2889 - Schüsse aus dem Nichts
wie vor ergebnislos. Inzwischen hatte Mr High die Suchmaßnahmen schon auf die gesamte Ostküste ausweiten lassen. Doch es war, als wäre Tabea Conroy vom Erdboden verschluckt worden.
***
Am Nachmittag erfuhren wir, dass der Haftrichter den Manager Duke Morrow gegen eine Kaution von 50.000 Dollar auf freien Fuß gesetzt hatte. Das konnte uns nicht aus der Bahn werfen, denn offenbar war er ja wirklich kein Anstifter eines Mordes gewesen. Wie man hingegen das geplante Platzpatronen-Attentat zu werten hatte, war letztlich Sache der Staatsanwaltschaft.
Mein Partner und ich stärkten uns in der FBI-Kantine mit Cola und Sandwiches, bevor wir uns auf den Weg nach New Jersey machten.
»Der Gerichtsmediziner hat auch im Körper von Kea Swanson Drogenrückstände nachgewiesen«, erinnerte Phil kauend. »Ob die beiden Busenfreundinnen auch beim Dealen gemeinsame Sache gemacht haben?«
»Das ist möglich. Vielleicht steckt ja ein Rivale aus der Drogenszene hinter den Schüssen. Das würde auch erklären, warum Tabea Conroy nach dem missglückten Attentat sofort untergetaucht ist. Sie fürchtet wahrscheinlich um ihr Leben. Ich bin jedenfalls sicher, dass Jerome Feathers viel mehr weiß, als er bisher gesagt hat.«
»Der Box-Champ wird jedenfalls geschockt sein, wenn er heute Nacht einem Agent auf den Leim geht, Jerry. Ich hoffe, dass Feathers dann endlich Farbe bekennt.«
Nachdem wir unseren Chef über die gemeinsame Aktion mit den New-Jersey-Agents informiert hatten, fuhren wir wieder durch den Holland Tunnel in den Nachbarstaat. Rose Kerman und Mike Fitzgerald erwarteten uns in ihrem gemeinsamen Office.
»Agent Mario Vincente hat vor wenigen Minuten angerufen«, sagte die Kollegin.
Ich nickte.
Ich konnte Phil seine Unruhe deutlich anmerken. Mein Freund platzte heraus: »Was hat Mario Vincente denn nun gesagt?«
»Er trifft sich mit dem Boxer im Laundry Paradise . Das ist ein 24-Stunden-Waschsalon in der Trenton Street. Das Treffen findet in einer Stunde statt. Ein anderer Kollege von uns wird den Dealer spielen. Natürlich hat er keine echten Drogen bei sich, sondern Traubenzucker-Pillen. Sobald Feathers das Geschäft anbahnen will, klicken die Handschellen.«
Ich nickte anerkennend.
»Ah, ich verstehe. Ihr setzt bei der Operation zwei Agents ein, damit Feathers nicht später vor Gericht behaupten kann, er hätte gar kein Rauschgift kaufen wollen und sei hereingelegt worden.«
Mike Fitzgerald machte eine bejahende Bewegung und schaute auf die Uhr.
»Wir sollten jetzt allmählich aufbrechen, um uns in der Nähe in Position zu bringen. Ich will nicht erst in letzter Minute dort erscheinen. Wir müssen damit rechnen, dass unsere Widersacher das Areal ebenfalls im Auge behalten.«
Rose Kerman, Mike Fitzgerald, Phil und ich fuhren in einem unauffälligen zerschrammten Chrysler zum Einsatzort. Mein roter Bolide hätte in der miesen Gegend zu viel Aufsehen erregt, außerdem war in dem Jaguar für vier Agents kein Platz.
Das Laundry Paradise befand sich in einer besonders schäbigen Nachbarschaft von Newark. Die in der Wäscherei gesäuberten Kleidungsstücke waren vermutlich die einzigen sauberen Gegenstände im Umkreis von einer Quadratmeile. Obdachlose und andere verlorene Seelen wankten wie Schlafwandler über den verkommenen Boulevard.
Mike Fitzgerald saß am Lenkrad. Er hatte das Fahrzeug nur einen Steinwurf weit vom Laundry Paradise entfernt geparkt. Die Auto-Innenbeleuchtung war natürlich ausgeschaltet. Wir rutschten so weit wie möglich in den Sitzen nach unten.
Doch die trostlosen Gestalten auf dem Gehweg würdigten uns keines Blickes. Die meisten von ihnen zog es zu einem 24-Stunden-Schnapsladen, der mit dicken Stahlgittern wie eine Festung gesichert war. Wenn die Kerle das Geschäft wieder verließen, hatte jeder von ihnen eine braune Papiertüte in der Hand.
»Schaut euch diesen Typ an«, raunte ich. Wenig später hatten auch meine Kollegen den armen Teufel gesehen. Sein Körper war in einen schmutzigen Wintermantel gehüllt, trotz der lauen Frühlingstemperaturen. Die Wollmütze hatte er sich bis über die Augenbrauen gezogen, sodass von seinem Gesicht nur der struppige graue Bart zu erkennen war. Der Mann schob einen Supermarkt-Einkaufswagen vor sich her, in dem sich eine Menge Krimskrams befand.
Er bewegte sich so langsam, dass ihn eine Schnecke mühelos hätte überholen können. Aber warum sollte er sich auch beeilen? Er hatte offenbar kein Ziel.
Die Kollegen aus New Jersey hatten Phil und mich
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