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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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nicht mehr für sie.
    Die Soldaten kämpften um ihr Überleben, aber sie überstanden alle Strapazen. Als Eis und Schnee verschwanden, war das Land unfruchtbar und wüst geworden, und es war schwierig, sich Nahrung zu beschaffen. Darum schlossen sich die Tuurks zu Karawanen zusammen und versorgten sich im Tauschhandel mit dem Nötigsten aus anderen Regionen. Aber natürlich gab es auch Neid und Missgunst zwischen den einzelnen Trecks. Kämpfer wurden gebraucht, um die Meinungsverschiedenheiten zu klären.«
    »Und da kam einer der Vorgänger von Mahmad Xeter auf die Idee, uns Guule als Söldner anzuheuern…«, erinnerte sich nun auch Berfin an die Geschichten, die sie von den Alten gehört hatte.
    »Genau! Unter der Bedingung, dass er uns, wenn er die Möglichkeit dazu hat, bei der Jagd unterstützt.«
    Berfin nickte verstehend. Aus diesem Arrangement heraus waren wohl auch die Fremden, die sich nun gerade in ihren Höhlen befanden, hier gelandet.
    »Aber haben er und seine Menschen denn keine Sorge, dass Yarbay Ako und die anderen Soldaten sie aufessen?«, fragte sie.
    Goran zuckte mit den Schultern. »Wir sind aufeinander angewiesen, das schützt einen vor dem anderen«, sagte er.
    Die Legenden berichteten davon, wie die Guule einst entstanden waren: Nach der Großen Kälte sollte es jede Menge tote, von der Kälte konservierte Tiere unter dem Eis gegeben haben. Einige Stämme spezialisierten sich darauf, sie auszugraben, um nicht zu verhungern. Bis sie irgendwann nichts anderes mehr vertrugen als Aas und Knochen und damit begannen, auch die Friedhöfe der Menschen zu plündern.
    Ab dieser Zeit wurden sie geächtet und gejagt und zogen sich unter die Erde zurück; mit Vorliebe eben unter jene Friedhöfe, von deren Toten sie lange zehrten.
    Aber das Leben unter der Erde forderte seinen Tribut: Ihre Haut wurde bleich, ihnen wuchsen Krallen und die Haare fielen ihnen aus. Um sich vor den Feinden und dem Sonnenlicht zu schützen, kamen sie nur in der Nacht heraus. Dies und die straffe Organisation, die sie als Krieger zusammenhielt, sicherte das Überleben der Guule.
    So weit die Legende. Eine wissenschaftliche Theorie der Technos besagte dagegen, dass die ersten Guule Experimente der Daa'muren auf der Suche nach einem geeigneten Körper gewesen waren. Die Mutation stellte ihren Metabolismus um und ließ sie unter die Erde kriechen, wo sie für die Außerirdischen uninteressant wurden, sich aber ungehindert vermehren konnten.
    Welche Erklärung die richtige war, würde sich nach dem Weggang der Daa'muren wohl nicht mehr klären lassen.
    Berfin starrte eine Weile nachdenklich vor sich hin. Dann hob sie ihren Blick wieder und schaute hinüber zu ihren Eltern. Sie verabschiedeten sich gerade voneinander. Belal hatte ihren kahlen Schädel zärtlich an die Halsbeuge von Kovan gelegt.
    Goran kniff Berfin kumpelhaft in die Seite. »Sind ein schönes Paar, deine Eltern«, sagte er, und seine Stimme klang irgendwie heiser. »Vielleicht können wir beide ja auch mal… du weißt schon.«
    Berfin sah ihrem Vater hinterher, der sich mit den anderen Yarbay auf den Weg machte, um auf die Jagd zu gehen. Nur allmählich drang in ihren Verstand, was Goran gesagt hatte. Sie fuhr herum und funkelte ihn an. »Das schlag dir aus dem Kopf!«, fauchte sie leise.
    Und dachte dabei an den Menschenjungen in der Grube…
    ***
    Matt ärgerte sich über sich selbst.
    Er hatte wirklich geglaubt, das Wagnis, in das Labyrinth vorzudringen, wäre abschätzbar gewesen. Ihr bewährter Kampfverbund, unterstützt noch durch einen Chefexekutor der Reenschas, und ihre gute Bewaffnung hatten ihn zu sicher gemacht. Außerdem war ihm die Idee mit den Rußmarkierungen richtig und ausreichend erschienen.
    Aber das hatte alles nichts genützt. Sie hatten sich auf feindlichem Terrain hoffnungslos verirrt.
    Es ist meine Schuld , sagte er sich wütend. Ich hätte damit rechnen müssen, dass die Höhlen bewohnt und ihre Bewohner uns nicht freundlich gesonnen sind.
    Vorsichtig bewegten sich die Gefährten weiter durch die Gänge, versuchten sich zu orientieren und in den Hauptschacht mit den vielen Treppen zurückzufinden. Waren sie erst einmal dort, war es auch möglich, wieder nach oben zum Eingang zu gelangen.
    Sie traten aus dem nächsten Gang hinaus in eine weitere Kammer, deren Boden tief unter ihnen im Dunkeln lag. Zwei sich überkreuzende Treppen führten schräg in die Tiefe. Die linke davon war jene, die an dem Ausgang begann, an dem sie soeben angelangt

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