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2887 - Der Tod gab mir die Hand

2887 - Der Tod gab mir die Hand

Titel: 2887 - Der Tod gab mir die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
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SIG in der Hand, und deckten Jake Gamblin so intensiv mit Kugeln ein, dass er sich schreiend ergab.
    »Nicht schießen!«, plärrte er. »Nicht schießen, okay?« Er streckte die Hände hoch, als wollte er an der Zimmerdecke kratzen. Aber er hatte noch immer seinen Revolver in der Hand, und das musste sich ändern.
    »Waffe weg!«, befahl ich schneidend. »Sofort!«
    »Nicht schießen!«, rief er wieder.
    Ich zielte auf ihn. Mach jetzt ja keinen Blödsinn, Junge, dachte ich, sonst wirst du es bitter bereuen.
    »Lass endlich die verdammte Kanone fallen!«, schrie Phil. Auch er zielte auf den Gangster. Der Bursche hatte keine Chance. Wieso schnallte er das nicht? Wieso fiel es ihm so schwer, sich von seinem Schießeisen zu trennen? Eine fast schon unerträgliche Spannung hatte sich aufgebaut und ließ die Luft knistern.
    »O mein Gott«, jammerte Linda Kowalski. »Ihr dürft Jake nicht töten. Er ist mein Bruder.«
    »Ich sage es nur noch einmal«, knurrte ich. »Weg mit der Kanone, sonst zwingst du uns …«
    Seine Finger öffneten sich endlich – zu unserer Erleichterung. Der Lauf des Revolvers kippte nach unten, und gleich danach schlug die Waffe hart auf den Holzboden. Wir sahen nach, was Jake Gamblin sonst noch alles bei sich trug.
    Geld, Kreditkarten, einen Schlüsselbund, einen Kamm, eine Supermarktrechnung … Ich erlaubte ihm, die Hände herunterzunehmen, und er ließ sich widerstandslos abführen.
    »Was haben Sie mit ihm vor?«, rief uns Linda nach.
    »Wir bringen ihn ins Field Office«, antwortete ich.
    ***
    Mir kam es vor, als wären wir in eine enge Sackgasse geraten. Wir steckten irgendwie fest. Im Krankenhaus lagen – mehr oder weniger leicht verletzt – Brian Jeter, Robby Cool und Tab Jiggle.
    Vorläufig eingelocht hatten wir Terry Norton und Jake Gamblin. Und sie alle zusammen standen auf dem Standpunkt, dass Reden Silber und Schweigen Gold war. Also hielten sie sich an Letzteres. Es hatte aber auch noch einen anderen Grund, weshalb die bösen Brüder den Mund nicht aufmachten: weil sie nicht in Ungnade fallen wollten.
    Und zwar bei all jenen, die in der Hierarchie über ihnen standen und sie jederzeit zum Tod verurteilen konnten, wenn sie sich nicht an das ungeschriebene Gesetz des Schweigens hielten. Diese Leute brauchten nur den Daumen nach unten zu drehen, und schon waren sie geliefert.
    »Wir müssen einen anderen Weg einschlagen«, sagte ich zu meinem Partner. »Auf dieser Schiene kommen wir erst mal nicht weiter.«
    Phil nickte. »Das sehe ich genauso, Jerry.«
    Wir versuchten uns in Chester Banks hineinzudenken.
    »Der ist jetzt bestimmt auf eine Menge Leute stinksauer«, überlegte Phil laut. »Auf die Jungs, die es nicht geschafft haben, sein Eigentum zu schützen. Auf den, der mit einer gezielten Indiskretion dafür gesorgt hat, dass ihm der Stoff abhandenkam. Und auf uns, die es gewagt haben, das Dreckszeug aus dem Verkehr zu ziehen, ehe es jemandem schaden konnte.« Er zeigte auf mich. »Wir sollten in nächster Zeit noch besser als sonst auf uns aufpassen.«
    Ich war ganz seiner Meinung.
    ***
    Es war heiß in Marrakesch. Und diesig. Alain Hosse schlenderte mit seinem amerikanischen Gast über den zentralen Marktplatz der Stadt, den Djemaa el Fna. Hosse ging mit allen, die ihn besuchten und zum ersten Mal in Marrakesch waren, hierher, und bisher war noch jeder ungemein fasziniert gewesen.
    »Was für eine märchenhafte Welt«, stellte Willard Banks beeindruckt fest. Er trug legere Sommerkleidung. Seine Hände steckten in den Hosentaschen. »Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du dich hier wohlfühlst. Es ist ganz anders als im Großstadtdschungel New York.«
    In Alain Hosses schmuckem Haus tranken sie später Tee und sprachen über die alten Zeiten. Sie frischten eine Menge gemeinsamer Erinnerungen auf, und schließlich meinte Willard Banks: »Du hast gut daran getan, dich vor nunmehr zehn Jahren ins Privatleben zurückzuziehen, Alain. Nichts ist mehr so wie früher. Es gibt keine Männer mehr mit Handschlagqualität. Heute geht nichts mehr ohne Anwälte und wasserdichte Verträge. Jeder misstraut jedem. Leben und leben lassen ist passé. Diese Einstellung gibt es nicht mehr. Das Klima ist rau. Jeder will so schnell wie möglich reich werden. Egal, wie viele Freunde er dabei verliert. Habgier, Härte, Skrupellosigkeit und Unfairness dominieren die Geschäftswelt.«
    »Warum steigst du nicht auch aus?«, fragte der Franzose.
    »Dann wären alle, die für mich arbeiten, über Nacht

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