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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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klafften auf Bodenniveau drei portalartige Öffnungen in der Felsenwand. Die Rundung der Eingänge war viel zu regelmäßig, als dass sie natürlich entstanden sein konnten.
    »Der Eingang zum Labyrinth!«, keuchte Alastar. Er trat an Rulfan heran und grub seine Hand in die Schulter des derzeitigen Piloten. »Wir gehen runter!«
    »Einverstanden«, sagte Matt, »aber wir fliegen noch ein kleines Stückchen weiter. Ich will nicht direkt vor dem Eingang parken, wenn ihr versteht. Xeter sagte zwar, das Labyrinth sei verlassen, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«
    Aruula sah ihn stirnrunzelnd an, fragte aber nicht, was eine Porzellankiste ist.
    Immer niedriger flogen sie jetzt, waren nur noch wenige Meter vom Boden der Schlucht entfernt, die Matt auf eine Tiefe von etwa hundertsiebzig Metern schätzte.
    Aruula stand schon am Ausstieg bereit, die Strickleiter in der einen Hand, Hammer und Haltebolzen, um die Seile festzumachen, in der anderen. Sie hatten noch ein paar zusätzliche Metallstifte bei einem Händler der Karawane ertauschen können. Die Nomaden spannten mit ihnen normalerweise ihre Wohnzelte auf.
    Als sie auf einer Höhe von zwei Metern angelangt waren, stoppte Rulfan den Abstieg. Er stellte den Gasdruck und die Kollektoren so ein, dass der Zeppelin nur ganz geringen Auftrieb haben würde, solange er am Boden festgemacht war. Zumindest solange sich die Außentemperatur nicht änderte.
    Während Aruula hinabkletterte und das Luftschiff sicherte, packten die anderen ihre Ausrüstung zusammen: Fackeln, etwas Proviant und Waffen.
    Xij fuhr testweise ihren Kampfstab auf seine volle Länge aus, wirbelte ihn umher und ließ ihn wieder in seine Ursprungsform zurückgleiten. Rulfan reinigte die Klinge seines Säbels, und Matt überprüfte seinen Driller und die Munition. Sein Blick wanderte zu den drei Öffnungen in der Felswand. Was würde sie dort im Labyrinth erwarten? Xeter hatte behauptet, bis auf die Steinkrieger sei es seit Urzeiten verlassen - aber das war noch lange keine Garantie, dass es sich auch tatsächlich so verhielt.
    ***
    Berfin rammte die Fackel in den Boden der Grubenkammer und schaute in das Erdloch hinab. Seit sie ihre Eltern und den Albay mit dem Jungen hatte heimkommen sehen, war der Gefangene ihr sympathisch gewesen. Er sah so hilfsbedürftig aus, zerschunden und schon fast tot…
    Sie wusste, sie durfte eigentlich nicht so empfinden. Mitleid konnte sie sich einfach nicht erlauben, und den Jungen als Freund gewinnen zu wollen war eine noch viel schlechtere Idee.
    Dennoch hatte sie es sich nicht verkneifen können, in einer unbeobachteten Minute zurückzuschleichen und zu schauen, was der Mensch in der Grube so trieb. Dabei war er erwacht, und als er vor Schmerz stöhnte und wimmerte, konnte sie nicht anders und hatte ihm beruhigend zugeredet.
    Rebin, so hieß der Junge, sprach Tuurk genau wie sie. Er wusste nicht, wo er war, und er erzählte von furchtbaren Monstern, die ihn so erschreckt hatten, dass er in die Schlucht gestürzt war.
    Berfin war nicht dumm und konnte sich schon denken, wen Rebin gesehen hatte. Es machte ihr nichts aus, dass er Delal und Kovan für Dämonen hielt.
    Schließlich sahen sie tatsächlich ganz anders aus als sie selbst.
    »Rebin!«, flüsterte das Mädchen jetzt. »Rebin, bist du wach?«
    Ein kurzes Stöhnen beantwortete ihre Frage. Im Schein der Fackel erkannte sie nur einen Schemen auf dem Grund der Grube. Berfin hörte, wie etwas über den Sand schabte. Der Schemen bewegte sich langsam vorwärts, schob sich in die Mitte des runden Erdlochs. Dort war das Licht etwas besser.
    »Bist du das, Berfin?«, hörte sie eine kratzige Stimme, ganz heiser vom vielen Weinen und Klagen. »Ich habe solchen Durst…«
    »Hier!« Sie warf ihm einen ledernen Trinkschlauch hinab. »Hast du heute denn nichts von den Wachen bekommen?«, wunderte sie sich. »Albay Kriw hat die Anweisung gegeben, dich gut zu versorgen.«
    Von Rebins Gesicht sah man nur die hellen wässrigen Augen im Zwielicht schimmern. Geräuschvoll trank er den Halbliterschlauch leer und rülpste vernehmlich. »Danke!«, seufzte er. »Vielen Dank! Ich dachte schon, ich verdurste… Ja, es war jemand hier. Keine Ahnung, wie lange das her ist. Hier ist es immerzu dunkel, ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Heute könnte genauso gut gestern oder morgen sein. Wie auch immer, es war viel zu wenig Wasser.«
    »Wie geht es deinem Bein?«, fragte Berfin, die ahnte, warum der Gefangene nur so wenig zu trinken

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