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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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rein.«
    »Wir… wir haben einen nachgemachten Hüter gestohlen?«, ließ sich Mecdoof vernehmen. »Ihr habt euch wirklich die Mühe gemacht, das komplette Skelett nachzubauen?«
    Teggar nickte. »Dein Lakai ist schlauer als du, Bruder. Vielleicht sollte ich mich mehr vor ihm in acht nehmen…«
    »Du verdammter…!« Ruuk hielt nichts mehr. Er wollte sich auf Teggar stürzen, aber dessen Beschützer waren blitzschnell heran und hielten ihn fest. So verbissen wie vergeblich versuchte er sich loszureißen.
    Ruuk war wieder einmal geschlagen und gedemütigt worden. Ein Imitat des Hüterskeletts! Wer hätte das ahnen können!
    »Ihr könnt ihn loslassen«, sagte der Chiiftan ruhig. Er hatte schon damit begonnen, den Weg zum See zurückzuschlendern. »Hör zu, Ruuk. Falls du jemals wieder das Verbotene Land verlassen willst, dann schlägst du mir besser nicht den Schädel ein. Denn ich bin der Einzige, der weiß, wo sich das echte Hüterskelett befindet. Sterbe ich, bleibt es verschollen. Bleibe ich am Leben, kann ich jederzeit anordnen, es hervorzuholen, damit wir zusammen auf die Reise gehen können. Aber bis dahin hältst du die Füße still! Und jetzt kommt. Ich glaube, dein Mann braucht dringend die Nähe des Bewahrers…«
    ***
    Frühjahr 2526
    Unter den Bewohnern Britanas war bekannt, dass man sich nur unter Lebensgefahr ins »Verbotene Land« begeben konnte. Menschenfresser sollten dort hausen und Kreaturen, so schrecklich, dass einen allein schon der Anblick wahnsinnig machen konnte. Der Ruf des Landstrichs, der direkt an der ehemaligen Grenze Großbritanniens zu Schottland verlief, war so verwegen und abartig, dass selbst die Hartgesottensten unter den Reisenden und Kriegern ihn mieden.
    Und tatsächlich war ja auch einiges davon wahr. Der Hüter hatte zu Lebzeiten sehr bedrohlich ausgesehen, und Ruuks Leute waren in der Beschaffung von essbarem Fleisch in der Vergangenheit auch nicht immer zimperlich gewesen. [5] Menschliche Knochen, in den Höhlen der umliegenden Hügel verborgen, legten dafür ein beredtes Zeugnis ab.
    Umso erfreulicher war es für die Dorfbewohner, wenn sich tatsächlich mal ein paar mutige Abenteurer oder Vagabunden bei ihnen einfanden. Diese Freude hatte allerdings mit dem desaströsen Ausgang des Besuchs von Matthew Drax und Aruula vor sechs Wintern einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Seitdem hatte Teggar Tag und Nacht ein Auge auf eventuelle Gäste, die sich im Dorf aufhielten. Nicht, dass es viele gewesen und dass sie lange geblieben wären…
    So einen Besucher wie den Truveer, der heute Nachmittag mit seinem Wakudakarren vor ihren Palisaden aufgetaucht war, ließen sich der Chiiftan und sein Clan aber gerne gefallen - zumal es schon über zehn Winter her war, dass zuletzt ein Sänger und Geschichtenerzähler bei ihnen Halt gemacht hatte.
    Der untersetzte kleine Mann mit Halbglatze und einem langen zotteligen Resthaarkranz war in den besten Jahren. Aus seinen Augen funkelten die Erfahrungen vieler Abenteuer und die Erinnerungen an viele Geschichten, die er zum Besten geben konnte. Sein Name war Willem Robbie, und er stammte ursprünglich aus der Region Staffodshare in der Mitte Britanas, mehrere Tagesreisen vom »Verbotenen Land« entfernt.
    Der Truveer hatte sich verblüfft gezeigt, als man ihm sagte, wo er sich befand. Offenbar hatte der Mann keinerlei Orientierungsvermögen, denn er wähnte sich in der Grafschaft Glooshire(Gloucestershire). Nachdem der erste Schrecken verflogen war und er keine Extremitäten eingebüßt hatte, nahm Willem die Einladung gern an, über Nacht zu bleiben und den Dörflern für eine warme Mahlzeit einen Abend voller Geschichten und Gesang zu versprechen. »Let me entataain you«, so lautete sein Motto.
    Als die Dorfgemeinschaft sich am Abend auf dem zentralen Platz zu Fuße des künstlichen Hüter-Totems einfand, hatte Willem schon seine Laute gestimmt und es sich auf seinem Karren, der gleichzeitig seine Bühne darstellte, gemütlich gemacht. Jetzt saßen sie im Fackelschein und lauschten dem Truveer.
    Gerade hatte er ein herzerweichendes Liebeslied mit dem Titel »Der Weg nach Mandaalay« beendet. Die Frauen schluchzten, ergriffen von der gefühlvollen Musik und dem traurigen Text, der vom Sterben, vom Mond und vom Drachenschlachten handelte. Hochrufe und Applaus gaben dem Sänger zu verstehen, dass er gute Arbeit geleistet hatte.
    Ruuk, Mecdoof und ihre vier Anhänger saßen etwas abseits. Teggar sah, wie sein griesgrämiger Bruder eine Fratze

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