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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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vorgeschriebenen Zeremonien und Worte jetzt fehlerfrei beherrschst. Und so ist unser Zwiegespräch nur noch eine Formsache.« Sie sprang vom Horsay. Huul ebenfalls. Der mittelgroße, sehnige Mann mit dem Ratzengesicht hängte sich das Gewehr über den Rücken und führte die Reittiere nebenan auf eine Wiese, wo er sie anpflockte. Er knurrte die beiden Jungen, die ihm gefolgt waren, unfreundlich an und setzte sich dann neben dem Eingang der Kirche auf einen Stein.
    Langsam brach die Dunkelheit herein. Fackeln wurden rund um Arfaars Haus entzündet und tauchten es in anheimelndes Licht. Nimuee verschwand mit Conoor, dem Jeef und die anderen viel Erfolg wünschten und ihm immer wieder auf die Schultern klopften, in einem Nebenraum des Zeremoniensaals. Hier würde sie ihn nochmals auf Herz und Nieren prüfen.
    Währenddessen streuten die Jugendlichen Blumen vom Außenaltar bis zum Eingang. Wenn Conoor zum Priester geweiht war, würde er am Außenaltar seinen ersten Dienst zelebrieren.
    Huul schaute gelangweilt zu. Er hatte Nimuee schon öfters zu ähnlichen Zeremonien begleitet und kannte die Vorgänge genau. Sie interessierten ihn nicht besonders. Er hatte Arfaar nie kennengelernt und konnte deswegen herzlich wenig mit ihm anfangen. Doch wenn die Königin meinte, ein solches Theater um einen einzigen Kerl veranstalten zu müssen, sollte sie doch.
    Vier weitere Arfaarer mit langen Vollbärten kamen um die Ecke. Auch diese Männer trugen weite bunte Gewänder, warfen Blumen und summten dabei heilige Lieder. Zwei kamen direkt auf Huul zu, die anderen beiden gingen zum Eingang des Arfaar-Hauses.
    »Wirf mit uns Blumen, Bruder in Arfaar«, sagte einer der Männer, als er vor Huul stand.
    »Lass mich in Ruhe«, gab der ungehalten zurück. »Ich will mit dem Kram nichts zu tun hab-«
    Ein Fuß zuckte unter der Kutte des Arfaarers hervor und traf Huul vor die Brust. Der Celtic röchelte und kippte nach hinten vom Stein. Er fiel mit dem Rücken auf das umgehängte Gewehr und war für einen Moment paralysiert. Ein gemeiner Tritt mit der Stiefelspitze ans Kinn schickte ihn übergangslos in die Bewusstlosigkeit.
    Die Jugendlichen begannen zu kreischen, flüchteten nach allen Seiten. Gleichzeitig fielen die Gewänder der Männer. Lederkleidung kam darunter zum Vorschein. Und jede Menge Waffen.
    Die Angreifer zogen ihre Schwerter. Sie stürmten auf die Kirche zu. Sechs, sieben ihrer Kumpane erschienen zusätzlich auf der Szene.
    Jeef, der aus der Tür trat, brüllte auf. »Was wollt ihr? Das ist heiliger Boden. Hier muss man den Frieden halten!«
    »Red kein Mist«, gab der vorderste Angreifer zurück und drang mit dem Schwert auf den Arfaar-Priester ein. Er hielt ihn für ein leichtes Opfer, aber das war Jeef nicht. Er duckte sich trotz seiner Körperfülle unter dem Schwerthieb weg. Dann warf er sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Beine des Mannes und brachte ihn ins Straucheln. Doch ein zweiter Angreifer trat ihn brutal zusammen. Stöhnend blieb Jeef liegen. Blut floss auf den Boden.
    In diesem Moment flog die Tür des Nebenraumes auf. Conoor stürzte heraus. Mit einem Blick überschaute er die Situation.
    Der ehemalige Soldscher reagierte sofort. Er schnappte sich ein Stück Holz, das zufällig an der Wand lehnte, und ging damit auf die Eindringlinge los. Doch auch die waren das Kämpfen gewohnt. Sie kreisten Conoor ein und brachten ihn mit gezielten Schwertschlägen gegen die Beine zu Fall, während sich zwei weitere Männer die kreischende Nimuee schnappten und ins Freie zerrten. Sie fesselten sie und verschwanden mit ihr in der zunehmenden Dunkelheit. Gleich darauf hörte Jeef, der sich leise wimmernd aufzurichten versuchte, Hufgetrappel. Auf der Stelle brach er wieder zusammen.
    Bewaffnete Männer aus Kaikie kamen den Berg hoch gehastet. Auch Huul kam wieder zu sich. Er war als Erster bei dem blutenden Jeef.
    »Ich will nich mehr leben«, flüsterte der. »Die ham die Heilige Mutter entführt. Das wird mir der Arfaar niemals verzeihen.«
    »Red nicht. Wo sind sie hin?«
    »Weiß nich. Vielleicht da lang.« Er beschrieb mit dem linken Arm einen unbestimmten Bogen.
    Huul fluchte lästerlich. Er rannte zu seinem Horsay, aber das war ebenso verschwunden wie das Nimuees. Vor Wut über sein Versagen hätte er am liebsten alles zusammengeschossen. Nur mühsam beruhigte er sich wieder und ging schließlich zu Arfaars Haus zurück.
    Dort verband ein Mann gerade Conoor, der tiefe Fleischwunden an den Oberschenkeln und einen

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