Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
Vom Netzwerk:
Unsterbliche gefunden haben, lasse ich dich in Ruhe. Doch sollte ihr Geheimnis für uns unbrauchbar sein, verabschiede dich vom Bewahrer. Dann bringe ich ihn nach Ruukwood, und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen kannst…
    ***
    Corkaich, Irland, Ende Juli 2526
    »Na, hier ist ja mächtig viel los!«, höhnte Ruuk und sah auf das kleine Küstendorf hinab, das sich hinter einer Hügelkette malerisch vor ihnen ausbreitete.
    Teggar gebot der Gruppe von Dörflern anzuhalten, stiefelte an die Spitze seines Trupps und legte die Hand über die Augen, damit die Sonne ihn nicht zu sehr blendete.
    »Das ist also Corkaich«, stellte Mecloot fest. Er stemmte die Fäuste in die Seiten und rümpfte missmutig die Nase. »Anders als unser Dorf. Aber ein bisschen mehr Leben hätte ich schon erwartet.«
    »Es ist schon seltsam«, stimmte Teggar zu. »Keine Menschenseele in Sicht. Ich sehe auch kein Vieh auf den Weiden. Und aus den Essen der Häuser steigt kein Rauch von Kochfeuern. Irgendetwas ist hier faul…« Der Chiiftan versuchte nicht allzu enttäuscht zu wirken. Aber nach der monatelangen Suche, dem Folgen von Spuren, die aus vagen Gerüchten und leider auch aus Lügen bestanden, hatten sie es schlussendlich doch geschafft. Sie hatten das Dorf, in dem die Unsterbliche leben sollte, ausfindig gemacht.
    Fast vier Monde sind wir über die Grüne Insel gezogen - für eine verlassene Siedlung? Bei Wudan, lass unsere entbehrungsreiche Reise nicht so zu Ende gehen!
    Teggar blickte seufzend zum Hüter, dessen Totem sie auf einem Karren mit. sich zogen. »Was soll's?«, flüsterte er zu sich selbst. »Sehen wir halt nach.«
    Er schritt voraus und winkte seine Leute hinter sich her. Alle hatten die Wanderung gut überstanden, keiner war dem Schwarzen Tod anheim gefallen. Alle Zweifel, dass ihre Unsterblichkeit direkt mit den Gebeinen des Hüters zusammenhing, waren jetzt vollständig ausgeräumt worden.
    Je näher sie dem Dorf kamen, desto mehr verstärkte sich der Eindruck, dass es verlassen war. Die Felder waren nicht bestellt worden. Auf den Wegen zwischen den kleinen Steinhäusern wuchs hohes Gras, als sei hier seit längerem niemand mehr entlanggegangen. Das Gespenstischste allerdings war die Stille. Nur der Wind, der vom Meer her wehte, und das Geschrei der Seevögel war zu hören. Sonst wirkte alles wie tot.
    Die Heilige Frau entdeckte sie als Erste. »Was, bei allen Göttern…?«, stieß sie hervor und ging auf ein Ding zu, das mitten auf der Straße stand.
    Es war die steinerne Statue eines Menschen. Ein kleinerer Mann, der sich mit abwehrend ausgestreckten Armen duckte, als wollte er eine Gefahr abwehren. Ein beeindruckendes Kunstwerk, denn die Figur war nicht nur lebensgroß, sondern auch absolut detailgetreu modelliert. Jede Gesichtsfalte war klar herausgearbeitet, das krause Haar so filigran gemeißelt, dass es mehrere Winter gedauert haben musste, die Figur fertigzustellen. Seltsam dabei war nur, dass sie normale Kleidung aus Stoff trug, dazu Schuhe.
    »Das ist ja mal seltsam«, sagte Mecloot. »Wer stellt so ein Kunstwerk denn hier mitten in den Weg?«
    »Hey!«, rief Ruuk aufgeregt, der durch ein Fenster in ein Nachbarhaus starrte. »Hier sind noch mehr von den Dingern! Ein Kind und eine Frau. Der Holzstuhl, auf dem die Frau saß, ist unter dem Gewicht des Steins zusammengebrochen.«
    »Hier drüben sind auch noch zwei!«, rief Mecdoof und lachte sich halb tot. »Einer sitzt mit runtergelassenen Hosen auf dem Donnerbalken. Dieser Steinmetz hat Humor!«
    Die Dörfler schwärmten aus und untersuchten den Ort. Überall bot sich ihnen das gleiche Bild: bekleidete menschliche Statuen, wohin sie auch sahen; in den Gebäuden, auf den Wegen, in den kleinen Gärten und auf den Wiesen. Viele lagen umgestürzt am Boden. Und die meisten von ihnen waren in Gesten und Bewegungen dargestellt, die Angst und Flucht ausdrückten.
    Die Heilige Frau nahm den Chiiftan zur Seite. »Ich habe einen furchtbaren Verdacht«, raunte sie ihm zu.
    »Nämlich?« Teggar lief eine Gänsehaut über den Rücken, denn er glaubte zu wissen, was sie ihm sagen wollte.
    »Ich denke, dass diese Statuen einst lebendige Menschen wie wir waren«, bestätigte die Heilige Frau seine Vermutung.
    »Aber wie soll das passiert sein?«, fragte er. »Ein weiterer Fluch, der auf eine Unsterbliche zurückgeht?«
    »Möglich«, murmelte sie. »Aber wären wir dann nicht auch zu Stein geworden, als wir in das Dorf kamen?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe

Weitere Kostenlose Bücher