2890 - In den Maschen des World Wide Web
oft habe ich ihn auch ein paar Tage nicht gesehen. Er sagte dann nachher, dass er für Recherchen unterwegs war. Hat daraus dann eher ein Geheimnis gemacht.«
»Hat er erwähnt, woran er aktuell arbeitet?«, war meine nächste Frage.
Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre langen Haare durcheinandergerieten. »Nein, hat er nicht, und ich habe auch keine Ahnung, woran er gerade arbeitet. Aber was soll dieser ganze Zirkus überhaupt? Ist er in irgendetwas verwickelt? Ich meine, wenn das FBI auf den Plan gerufen wird, dann muss doch etwas los sein.«
Sie wurde nur etwas unruhig. Wahrscheinlich vermutete sie, dass Geddon etwas zugestoßen sein könnte.
»Im Moment wissen wir das selbst nicht so genau«, antwortete ich ausweichend. »Wir haben Mister Geddon bisher nicht erreichen können, um ihn selbst zu fragen. Daher haben wir ihn in seiner Wohnung gesucht, in die offenbar eingebrochen wurde. Daher der ganze Trubel.«
»Aha«, sagte sie skeptisch. »Und ihm ist sicher nichts passiert? Ich habe nämlich schon seit ein paar Tagen so ein komisches Gefühl.«
»Wenn wir etwas Konkretes herausfinden, informieren wir Sie gerne«, sagte ich.
»Das wäre nett«, sagte sie.
»Sie haben von dem Einbruch in Mister Geddons Wohnung nichts mitbekommen?«, wollte Phil wissen.
»Nein, gar nichts«, antwortete sie. »Sonst hätte ich die Polizei gerufen. Wir passen hier in der Nachbarschaft schon auf und helfen einander, das ist selbstverständlich.«
»Und es sind Ihnen in den letzten zehn bis vierzehn Tagen auch keine Personen aufgefallen, die nicht hier im Haus wohnten?«, hakte Phil weiter nach.
»Nein, zumindest nicht so, dass ich vermuten würde, dass es sich bei denen um Einbrecher handeln würde. Da hätte ich – wie gesagt – die Polizei gerufen.«
»Eine Frage noch«, sagte ich. »Wann haben Sie Mister Geddon das letzte Mal gesehen?«
Sie überlegte, langte nach ihrem Glas und nahm einen kräftigen Schluck. »Das ist etwa zwei Wochen her. Da war er wieder so aufgeregt – so wie immer, wenn er eine Story witterte. Er träumte davon, mal den Pulitzer-Preis zu gewinnen. Wahrscheinlich wie alle Journalisten. Aber worum es dabei ging, hat er mir nicht erzählt.«
»Vielen Dank für Ihre Unterstützung, dann wollen wir Sie nicht länger belästigen«, sagte ich und stand auf.
»Hier, meine Karte«, sagte sie und reichte sie mir. »Damit Sie mich erreichen können, wenn Sie was über Quentin wissen.«
Ich nahm die Karte und steckte sie ein. »Danke.«
Wir verließen ihre Wohnung, schauten kurz bei den Leuten der Crime Scene Unit vorbei und machten uns dann auf den Weg zurück ins Büro.
***
Im FBI Field Office angekommen erstatteten wir Mr High Bericht.
»Wann können wir mit den Ergebnissen des DNA-Tests rechnen?«, fragte er.
»Noch heute, sagt Dr. Drakenhart«, antwortete Phil und schaute auf die Uhr. »Wir wollten ohnehin noch ein paar Recherchen anstellen und mit Browder und Nawrath sprechen. Vielleicht sind sie mit der Analyse der Daten vorangekommen.«
Mr High nickte. »Gut, informieren Sie mich, sobald die Ergebnisse der Analyse vorliegen.«
Wir bestätigten das und verließen sein Büro. Nach einer obligatorischen Tasse Kaffee von Helen machten wir uns auf den Weg zu den beiden Computerspezialisten, die uns bei diesem Fall unterstützen.
Die beiden waren so sehr auf ihre Geräte konzentriert, dass sie erst gar nicht bemerkten, dass wir den Raum betreten hatten.
»Gibt es gute Nachrichten?«, fragte Phil.
Michael Nawrath fuhr überrascht herum und schaute uns an. »Ach, ihr seid’s. Nachrichten, ja, wir haben bereits zwei der insgesamt zwölf Computer, die das Feuer überlebt haben, unter die Lupe genommen. Und dabei einiges herausgefunden.«
Ben Browder drehte sich ebenfalls zu uns um. »Nicht so viel, wie wir gehofft hatten, aber bei solchen Jobs ist es immer schwer, die Arbeit exakt einzuschätzen. Man muss bedenken, dass die Daten ja nicht so aufbereitet sind, dass jemand anders versteht, worum es geht. Aber wir haben schon ein gutes Konzept, denke ich.«
Er schaute Agent Nawrath an und der stimmte ihm nickend zu.
»Dann lasst mal hören«, sagte Phil und setzte sich.
Ich tat es ihm gleich und wartete gespannt auf den Bericht der beiden Spezialisten.
»Anfangs war alles ein heilloses Durcheinander«, begann Agent Nawrath. »Aber das ist oft so, also nichts Besonderes. Klarer wurde das Ganze, als wir den zweiten Rechner analysiert haben. Da gab es viele Übereinstimmungen und
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