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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Spitze bohrte sich in Wyetts Bauch.
    »Doch noch verloren, Wyett.« Turner grinste, noch immer auf dem Rücken liegend, seinen Freund breit an und tat so, als müsse er Blut von der Messerklinge an seiner Hose abwischen. Die zahlreichen Sommersprossen in seinem Jungengesicht schienen dabei zu tanzen. »Alter Trick, den ich von Rulfan gelernt habe, weißt du. Tot stellen und dann endgültig zuschlagen. Du bist drauf reingefallen. Aber ein erfahrener Kämpfer würde da nicht mehr drauf reinfallen, sagt Rulfan. Man darf dem Gegner nie eine Schwachstelle bieten, bevor man nicht sicher weiß, dass er tot ist.«
    Wyett grinste zurück. Er war ein halbes Jahr jünger als Turner, aber schon ein wenig größer und trug die dichten schwarze Haare schulterlang, während Turners fast militärisch kurzer Schopf rötlich in der strahlenden Herbstsonne glänzte. Das waren aber auch schon die einzigen Gegensätze, denn ansonsten verstanden sich die beiden Jungen glänzend.
    Sie kannten sich seit etwa sechs Wochen. Turner war mit seiner Mutter Ayrin in Fakik gewesen, um auf dem Markt Shiipmilch zu verkaufen. Ein Dieb hatte, als sie gerade wieder Richtung Canduly Castle aufbrechen wollten, plötzlich ihre gesamten Einnahmen gestohlen und Turner dabei niedergeschlagen. Wyett war zufällig Zeuge des Verbrechens geworden, hatte den Dieb beherzt verfolgt und ihm schließlich ein Bein stellen können.
    Der Gauner war zwar entkommen, aber Wyett hatte die gesamten Tageseinnahmen gerettet und sofort Freundschaft mit Turner geschlossen. Ayrin hatte Wyett nach Canduly Castle eingeladen und seither war der Junge, der im nicht allzu weit entfernten Kaikie wohnte und somit zum Clan der Cembells gehörte, immer wieder hier zu Gast. Canduly Castle und die zahlreichen Möglichkeiten, die es einem abenteuerorientierten Jungen bot, faszinierten Wyett. Und dass er in Turner nicht nur einen Freund, sondern einen absolut Gleichgesinnten gefunden hatte, machte die Sache nahezu perfekt.
    »Also gut, dieses Mal hast du gewonnen, Turner.« Wyetts Grinsen verstärkte sich. »Ist ja auch keine Schande, gegen einen so furchterregenden Gegner wie dich zu unterliegen. Aber ich hab keine Lust mehr auf Schwertkampf. Sollen wir was anderes machen?«
    »Klar. Vielleicht gibt's ja was Neues beim Luftschiff? Sollen wir da mal hin?«
    Wyett nickte, stand auf und schob sein Holzschwert in die Schlaufe am Gürtel. »Also gut, gehen wir Rulfan und Patric auf die Nerven.«
    Die Jungen durchquerten den Burghof, den sie regelmäßig als Kulisse für ihre Schwertkämpfe wählten, und verließen Canduly Castle über die Zugbrücke.
    An den wunderlichen Anblick, der sich ihnen nun bot, hatten sie sich bereits gewöhnt.
    Auf der Lichtung vor der Burg stand das riesige Luftschiff, das Rulfan und Patric Pancis gerade bauten. Angeblich sollte das unförmige Ding fliegen können, wenn es fertig war, aber das konnte sich Wyett nicht vorstellen, Turner hingegen schon. »Alles, was Rulfan anpackt, funktioniert auch«, begründete er seinen Optimismus.
    Gut zehn Leute arbeiteten momentan auf der »Großbaustelle«, wie Ayrin immer zu sagen pflegte. Die Jungen konnten den Burgherrn aber sofort identifizieren. Rulfans lange weiße Haare waren einmalig. Wie eine Fahne wehten sie im Nachmittagswind. Der Albino schraubte mit nacktem, schweißglänzendem Oberkörper an der Steuerkanzel herum, während Pat Pancis mit drei Männern damit beschäftigt war, irgendwelche glänzenden Platten auf einem Steg oben an der Hülle anzubringen.
    »Was macht Patric da?«, wollte Wyett wissen.
    »Das sind Greezel-Zellen oder so ähnlich«, erwiderte Turner. »Die wandeln das Sonnenlicht in elekktrischen Strom um und der treibt dann die Motoren an.«
    Wyett sah den Freund bewundernd an. »Wahnsinn, was du alles weißt.«
    In Turners Blick schlich sich Misstrauen. »Verarschst du mich gerade?«
    »Tu ich nicht. Du weißt wirklich viel.«
    »Klar. Rulfan und Patric betrachten mich als Freund und haben keine Geheimnisse vor mir.« Turner grinste. »Und wenn sie doch mal was heimlich bereden wollen, dann weiß ich trotzdem, wie ich's erfahren kann.«
    »Du belauschst sie?«
    »Yep.«
    Wyett schüttelte tadelnd den Kopf, so wie er es bei seinem Vater immer sah. »Turner, Turner, mein lieber Freund, ich schätze mal, das darf deine Mum nicht erfahren. Die dreht dich sonst glatt durch die Mangel.«
    Turner winkte leichthin ab. »Komm, wir gehen zu Rulfan.«
    Gesagt, getan.
    »He, Rulfan!«
    Der Albino drehte sich um

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