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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Frau, ehe sie zur Gegenwehr ansetzen konnte. Schnell und geschickt legte er ihr die Kunststoffschlinge an und zog sie straff. Sie schrie noch immer, als würde sie nicht damit aufhören können. Gleichzeitig brachte sie beide Knie hoch und versuchte den Leibwächter zu treffen.
    Doch er war auf der Hut, warf sich mit dem Oberkörper über sie und drückte sie zurück in den Sitz. Ihre Widerstandskraft erlahmte rasch. Ihre Bewegungen wurden schwerfällig. Ihre Beine hielt er jetzt mit seinem Körpergewicht unter Kontrolle, und weil sie die Arme nicht bewegen konnte und er beide Hände frei hatte, schaffte er es, ihr ein Knäuel aus Papiertaschentüchern als Knebel in den Mund zu stopfen.
    »Verdammt«, knurrte Chevalier. »So was will ich nicht noch mal erleben, Geraldo. Klar?«
    Santos antwortete nicht. Er konzentrierte sich darauf, Arme und Beine der Frau auf dem Sitz zu fixieren. Zugleich hütete er sich, in die Reichweite ihres Kopfes zu kommen, denn er zweifelte nicht daran, dass sie notfalls auch damit zustoßen würde.
    Unterdessen bog Chevalier von der Richmond Valley Road nach links in die Arthur Kill Road ein. Eine knappe halbe Meile weiter begann der Abschnitt der Straße, der durch weites unbebautes Gelände führte. Chevalier ließ den Wagen langsamer werden, stoppte schließlich und sagte:
    »Mach einen Spaziergang!«
    »Was?«, erwiderte Santos verdutzt. »Ich soll was?«
    »Bist du taub, Mann? Raus aus dem Schlitten! Spaziergehen. Immer rechts an der Straße. Ich nehme dich nachher wieder mit. Verstanden?«
    »Ja, aber …«
    »Wird’s bald?«, brüllte Chevalier.
    Santos gehorchte endlich. Er schob sich nach draußen, schloss die Tür und benutzte den Seitenstreifen mit eiligen Schritten. Beiderseits der Fahrbahn erstreckten sich unbebaute Marschwiesen. Jetzt, in der Dunkelheit, wirkte das brachliegende Land düster und unergründlich. Santos drehte sich nicht um. Er hatte Angst, marschierte mit strammem Tempo. Was mit dem Boss los war, begriff er nicht. Aber er kannte Chevaliers Unberechenbarkeit. Der Kerl brachte es fertig und jagte ihm eine Kugel in den Rücken. Einfach so. Nur aus Wut.
    Deshalb war er froh, als die Scheinwerfer hinter ihm erloschen.
    Chevalier schwang sich ins Freie. Er behielt den Wagen im Auge und umrundete die Motorhaube. Aber das unverschämte Weib da hinten war zu schwach, um noch die Flucht zu ergreifen. Insofern hatte Santos gute Arbeit geleistet, hatte ihr gezeigt, dass eine Frau der reinen Körperkraft eines Mannes letztlich unterlegen war. Und wenn sie nur ein bisschen denken konnte, fügte sich die Frau dem Mann.
    Aber Annalee Payne konnte nicht denken. Sie glaubte, dass sie mit dem Kopf durch die Wand konnte. Doch sie würde ihren Irrtum einsehen – hier, in dieser rabenschwarzen Nacht im Ödland am Arthur Kill.
    Chevalier grinste siegesgewiss, während er die Fondtür öffnete, die Santos gerade geschlossen hatte. Chevalier stieg ein, schaltete die Innenbeleuchtung aus und kniete sich auf das Sitzpolster. Annalee hielt die Augen geschlossen und rührte sich nicht. Ihr Atem ging flach. Ihr war anzusehen, dass sie noch immer Schmerzen hatte. Santos war äußerst brutal mit ihr umgegangen.
    »Tja«, sagte Chevalier höhnisch. »Von der starken Kämpferin ist nicht viel übrig geblieben, was? Man könnte meinen, du würdest mir aus der Hand fressen, Annalee. Aber das tust du nicht, habe ich recht? Niemals würdest du das tun. Das weiß ich, weil ich dich kenne.«
    Sie stieß einen erstickten Laut aus. Es klang hasserfüllt.
    Er lachte. »Ich weiß, was du sagen willst. Fahr zur Hölle! oder so was. Stimmt’s?«
    Sie nickte, ohne die Augen zu öffnen.
    Chevalier lachte abermals, griff in die Jackentasche und zog etwas hervor. »Da siehst du, wie gut ich dich kenne. Und wie es aussieht, komme ich nun doch noch zu meinem kleinen Vergnügen, das du mir auf der Tanzfläche nicht gönnen wolltest. Stell dir vor, deine Gemeinheit mit dem Knie habe ich gut überstanden. Jetzt bin ich wieder total fit, und das wirst du gleich zu spüren kriegen.«
    Sie gurgelte protestierend.
    »So was machst du nicht noch mal, Baby«, sagte er überzeugt und lachte glucksend. »Denn wenn du es auch nur versuchst, muss ich dir schlimme Schmerzen zufügen. Begriffen?«
    Als er ihre Nasenspitze berührte, war es beinahe sanft. Doch sie spürte sofort, dass es nicht etwa sein Finger war. Denn die Berührung war kalt und hart. Entsetzt riss sie die Augen auf.
    Die Klingenspitze eines Messers

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