte der Schwarze Tod über sie gekommen sein und sie zur Rückkehr ins »Verbotene Land« gezwungen haben?
    »Dieser Mistkerl!« Ruuk hieb gegen die Holztür seiner Hütte. Mit einem Poltern löste sich eine Holzlatte aus der Wand. Sie knallte Mecdoof direkt auf den Rücken. Er stolperte, bekam die Hände nicht schnell genug nach vorne und klatschte mit dem Gesicht voran in die Lache seines eigenen Auswurfs.
    Ruuk lachte meckernd, erinnerte sich dann aber doch wieder daran, was ihn gerade so wütend gemacht hatte.
    Es war natürlich Teggars Plan gewesen, dass die Unsterblichkeit dann wieder einsetzte, wenn sein verhasster Bruder und Rivale weit entfernt war und am auftretenden Schwarzen Tod unweigerlich krepieren musste! Und das Schlimme war: Der Hüter hatte es gebilligt! Er nahm in Kauf, dass ein Teil seiner Kinder starb!
    Der Bewahrer… Pah, das war einmal! , dachte Ruuk grimmig. Warte nur, ich hole mir deine Gebeine und verbrenne sie zu Asche!
    Die anderen überlebenden Männer und Frauen kamen heran. Sie hatten sich einen Überblick über die Situation im Dorf verschafft. Was sie zu berichten hatten, war nicht gerade erfreulich.
    »Viele der Hütten sind so marode, dass sie auseinander fallen«, sagte eine Frau. »In meiner alten Wohnstatt ist das Dach runtergekommen.«
    »Auch meine Hütte ist zerstört«, berichtete einer der Männer. »Und beim Rest sieht's nicht viel besser aus…«
    »Was sollen wir tun?«, fragte Mecdoof den Anführer, während er sich das besudelte Gesicht mit dem Hemdschoss abwischte. »Hier können wir nicht bleiben. Wir müssen die Nähe des Hüters suchen, sonst sind wir des Todes…«
    Ein Schrei hallte über den See. Das Echo brach sich an den kleinen Hügeln, die das Gewässer nach

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