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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Mutters nächste Worte bestätigten seine Ahnung:
    Ich werde meine Kinder aussenden. Sie sind mit mir verbunden und werden reagieren, wenn sie den Ursprung finden. Sie sollen mir den Weg bereiten.
    Quesra'nol wusste, dass Mutter seit einigen Zyklen eine Reise plante. Darum also ging es ihr dabei! Hatten sich ihre Pläne nun geändert? Würde sie nur die Ableger schicken oder selbst ebenfalls aufbrechen? Immerhin war er fast fertig mit dem Ding , das er in ihrem Auftrag baute…
    Mutter wandte ihm mehr Aufmerksamkeit zu, und er hütete sich, Schlechtes zu denken. Sein Geist wurde so leer, wie er es zustande brachte. Er stellte sich die Weiten Rotgrunds vor und grün schimmernde Wellenberge.
    Wie weit bist du mit dem Bau meines Körpers? , fragte Mutter , als hätte sie seinen letzten Gedanken gelesen. Vielleicht hatte sie das.
    Quesra'nol schluckte, als er erneut an die gewaltige bionetische Seespinne dachte, an der er arbeitete. Kurz nachdem Mutter die Herrschaft über Neu-Martok'shimre übernommen hatte, hatte sie ihm den Auftrag gegeben, ihr einen mobilen Körper zu erschaffen, den sie mit ihren Gedanken steuern konnte.
    »Ich… bin noch nicht ganz fertig, Mutter .« Er spürte, dass sie scharf antworten wollte, doch in dem Moment wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt.
    Ein Wächter am Tor gab ein lautes Schnalzen von sich. Die Krieger, die Mutter bestellt hatte, trafen ein. Langsam öffnete sich das mächtige Tor. Im Falle eines Angriffs konnten die Wachen eine nahezu unzerstörbare bionetische Stange, die keine zwei Schwimmzüge entfernt in einer Vertiefung der Wand lehnte, von innen in die breiten Korallengriffe schieben und sich in der Thronhöhle verbarrikadieren. War das Tor gesichert, konnte nur die geballte Kraft von Blitzstäben der Konstruktion gefährlich werden.
    Die beiden Torflügel strebten auseinander und herein schwammen grimmig aussehende Gestalten in den Hummerschalen-Rüstungen Sar'kirs. Sie glitten heran und verharrten in respektvollem Abstand von Quesra'nol.
    »Gott des Steins«, klackte einer von ihnen, dem ein Flossenfinger fehlte. Sein Name war Kar'aq, er galt als rumreicher Streiter und Sord'finn-Reiter. »Wir kamen, wie uns befohlen wurde. Was sollen wir tun?«
    Quesra'nol wies auf die zwölf geschlossenen Muschelschalen, in denen die Steinsplitter verborgen lagen, und sprach aus, war Mutter ihm eingab: »Von heute an seid ihr die Sucher des Heiligen Ursprungs. Ein jeder von euch wird eine dieser Muscheln erhalten und damit durch die Meere und vor allem über die Landmassen eilen. Verteilt euch auf allen Kontinenten des Planeten und reist weit. Sollte die Muschel den Ursprung fühlen, so wird sie es euch mitteilen und ihr werdet an diesem Ort verharren, bis der Steingott zu euch stößt. Dem Entdecker des Ursprungs winkt eine reiche Belohnung: mehr Macht, als er sich je zu träumen wagte.«
    Die Mar'os-Krieger schlugen mit den geballten Fäusten gegen ihre Brustpanzer und klackten im Chor: »Mar'os zu Ehren!«
    Quesra'nol übergab ihnen nacheinander die Muscheln. Er spürte, dass Mutter sehr zufrieden war.
    ***
    Mer'ol schwamm durch die erblühende Stadt und hing trüben Gedanken nach. Warum nur war er nach Neu-Martok'shimre gegangen statt nach Hykton, wo sich sein alter Freund Quart'ol und der Prophet Gilam'esh aufhielten? Er wischte ärgerlich eine vorbeischwimmende Schildkröte beiseite, die ein Stück durch das Wasser trudelte. In seinem Leben lief seit jeher einiges nicht so, wie es sein sollte, und er schien ein großes Talent zu besitzen, in Muränenkacke zu greifen.
    Die Schildkröte setzte auf dem Schelf auf, stieß sich wieder ab und schwamm eilig davon.
    Mer'ol folgte ihr ein Stück, um von oben die Bauten zu betrachten. Neu-Martok'shimre war eine ungewöhnliche Stadt. Während die Mar'os-Jünger sonst nur Grotten oder natürliche Höhlen bewohnten und im Gegensatz zu den Hydriten, die an die friedlichen Lehren des Gottes Ei'don glaubten, nicht über eine umfangreiche bionetische Technik verfügten, war dies an diesem Ort anders.
    Die Herrscherin Sar'kir hatte mit einigen der wenigen Mar'os-Wissenschaftler ein neues Stadtbild entworfen, das es nie zuvor in dieser Form gegeben hatte. Zwar reichte es nicht an die Glorie längst vergangener Zyklen und konnte auch mit einer Stadt wie Hykton nicht konkurrieren, aber es waren doch mehr Kultur und Blüte, als sie der Mar'os-Kult seit Jahrtausenden erfuhr.
    Auch die Gesinnung Sar'kirs war einzigartig und ungewöhnlich. Mer'ol hatte

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