2887 - Der Tod gab mir die Hand
brotlos«, erklärte Willard Banks. »Das kann ich ihnen nicht antun. Ich darf nicht nur an mich denken. Diese Leute haben Familien und finanzielle Verpflichtungen. Sie verlassen sich auf mich. Ich darf sie nicht im Stich lassen.«
»Ich habe gehört, dass du dich von Chester getrennt hast«, sagte Hosse.
»Von wem?«
Der Franzose zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht mehr. Wenn ich ab und zu mit Amerika telefoniere, kommt mir so manches zu Ohren.«
»Es stimmt«, sagte Banks mit finsterer Miene. »Chester und ich ziehen nicht mehr am selben Strang, und ich muss gestehen, dass mir mein gehässiger Bruder das Leben in letzter Zeit verdammt schwer macht.«
Alain Hosse lächelte. »Etwas Ähnliches wird von dir behauptet. Dass du ihm einen Knüppel nach dem andern zwischen die Beine wirfst.«
»Ich kann mir schließlich nicht alles gefallen lassen«, verteidigte sich Willard Banks.
»Ihr wart mal ein sehr gutes Gespann.«
Banks nickte. »So sah es nach außen hin aus. Aber hinter den Kulissen hat es schon immer eine Menge Reibereien gegeben. Wir haben uns eigentlich nie besonders gut verstanden. Es gab ständig irgendwelche Meinungsverschiedenheiten, die manchmal kaum auf einen Nenner zu bringen waren. Wir sind einfach zu verschieden. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Irgendwann ist es einfach genug, verstehst du? Dann ist das Maß voll, und der nächste Tropfen bringt das Fass zwangsläufig zum Überlaufen. Ich konnte und wollte so nicht mehr weitermachen. Deshalb habe ich die Reißleine gezogen. Doch kaum waren wir nicht mehr zusammen, begann Chester hemmungslos querzuschießen. Er hat mir einige vielversprechende Geschäfte kaputt gemacht.«
»Könnt ihr euch nicht noch einmal zusammensetzen und reden?«, fragte Alain Hosse.
Willard Banks schüttelte entschieden den Kopf. »Mit Chester kann man nicht reden. Er ist ein sturer Hund, hinterhältig und bösartig.«
»Ihr seid Brüder.«
Banks rümpfte die Nase. »Manchmal kommen mir diesbezüglich erhebliche Zweifel. Chester ist mir fremder als der Hotdog-Verkäufer in der 46th Street. Die müssen ihn im Krankenhaus gleich nach der Geburt vertauscht haben.«
»Warum verlegt er seine geschäftlichen Aktivitäten nicht in eine andere Stadt?«
»Das kommt für ihn nicht in Frage.«
»Und für dich?«, fragte Alain Hosse.
»Für mich natürlich auch nicht. New York ist meine Stadt. Die gebe ich nicht auf.«
»Wie soll die Zukunft dann deiner Meinung nach aussehen?«, wollte der Franzose wissen.
»Chester muss weg«, sagte Willard Banks so, als gäbe es keine andere Möglichkeit.
»Chester muss weg«, wiederholte Alain Hosse die Worte seines Gastes. »Wie – weg?«
»Es ist Zeit, dass er abtritt«, grollte Willard Banks. »Und damit meine ich nicht, dass er in Rente gehen, sondern die Bühne des Lebens für immer verlassen soll.«
Der Franzose nickte bedächtig. »Ich verstehe.«
»Dann kannst du dir bestimmt auch vorstellen, weshalb ich nach Marrakesch gekommen bin.«
Alain Hosse lächelte schmal. »Ich hab da so eine Ahnung.«
Willard Banks sah ihm fest in die Augen. »Wie stehst du grundsätzlich dazu?«
Hosse hob die Schultern. »Ich habe damit vor zehn Jahren aufgehört. Und ich habe mir damals geschworen, nie wieder damit anzufangen, es fortan für immer sein zu lassen.«
»In zehn Jahren ändern die Menschen oft ihre Meinung.«
Der Franzose schüttelte den Kopf. »Ich nicht.«
Banks beugte sich vor. »Ich brauche einen guten Mann, Alain, und du bist der beste.«
Hosse winkte ab. »Das war ich mal. Ich habe inzwischen Rost angesetzt. Und ich möchte mir den ganzen verdammten Stress nicht mehr antun. Es war einige Male nicht ganz einfach für mich, unbehelligt davonzukommen. Man soll sein Glück nicht über Gebühr strapazieren.«
»Wir reden hier von einem allerletzten Auftrag, Alain«, sagte Banks eindringlich. Er war für seine Beharrlichkeit bekannt. So schnell konnte man ihn nicht abwimmeln. »Du kommst nach New York, putzt Chester und ein paar von seinen widerlichen Parasiten weg und kehrst anschließend gleich wieder hierher zurück. Und noch etwas: Die Höhe deiner … Gage bestimmst du selbst. Du sagst mir, wie viel du haben möchtest, und ich überweise den Betrag umgehend auf eines deiner Bankkonten.«
Alain Hosse atmete schwer aus. »Ich will nicht mehr, Willard«, sagte er bestimmt.
»Komm schon, Alain«, drängte ihn der Amerikaner trotzdem weiter. »Lass mich nicht so betteln. Du kannst noch mal eine Menge
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