2889 - Schüsse aus dem Nichts
Kopf.
»Ist das so? Na ja, dem FBI kann man wohl nichts vormachen. Ich wollte jedenfalls nicht, dass Sie meine Gefühle für Ann durchschauen. Ich gelte als harter Knochen, verstehen Sie? Niemand sollte glauben, dass ich so sehr von einer Frau abhängig bin. Im Grunde ist Ann stärker als ich, wenn auch nicht körperlich. Aber sie verfügt über einen sehr starken Willen.«
»Als Ihre Dealerin hatte Ann Sie jedenfalls in der Hand, Feathers. Wurden Sie von ihr erpresst?«
Mein Gegenüber riss die Augen auf.
»Wie kommen Sie denn darauf, Agent Cotton? Nein, ich – so etwas würde Ann niemals tun.«
»Ein Unschuldsengel ist sie jedenfalls nicht«, warf Phil ein. »Das müssen doch auch Sie erkannt haben. Oder macht Liebe so sehr blind?«
Feathers schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht. Aber Ann hat sich in letzter Zeit verändert. Sie hatte Geheimnisse vor mir.«
»Gab es einen anderen Mann?«, fragte Rose Kerman. Der Boxer verneinte abermals.
»Auf keinen Fall, Agent Kerman. So etwas spürt ein Mann. Außerdem klappte es im Bett zwischen uns immer noch super. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Ann etwas vermisste. Aber sie wirkte irgendwie – aufgekratzt. Einmal hörte ich, wie sie mit dem Handy telefonierte. Sie sagte, sie sei einem irren Geheimnis auf die Spur gekommen.«
»Und Sie haben keine Ahnung, was Ann damit gemeint haben könnte?«
»Nein, Agent Cotton. Ich kann Ihnen noch nicht einmal sagen, mit wem sie bei der Gelegenheit telefoniert hat. Ann hütete ihr verdammtes Handy wie ihren Augapfel. Ich durfte dieses Gerät noch nicht einmal scharf anschauen. Und es schon gar nicht benutzen. In der Hinsicht verstand Ann keinen Spaß.«
Ich nickte. Zwar hatte Feathers schon während der Ermittlungen unserer New-Jersey-Kollegen die Handynummer der Verschwundenen verraten. Aber das nützte uns überhaupt nichts, da das Gerät ständig ausgeschaltet war. Also konnte es von unseren Technikern auch nicht geortet werden.
»Und mit wem hat Ann telefoniert? Haben Sie wenigstens einen Verdacht?«
»Da muss ich passen, Agent Cotton. Ich weiß nicht, mit wem sich Ann außer mit mir traf. Das klingt seltsam, ist aber Tatsache. Ich trainiere viel, verbringe viel Zeit in der Sporthalle. Und wenn ich Freizeit hatte, war Ann meistens sofort für mich da. Ich bin nicht krankhaft eifersüchtig, deshalb habe ich ihr auch nicht hinterherspioniert.«
Ob das stimmte? Für mich war das Geheimnis entscheidend, das Ann Swift alias Tabea Conroy angeblich entdeckt hatte. War das der Schlüssel zu ihrem abrupten Verschwinden?
»Seit wann wirkte Ihre Freundin denn so aufgekratzt, wie Sie es nannten? Können Sie den Zeitraum eingrenzen, Feathers?«
Der Boxer legte die Stirn in Falten. Es hatte den Anschein, als würde er angestrengt nachdenken. Schließlich schüttelte er den Kopf.
»Bedaure, Agent Cotton. Ich kann Ihnen unmöglich sagen, seit wann Ann sich so seltsam benommen hat. Auf jeden Fall ging es schon ein paar Wochen so. Da bin ich mir sicher.«
»Hat Ann Ihnen gegenüber jemals Kea Swanson erwähnt? Oder hat sie von den Deadly Sisters gesprochen?«
»Nein. Kea Swanson ist doch die Frau, die in New York abgeknallt wurde, nicht wahr? Und wer ist mit Deadly Sisters gemeint?«
Ich sagte es ihm. Der Boxer schien wirklich erstaunt zu sein. Für einen begnadeten Schauspieler hielt ich ihn eigentlich nicht. Aber andererseits hatte er es zunächst immerhin geschafft, uns über seine wahren Empfindungen für Ann Swift zu täuschen.
»Wow, das hätte ich nicht gedacht, Agent Cotton. Ich wusste ja, dass Ann Kontakt zur Drogenszene hat. Aber dass sie schon als Teenager so ein Früchtchen war, hat sie mir nie erzählt. Ich wusste sowieso nicht viel über Anns Vergangenheit.«
Das konnte ich mir vorstellen. Sonst hätte die junge Frau ihrem Boxer-Freund ja erzählen müssen, dass ihr echter Name Tabea Conroy lautete. Und sie hatte offenbar sehr sorgfältig darauf geachtet, dass niemand etwas von ihrer Herkunft erfuhr.
Nur Kea Swanson wusste von Tabea Conroys dunkler Vergangenheit. Hatte sie deshalb sterben müssen? Aber warum war zuvor auf Tabea Conroy und den Boxer geschossen worden? Diente diese Tat vielleicht nur der Tarnung und Verschleierung?
Ich brach meinen Gedankengang an dieser Stelle ab. Es war schon weit nach Mitternacht, allmählich meldete sich die Müdigkeit. Die Ermittlungen gegen die Drogen-Gang aus New Jersey konnten wir getrost unseren dortigen Kollegen überlassen. Schließlich war der Feuerüberfall auf
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