Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2885 - Flammen tilgen alle Spuren

2885 - Flammen tilgen alle Spuren

Titel: 2885 - Flammen tilgen alle Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
dürfen, ob alles in Ordnung sei. Er sagte, er habe in der Wohnung über ihm ein undichtes Wasserventil ausgewechselt und wolle sich vergewissern, dass nichts durchgesickert sei. Munster ließ den Mann, der eine große Rohrzange bei sich hatte, ein und ging mit ihm ins Bad.
    »Alles bestens«, stellte der Klempner nach einer kurzen, oberflächlichen Inspektion zufrieden fest. »Wenn es einen Schaden gegeben hätte, hätte Mister Chandlers Versicherung« – er zeigte mit der Zange nach oben, also dorthin, wo Mr Chandler wohnte – »dafür aufkommen müssen.«
    »Besser, es ist nichts durchgesickert«, sagte Munster.
    Dann schlug der Klempner mit der Zange zu. Völlig unerwartet. Und so blitzschnell, dass Munster nicht einmal die Zeit blieb, die Arme hochzureißen.
    Er war in ein tiefes schwarzes Loch gefallen und vor wenigen Augenblicken erst wieder zu sich gekommen. Mit Handschellen gefesselt und mit einem nach Benzin schmeckenden Lappen im Mund.
    Allein. In einem leeren Lagerhaus. Umgeben von einer so kompakten Stille, dass sie ihm Angst machte. Sein Kopf schmerzte entsetzlich. Unter seiner Schädeldecke wurde anscheinend ohne Unterlass gebohrt und gehämmert. Es war kaum zu ertragen.
    Er versuchte freizukommen. Das Rohr, an dem er hing, war zwar rostig, aber nach wie vor sehr widerstandsfähig, und die Vorrichtungen, mit denen es an der Wand montiert war, hielten ebenfalls jeder Anstrengung mühelos stand. Mit blutenden Handgelenken gab Munster schließlich auf. Es hat keinen Sinn, dachte er frustriert. So ist das nicht zu schaffen. Aber wie kann ich mich befreien? Warum hat der Kerl mich hierhergebracht? Um mit mir allein zu sein? Das wäre er auch in meiner Wohnung gewesen. Was hat er mit mir vor? Hat er mich hier angehängt, um zu sehen, wie lange es dauert, bis mich jemand findet? Oder wie lange es dauert, bis ich verhungert oder verdurstet bin? Oder erstickt an diesem scheußlich schmeckenden Lappen?
    Schweiß brannte in seinen Augen. Munster hörte ein Geräusch und zuckte erschrocken zusammen. Das Tappen von Pfoten.
    Er entdeckte einen Hund. Hässlich, struppig, ausgemergelt, bestimmt sehr hungrig. Nicht in die Augen sehen, ermahnte sich Munster. Du darfst ihm nicht in die Augen sehen. Das mögen diese Köter nicht. Aber er tat es, ohne es richtig mitzubekommen.
    Der Hund fühlte sich bedroht und begann zu knurren. Er war groß und vereinigte in sich so ziemlich alle Rassen, die es gibt. Er zog die Lefzen hoch und entblößte sein gelbliches Gebiss. Munster stand unter Strom. Wie kann ich ihn daran hindern, mich zu fressen, wenn er es will?, hallte es in seinem Kopf.
    Das Tier kam näher. Munster presste sich furchtsam gegen die Wand. Hatte das räudige Biest seine Chance erkannt? Wusste es, dass Munster sich nicht verteidigen konnte? Mit angstgeweiteten Augen verfolgte Munster jede Bewegung des vierbeinigen Feindes. Er wird versuchen, mir seine Reißzähne in die Gurgel zu schlagen, dachte er nervös.
    Der Hund knurrte immer aggressiver. Auf dem Rücken und im Nacken sträubte sich sein ungepflegtes Fell. Der Gefangene machte sich auf einen Angriff des Tieres gefasst. Vielleicht springt mir diese ausgemergelte, knöcherne, halb verhungerte Kreatur nicht an die Kehle, weil sie das kräftemäßig nicht mehr schafft, dachte er. Aber in die Beine oder in den Bauch kann sie mich noch beißen.
    Munster bewegte sich. Die Handschellen klirrten. Der Hund wich zurück. Feiges Biest, dachte Munster. Das Tier kam wieder näher.
    Munster mobilisierte alles, was an Mut in ihm steckte, und versetzte dem Köter mit aller Kraft einen Tritt. Der Hund jaulte laut auf, flog zurück, landete hart auf dem dreckigen Boden, sprang auf und suchte mit eingeklemmtem Schwanz winselnd das Weite.
    Munster atmete erleichtert auf. Aber hatte er wirklich einen Grund, erleichtert zu sein? An seiner ausweglosen Situation hatte sich nichts geändert. Er hatte lediglich einen schwachen Hund verjagt. Mehr nicht.
    ***
    Draußen blieb ein Wagen stehen.
    Jetzt kommt er, dachte Munster. Der Mann, der mich hierhergebracht hat. Der falsche Klempner, der wahrscheinlich keine Ahnung hat, wie man die Zange, die er bei sich hatte, richtig einsetzt.
    Der Motor erstarb mit einem letzten Blubbern. Die Wagentür wurde geöffnet. Jemand stieg aus und warf die Tür wieder zu. Munster bekam das alles akustisch glasklar mit.
    Schritte. Zuerst draußen. Dann laut und hallend im leeren Lagerhaus. Es dauerte nicht lange, bis Munster den Mann wiedersah, der ihn in

Weitere Kostenlose Bücher