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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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bekam. Man musste für neues Trinkwasser immer den Weg durch die Schlucht bis zur, Mauer gehen. Dort gab es einen Überlauf, wo aus dem dahinter liegenden See Wasser abfloss.
    Es war mühsam, die geschulterten Krüge bis zur Siedlung zurückzutragen, deswegen übernahm niemand diese Aufgabe gern. Und je mehr Wasser sie verbrauchten, desto öfter musste jemand losziehen und neues holen. Die Wache war vermutlich zu träge dafür.
    »Es juckt und tut weh«, antwortete der junge Tuurk. »Aber es wird besser.« Er hustete trocken und schwieg dann.
    Berfin versuchte weiterhin, etwas mehr von dem Jungen zu erkennen, aber er hielt das Gesicht gesenkt.
    »Warum hilfst du mir nicht?«, fragte er nach einer Weile. »Warum holst du mich nicht hier raus?« Und nach einer weiteren Pause: »Wo bin ich überhaupt?«
    Da waren sie wieder, die Fragen, die Berfin ihm einfach nicht beantworten konnte. Nicht beantworten durfte , denn dann hätte Rebin wohlmöglich kein Wort mehr mit ihr gewechselt. Und das wollte sie nicht.
    Zwar hätte sie sich auch mit Goran treffen können, aber sie hatte das Gefühl, dass er sich in letzter Zeit nur noch fürs Essen und Schlafen interessierte. Da musste er sich nicht wundern, wenn sie nach neuen Freundschaften Ausschau hielt. Und dieser Menschenjunge…
    Er war etwas Besonderes, jemand, der so ganz anders war. Er kam aus einer Welt, von der Berfin zwar wusste, dass sie existierte, die sie aber nie mit eigenen Augen gesehen hatte - und wohl auch nie sehen würde. Ihr Platz und ihr Leben waren vorherbestimmt. Sie gehörte hierhin, ins Labyrinth der Guule.
    »Erzähl mir von deiner Karawane!«, versuchte sie ihn abzulenken. Da fiel ihr etwas ein. »Moment, das habe ich ja ganz vergessen! Ich hab hier was für dich!« Sie kramte in den Taschen ihres schmutzigen Umhangs, warf ihm eine Handvoll kleiner runder Kugeln in die Grube und wartete gespannt auf eine Reaktion.
    »Datteln!«, rief Rebin nach einer Weile. »Du hast mir Datteln mitgebracht!«
    Der Junge hatte ihr erzählt, dass er eigentlich Datteln hatte pflücken wollen, als er abgestürzt war. Daraus hatte sie geschlossen, dass er sie gerne aß, und da in der Vorratskammer noch ein paar davon für die Kinder lagen, hatte sie welche stibitzt.
    »Das ist so lieb von dir!«, sagte Rebin.
    Weitere Worte des Dankes gingen zwischen seinen kauenden Kiefern unter.
    Eine Weile saßen sie einfach nur so da. Allein schon der Schein von Berfins Fackel schien dem Jungen von der Erdoberfläche Trost und Entspannung zu spenden, denn bald schon hörte sie ihn ruhig und regelmäßig atmen. Rebin war vor Erschöpfung eingeschlafen.
    Berfin wollte sich gerade aus der Kammer schleichen, als ihre Mutter Delal im Höhlenzugang erschien. »Was suchst du denn hier, Kind?«, zischte sie. »Du sollst doch nicht hier sein, wenn dein Vater, ich oder der Albay es dir nicht ausdrücklich erlaubt haben!«
    Beschämt ließ Berfin die Schultern sinken und schaute zu Boden. »Es… es tut mir leid, Anne. Ich war nur neugierig«, versuchte sie eine Rechtfertigung, aber Delal winkte ab.
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Hast du denn den Alarm nicht gehört? Wir konnten dich nirgendwo finden, deswegen sind Kovan und ich losgezogen, um dich zu suchen.«
    »Alarm? Was denn für einen Alarm?«
    Delal fasste ihre Tochter am Arm. »Ein paar Menschen von der Oberfläche sind in das Labyrinth eingedrungen«, sagte sie ernst. »Die Wächter haben es vorhin gemeldet. Wir sollen uns in die Gemeinschaftshöhle zurückziehen. Befehl von Kriw.«
    Sie zog Berfin mit sich hinaus auf den Gang und in Richtung der gemeinschaftlichen Wohnkammer. Das Mädchen warf noch einen Blick zurück zur Grube, aber sie wusste, dass Rebin von dem Gespräch mit ihrer Mutter nichts mitbekommen hatte. Ist wahrscheinlich auch besser so , dachte sie. Vielleicht wüsste er sonst, dass ich…
    »Sobald dein Vater weiß, dass ich dich gefunden habe, wird er mit dem anderen losziehen und die bereits aufgestellten Verbände unterstützen«, fuhr Delal fort.
    »Uns droht doch keine Gefahr, oder?«, wollte Berfin wissen. Es kam regelmäßig vor, dass sich Menschen von der Oberfläche hinab in ihr Reich wagten oder sich hineinverirrten - absichtlich oder nicht. Das kannte sie schon.
    Delal drehte sich zu ihrer Tochter um und schüttelte den Kopf. »Nein, das weißt du doch. Aber wenn die Jagd erfolgreich ist, dann bekommt unser kleiner Freund in der Grube demnächst Gesellschaft…«
    ***
    »Wow…«
    Als sich Matthew Drax

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