2889 - Schüsse aus dem Nichts
hatte ebenfalls unser Einsatzfahrzeug verlassen. Er machte den als Penner verkleideten Verbrecher kampfunfähig. Der Mann wurde durch ein Geschoss aus Phils SIG von den Beinen gerissen. Mein Freund rannte zu ihm und entriss ihm die brandgefährliche Automatikwaffe.
Der Boxer Jerome Feathers wollte davonlaufen. Doch Rose Kerman und Mike Fitzgerald setzten ihm nach, brachten ihn mit vereinten Kräften zu Boden und legten ihm Handschellen an.
Aber die Gefahr war noch nicht gebannt. In dem verunglückten Gangsterschlitten saßen drei Männer, mindestens zwei davon bewaffnet. Phil kam zu mir, um mich zu unterstützen. Wir bewegten uns mit den Pistolen im Anschlag auf das Auto zu, wobei wir uns gegenseitig Deckung gaben.
»FBI!«, rief ich. »Alle aussteigen, aber langsam! Ich will die Hände sehen!«
Die beiden Typen, die vorne gesessen hatten, krochen langsam aus dem Wrack. Phil durchsuchte sie nach Waffen, während ich sie mit meiner Dienstpistole in Schach hielt.
Der Kerl auf dem Rücksitz hatte eine etwas längere Leitung. Er hatte sich bei dem Aufprall eine Platzwunde an der Stirn eingefangen und war leicht benommen. Jedenfalls leistete er bei der Festnahme keinen Widerstand, ebenso wenig wie seine Kumpane.
Rose Kerman forderte per Funk Verstärkung und eine Ambulanz an. Allmählich normalisierte sich mein Adrenalinspiegel wieder. Wir hatten die Situation jetzt im Griff. Phil stieß langsam die Luft aus den Lungen.
»Das war knapp, Jerry. Aber woher wusstest du, dass es eine Falle ist?«
»Der linke Mantelärmel des angeblichen Obdachlosen ist hochgerutscht. Da konnte ich sehen, dass er am Unterarm ein Gang-Tattoo hatte. Es war durch das Fernglas deutlich zu erkennen. Und dann griff er auch schon zu dem verflixten Sturmgewehr, das unter dem Krempel versteckt war.«
Wie sich später herausstellte, gehörten sowohl der verkleidete Hitman als auch seine drei Freunde der lokalen Drogenmafia an. Sie hatten irgendwie von dem fingierten Rauschgiftdeal Wind bekommen und wollten die lästige Konkurrenz ausschalten.
Wir ließen die verwundeten Verbrecher auf die Krankenstation des New Jersey State Prison schaffen. Ein Gutes hatte diese dramatische Aktion allerdings auch für unseren Fall: Jerome Feathers war durch den Feuerüberfall der Drogengangster so geschockt, dass er uns gegenüber redete wie ein Wasserfall. Momentan murmelte er allerdings nur unzusammenhängendes Zeug vor sich hin. Wir mussten ihm die richtigen Fragen stellen, wenn wir seine Aussagen sinnvoll verwerten wollten.
Streng juristisch betrachtet konnten wir ihm noch nichts nachweisen, denn der geplante fingierte Drogenkauf hatte ja nicht stattgefunden. Doch wenn der Boxer auspacken wollte, würden wir ihm gewiss nicht den Mund verbieten.
Also schafften wir Feathers ins Field Office von Newark. Er verzichtete freiwillig auf die Anwesenheit seines Anwalts Percy Reeves, mit dem er uns bei unserer letzten Begegnung noch gedroht hatte. Offenbar wollte der Mann nun reinen Tisch machen.
***
Rose Kerman besorgte Kaffee für uns alle. Es war eine seltsame Situation. Feathers saß uns in einem Verhörraum gegenüber, obwohl wir ihn weder verhaftet noch offiziell angeklagt hatten. Genau genommen glaubte ich auch nicht, dass er etwas mit dem Mord an Kea Swanson zu schaffen hatte. Aber der Boxer hatte uns bisher nicht die ganze Wahrheit gesagt. Doch nun wollte er auspacken, das sagte mir meine Erfahrung.
Feathers umklammerte seine Kaffeetasse mit beiden Händen. Sein Gesicht erinnerte von der Farbe her an eine wächserne Totenmaske. Er rieb sich mit den Handflächen über das Gesicht. Dann ertönte seine dunkle Stimme, die nun etwas brüchig klang.
»Verflucht, Agents. Ich hatte vorhin Entzugserscheinungen, war völlig von der Rolle. Aber jetzt bin ich klar im Kopf und stocknüchtern. Ich schätze, Todesangst funktioniert besser als jede Entziehungskur.«
Feathers grinste, aber seine Augen lachten nicht mit. Ich ging auf seine Sprüche nicht ein.
»Wie lange hat Ann Swift alias Tabea Conroy Sie mit Drogen beliefert, Feathers? Sie war doch Ihre Dealerin, nicht wahr?«
»Ja, das war sie. Aber Ann – ich nenne sie immer noch Ann – war noch viel mehr für mich. Wir haben uns gut verstanden, sie war meine Prinzessin. Sie hat alles für mich getan.«
»Jetzt klingen Sie aber völlig anders als bei unserem letzten Gespräch«, stellte ich fest. »Da hörte es sich so an, als ob Ann Swift nur eine Art Groupie für Sie wäre.«
Der Boxer schüttelte den
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