2889 - Schüsse aus dem Nichts
ein oder ist die Ähnlichkeit mit Julie Connors verblüffend?«
»Nein, das bildest du dir nicht ein.«
Auch ich war erstaunt, wie sehr sich das Bild durch den künstlichen Alterungsprozess verändert hatte. Aber von einigen geringfügigen Einzelheiten abgesehen hatten wir wirklich eine Aufnahme der Frau vor uns, die für den Bürgermeister die Wohltätigkeitsgala organisierte.
Ich klopfte Alec Hanray auf die Schulter.
»Tausend Dank, du hast uns sehr geholfen.«
»Dafür bin ich da, Kollegen.«
Der Computerspezialist widmete sich schon wieder seinen anderen Aufgaben. Phil und ich stürmten aus seinem Büro. Auch wir hatten einiges zu erledigen.
»Es passt, Jerry. Die Connors müsste schätzungsweise im selben Alter sein wie Kea Swanson und Tabea Conroy. Ein Tattoo ist mir bei ihr nicht aufgefallen, aber das hat sie höchstwahrscheinlich weglasern lassen. Das würde nämlich auch nicht zu ihrem Image als hochklassige PR-Beraterin passen, die sogar vom New Yorker Bürgermeister angeheuert wird.«
»Eben, Phil. Julie Connors hat viel zu verlieren. Wenn herauskäme, dass sie einst eine kriminelle Jugendliche war, wäre dadurch ihre Karriere zerstört. Aber noch wissen wir nicht, ob sie wirklich in einem Kinderheim in Wisconsin aufgewachsen ist. Und ob ihr Name in Wirklichkeit Joyce Hollow ist. Aber das wird sich leicht herausfinden lassen.«
Wir wollten sofort zu der Verdächtigen. Aber da klingelte mein Handy. Ich nahm das Gespräch entgegen.
»Agent Cotton hier.«
»Hier spricht Sergeant Tim McBride vom 71st Precinct in Brooklyn. Die FBI-Telefonzentrale hat mich zu Ihnen durchgestellt, Agent. Es geht um die vermisste weibliche Person Tabea Conroy, die sich auch Ann Swift nennt.«
»Ja, Sergeant?«
»Meine Partnerin und ich befinden uns gerade auf einer Routine-Patrouillenfahrt durch Crown Heights. Wir sind ziemlich sicher, die Frau erkannt zu haben. Sie sitzt gerade in einem Diner. Sollen wir sie festnehmen?«
»Nein, am besten nur beobachten. Wir kommen so schnell wie möglich zu Ihnen nach Brooklyn hinüber. Wurden Sie von der Verdächtigen schon bemerkt?«
»Ich glaube nicht. Wir sind mit dem Streifenwagen an dem Diner vorbeigefahren. Jetzt haben wir in der nächsten Querstraße geparkt. Das Diner befindet sich in der Nostrand Avenue, einen Block südlich vom Ferrington Building.«
»Wir kommen gleich zu Ihnen, Sergeant. Verfolgen Sie bitte die Frau, falls sie das Diner verlässt. Wir halten über die Handys Kontakt.«
Ich beendete das Gespräch. Einerseits wollte ich unbedingt Tabea Conroy gegenübertreten. Sie war schließlich eine wichtige Zeugin und konnte zur Aufklärung des Falles beitragen. Andererseits hielt ich Julie Connors inzwischen für dringend tatverdächtig. Wir mussten unbedingt verhindern, dass sie untertauchen konnte. Deshalb ging ich auf dem Weg zur Tiefgarage noch im Büro von Joe Brandenburg und Les Bedell vorbei. Ich schilderte den beiden Kollegen kurz, worum es ging. Der ehemalige NYPD-Captain nickte.
»Okay, dann ist also diese Julie Connors dringend tatverdächtig. Wir sollen sie hierher ins Field Office schaffen?«
»Ja, Joe. Aber lasst euch von ihrem harmlosen Aussehen nicht täuschen. Die Frau ist wahrscheinlich brandgefährlich, obwohl wir ihr bisher noch nichts nachweisen können. Aber das wird sich wahrscheinlich schon sehr bald ändern.«
***
Phil und ich stiegen in meinen Jaguar-E-Hybriden und brausten Richtung Brooklyn. Dabei setzten wir Sirene und Rotlicht ein. Doch als wir den Prospect Park passierten und auf dem Eastern Parkway Richtung Crown Heights fuhren, schaltete ich die Sirene wieder aus. Schließlich wollten wir Tabea Conroy nicht aufschrecken.
Während ich den roten Boliden lenkte, hielt Phil per Handy Kontakt zu Sergeant McBride. Da der Lautsprecher eingeschaltet war, bekam ich den Wortwechsel ebenfalls mit.
»Ich hoffe, Sie sind bald hier, Agents. Wir stehen hier nur herum und drehen Däumchen. In den letzten fünf Minuten kamen über Funk drei Meldungen wegen häuslicher Gewalt, einer Schlägerei und einem versuchten Raubüberfall in unserem Bezirk. Die Arbeit bleibt jetzt an unseren Kollegen hängen.«
»Ich weiß, Sergeant. Wir sind bald bei Ihnen, wir biegen bereits in die Nostrand Avenue ein. Gibt es etwas Neues von der Verdächtigen?«
»Nein, sie – doch, jetzt setzt sich ein Mann zu ihr. Die Frau hat einen Hotdog und Pommes Frites verdrückt und einen großen Softdrink getrunken. Sie schien auf jemanden zu warten, machte immer wieder
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